Editorial - OUP 05/2023
Editorial
Aspekte der Schmerztherapie
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
diese Ausgabe ist eine besondere, da sie von unserem Hauptschriftleiter, Vorbild, Mentor, Förderer und Freund Prof. Jörg Jerosch gestaltet wurde. Leider konnte er dieses Heft nicht mehr abschließen, da er im Juni verstorben ist. Umso wichtiger ist es, dass er in der OUP für immer weiterlebt und daher freue ich mich, Ihnen die Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe mit ihren Erinnerungen an Prof. Jerosch vorstellen zu dürfen.
Für Martin Legat, der interventionelle Maßnahmen beim Therapieren eines CRPS vorstellt, war Jörg Jerosch immer ein sehr großes Vorbild. Dies nicht nur hinsichtlich seiner medizinischen und wissenschaftlichen Kompetenz, sondern insbesondere für seine sehr menschliche und ruhige Art, mit der er viele Diskussionen und Debatten zu einem konzilianten und konstruktiven Ergebnis geführt hat.
Christian Wille ging 2012 in Neuss am Rhein in die Niederlassung und lernte dabei Prof. Jerosch kennen. Besonders in Erinnerung werden ihm die IGOST-Kurse bleiben, auf denen er auf Jeroschs Einladung hin vortragen durfte. Herr Wille zeigt einen Behandlungsalgorithmus für den neuropathischen Schmerz auf.
Theodoros Theodoridis berichtet über Landmarken assistierte Injektionstechniken an der Wirbelsäule und findet folgende persönlichen Worte: „Es war mir immer eine Freude und Ehre, mit Dir zusammenzuarbeiten. Gerne hätte ich mit Dir gemeinsam die Fertigstellung und Veröffentlichung dieses Beitrags erlebt. Du warst mit Deiner Sachkenntnis und Deinem Engagement stets Vorbild für mich. In freundschaftlicher Erinnerung.“
Hans-Raimund Casser sagt, dass Jörg Jerosch ihm schon früh seit den neunziger Jahren aufgrund seiner zahlreichen Publikationen und Büchern bekannt war. Er hatte ihn sich als enthusiastischen Orthopäden und bedingungslosen Wissenschaftler vorgestellt, was er sicherlich auch war, erlebte ihn aber später persönlich von einer ganz anderen Seite während eines sportmedizinischen Kongresses am Gardasee. „Es war vor gut zehn Jahren, als er sich als begeisterter Sportler und Mountainbiker entpuppte, der sich furchtlos die berüchtigte Passo-di-Tremalzo-Abfahrt hinabstürzte, etliche Blessuren davontrug, aber darüber kein Wort verlor, sich sofort wieder aufrappelte und gleich wieder zur Tagesordnung überging. Es entsprach seiner Mentalität, hart mit sich selbst umzugehen, für andere aber immer ein offenes Ohr zu haben und sich als wirklicher Sportkamerad zu erweisen.“ Passend dazu trägt Casser einen Artikel über die interdisziplinäre multimodale stationäre Schmerztherapie bei.
Stefan Grüner gibt uns einen Überblick über den Einsatz von Botulinumtoxin in Orthopädie und Traumatologie. Er lernte Jörg Jerosch zuerst kennen – schon niedergelassen – als er als Nachfolger seines alten Chefs Ralf Ferdini an das Johanna-Etienne-Krankenhaus in Neuss kam. „Jörg Jerosch war ein kompetenter und unkomplizierter Kollege, mit dem man immer rasch und in sehr angenehmer und kollegialer Art und Weise Angelegenheiten besprechen konnte.“
Stefan Middeldorf befasst sich in der Ausgabe mit der Fahrtüchtigkeit unter Schmerzmedikamenten. Er schreibt: „Viel zu früh – doch nicht unerfüllt“ heißt es oft, wenn Menschen zu ihrer Zeit aus dem Leben gerissen werden. Im höchsten Maße trifft dies auch auf Jörg Jerosch zu, eine Arztpersönlichkeit, bei dem der Inhalt eines curriculum vitae für drei oder mehr Karrieren gereicht hätte. Seine Nahbarkeit für jedermann, seine Weisheit, sein empathisches und freundliches Wesen, seine Besonnenheit, auch in verfahrenwirkenden Situationen unserer Fachgesellschaft immer einen ausgleichenden und klugen Weg zu finden, ja, auch seine Tierliebe, wird mir immer in Erinnerung bleiben.“
Die Kollegen Kneer und Schmidt beschrieben Prof. Jerosch als inspirierenden Ansprechpartner und erfolgreichen akademischen Ratgeber für alle Fragen der konservativen Orthopädie über Jahrzehnte. „Er lehrte uns mit unablässigem Engagement und durch sein Vorbild, Wissenschaft und Praxis zum Wohle unserer gemeinsamen Patientinnen und Patienten zu verbinden.“ Kneer und Schmidt informieren uns diesmal über die Befunddokumentation mit der Neutral-Null-Methode bei der Begutachtung.
Den Abschluss dieses besonderen Heftes bildet der CME-Artikel, von Prof. Jörg Jerosch selbst verfasst, über die konservative Schmerztherapie bei der Arthrose.
Lieber Jörg, wir werden dich vermissen, aber nie vergessen. Ich persönlich möchte mich bei dir für deine Unterstützung und dein Vertrauen bedanken. Es war mir eine Ehre!
Neben Prof. Jerosch muss die VSOU leider auch von zwei weiteren Mitgliedern und verdienten Persönlichkeiten der Orthopädie und Unfallchirurgie Abschied nehmen. Völlig überraschend ist Prof. Volker Bühren im August verstorben und auch Prof. Heinz Mittelmeier ist im Juli in hohem Alter verschieden. Beide haben als Kongresspräsidenten VSOU-Jahrestagungen gestaltet. Ausführliche Nachrufe werden wir in der Dezember-Ausgabe der OUP veröffentlichen. Unsere Gedanken sind bei ihren Familien und Angehörigen.
Trotz der traurigen Nachrichten hoffen wir, dass für jede Leserin/jeden Leser etwas Interessantes dabei ist und bedanken uns herzlich bei allen Autorinnen und Autoren für die großartigen Beiträge.
Ihr
Achim Benditz
Prof. Achim Benditz, MHBA
KU Klinikum Fichtelgebirge Marktredwitz
Prof. Dr. med. Lars Victor
Baron von Engelhardt
Landesklinikum Horn, Österreich
Hauptschriftleiter OUP
Artikelinformation
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