Originalarbeiten - OUP 06/2013
Einschränkung von Taluskippung und -vorschub durch Sprunggelenkorthesen nach fibularer Bandruptur
A. Linden1, M. Fischöder1, W. van Laack2, M. Staat1
Zusammenfassung: Die fibulare Bandruptur zählt zu einer der am häufigsten auftretenden Verletzungen des Bewegungsapparats. In den meisten Fällen wird heute die konservativ frühfunktionelle Therapie mit Sprunggelenkorthesen allgemein bevorzugt. Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden 14 verschiedene Sprunggelenkorthesen im Hinblick auf ihre Einschränkung von Taluskippung und Talusvorschub untersucht. Zur Simulation einer fibularen Bandruptur wurde ein Unterschenkelmodell aus Holz mit Fußteil, mit angelegten Orthesen in einen Scheuba-Halteapparat eingespannt und mit 150 N seitlich sowie anterior-posterior belastet. Anhand der erstellten „gehaltenen“ Röntgenaufnahmen konnten Taluskippung und Talusvorschub jeder einzelnen Orthese eindeutig bestimmt werden. Die meisten Orthesen erreichten zufriedenstellende Ergebnisse. Es stellte sich heraus, dass vor allem eine eng anliegende, im Gelenkbereich anatomisch angepasste Form vorteilhaft zu sein scheint.
Schlüsselwörter: Distorsion des oberen Sprunggelenks, fibulare Bandruptur, Sprunggelenkorthesen
Zitierweise
Linden A, Fischöder M, van Laack W, Staat M: Einschränkung von Taluskippung und -vorschub durch Sprunggelenkorthesen nach fibularer Bandruptur. OUP 2013; 6: 306–309.
DOI 10.3238/oup.2013.0306–0309.
Abstract: The ankle sprain is actually one of the most common injuries. Nowadays the conservative pre-functional
therapy with ankle braces is generally preferred. In the pres ent study 14 different ankle braces were tested with regard to their ability to constrict the talar tilt and anterior drawer displacement. As part of the tests a wooden model of a foot was used in order to simulate an ankle sprain. This model was clamped in a Scheuba-device with different ankle braces and a force of 150 N was applied to it. The stress radiographs showed different talar tilts and anterior drawers of each brace. Most ankle braces achieved a satisfying result. It has become obvious that a tight fitting and an anatomically designed shape seem to be favourable.
Keywords: ankle sprain, rupture of the fibular ligament, ankle braces
Citation
Linden A, Fischöder M, van Laack W, Staat M: Constraint of talar tilt and anterior drawer by different ankle braces after the rupture of fibular ligaments. OUP 2013; 6: 306–309.
DOI 10.3238/oup.2013.0306–0309.
Einleitung
Die fibulare Bandruptur ist eine der häufigsten Verletzungen. Im Bereich der Sportverletzungen liegt der Anteil an Außenbandverletzungen bei 40 % [5]. Die Ursache für eine fibulare Bandruptur ist zumeist ein Supinationstrauma, bei dem der Fuß über den äußeren Fußrand nach innen wegknickt [4]. Dabei wird der fibulare Bandapparat stark belastet, und es kann zu Mikrorissen oder zur kompletten Ruptur der Bänder kommen. Ein Supinationstrauma kann durch äußere Einflüsse wie etwa unzweckmäßiges Schuhwerk, unwegsames Gelände oder Kontaktflächenwechsel, aber auch durch innere Einflüsse wie z.B. statische Fehlstellungen oder muskuläre und neurologische Defizite [8] verursacht werden.
Bei einer Verletzung des lateralen Bandapparats ist in 75 % der Fälle das Lig. talofibulare anterius komplett rupturiert, in 60 % der Fälle kommt es zu einer Beteiligung des Lig. calcaneofibulare. Das Lig. talofibulare posterius ist in weniger als 5 % der Fälle betroffen und spielt somit nur eine untergeordnete Rolle [6]. Zu den Symptomen einer akuten Verletzung zählen Schwellungen, Hämatome, Druckschmerzen, Belastungsbeschwerden und Gelenkinstabilität. Letztere resultiert in einer vergrößerten Taluskippung und einem vergrößerten Talusvorschub [6, 7]. Bei Verdacht auf eine Verletzung können die Kippung und der Vorschub des Talus gemessen und so eine Diagnose gestellt werden.
Sind Talusvorschub und -kippung pathologisch vergrößert, müssen sie behandelt werden. Als Therapieform der Wahl gilt hierfür heute zumeist eine konservative, frühfunktionelle Behandlung [1–3, 5, 6].
Dabei wird das geschädigte Gelenk hochgelagert, bis die Schwellung abgeklungen ist. Anschließend kann es mit einer Sprunggelenkorthese stabilisiert werden, um bereits frühzeitig eine erneute Belastung zu ermöglichen. Sobald der Patient beschwerdefrei ist, wird mit physiotherapeutischen Maßnahmen zur Reflexschulung und zum Muskelaufbau begonnen [2, 3].
Eigene Untersuchungen
Die Behandlung der Außenbandruptur ist ein aktuelles Thema. Durch Bagatellisierung der Verletzung kommt es immer noch häufig zu Folgeschäden. Die richtige Primärbehandlung ist deswegen von großer Bedeutung [11]. Auch die große Anzahl der auf dem Markt erhältlichen Hilfsmittel zur Behandlung der fibularen Bandruptur zeigt, wie wichtig es ist, sich mit den Stabilisierungseigenschaften der verschiedenen Orthesen auseinanderzusetzen.
Im Rahmen dieser Studie wurden deshalb die in Abbildung 1 gezeigten 13 Knöchelorthesen und ein Stabilschuh hinsichtlich ihrer Einschränkung von Taluskippung und -vorschub getestet. Im Versuchsaufbau wurden dazu die verschiedenen Orthesen an ein Unterschenkelmodell aus Holz mit Fußteil angelegt und im Halteapparat nach Scheuba geröntgt.
In diesem Modell ist das obere Sprunggelenk beweglich und der menschlichen Anatomie nachempfunden. Sowohl der mediale als auch der laterale Bandapparat werden durch Lederstreifen dargestellt. Die einzelnen Bänder sind durch Klettverschlüsse miteinander verbunden; durch das Lösen der Bänder kann eine Bandruptur simuliert werden. In den Gelenkflächen befinden sich senkrecht übereinanderstehend 2 Metallstifte. Anhand dieser kann auf den Röntgenbildern die Position der Gelenkpartner zueinander eindeutig bestimmt und somit die Taluskippung und der -vorschub gemessen werden (Abb. 1).
Der Scheuba-Halteapparat wurde entwickelt, um gehaltene Röntgenaufnahmen zur Diagnose von Bandverletzungen reproduzierbar zu machen. Je nachdem, ob Taluskippung oder Talusvorschub gemessen werden sollen, müssen der Halteapparat kalibriert und das Holzfußmodell entsprechend eingespannt werden. Dann wird das Modell mit 150 N (15 kp) belastet. Für die Messung der Taluskippung zur Integritätsprüfung in der Frontalebene wird die Kraft medial oberhalb des Knöchels eingeleitet und das Modell im ap-Strahlengang geröntgt. Um den Talusvorschub zur Integritätsprüfung in der sagittalen Ebene zu bestimmen, wird das Modell frontal über dem Gelenkspalt belastet. Von dieser Situation wird eine seitliche Röntgenaufnahme angefertigt. Anschließend können Talusvorschub und Taluskippung anhand der eingebrachten Metallstifte bestimmt werden (Abb. 2 und 3).