Aktuelles - OUP 01/2018

Kurzgefasste Fußchirurgie
Christina Stukenborg-Colsman, Renée Andrea Fuhrmann: Thieme Verlag, 2017, 384 Seiten, 622 Abbildungen, ISBN: 9783132010215, 149,99 Euro

Bis vor etwa 20 Jahren beschränkte sich die Vorfußchirurgie auf Operationsverfahren, die mit dem Namen Hohmann und Keller-Brandes verbunden sind, beim Rückfuß war besonders bei Arthrosen die Arthrodese das Verfahren der Wahl. In den letzten 20 Jahren kam es zu einer rasanten Entwicklung von verschiedenen, zum Teil sehr differenzierten operativen Verfahren in der Fußchirurgie, die nicht zuletzt auch mit der Entwicklung neuer Implantate zusammenhängen, z.B. kanülierte Doppelgewindeschrauben, winkelstabile Platten und zementfreie Dreikomponenten-Sprunggelenk-Prothesen.

Dem aktuellen Stand der Behandlung von Erkrankungen und Verletzungen des Fußes möchte das vorliegende Buch von den beiden Herausgeberinnen Prof. Christina Stukenborg-Colsman und PD Dr. Renée Andrea Fuhrmann, Rechnung tragen. Beide sind bekannte Expertinnen in diesem Teilgebiet der Orthopädie.

Aus dem Titel kann man den Ansatz einer kurzgefassten Fußchirurgie schließen, beim Durchblättern des Inhaltsverzeichnisses erkennt man aber den sehr breiten Umfang, mit dem sich das Buch den operativen Verfahren des Fußes widmet, z.B. mit dem großen Kapitel der Vorfußchirurgie, welches sich auf die einzelnen Indikationen mit jeweils herausgestellten Unterkapiteln aufgliedert.

Dem chirurgischen Hauptteil wurden noch in ausführlicher Darstellung die Aspekte der Anamnese, der bildgebenden Verfahren, der Anästhesie und der Schmerztherapie vorangestellt.

Beim Mittelfuß beschränken sich die Herausgeberinnen auf die in der Praxis sehr wichtige Arthrose des Tarsometatarsale-1-Gelenks. Dagegen befasst sich der Rückfuß als dem umfangreichstes Kapitel mit den verschiedenen Fehlstellungen des Fersenbeins und der Fußwurzel, auch mit der Instabilität des oberen Sprunggelenks und der Arthrose. Die sehr komplexen Korrekturen bei Pathologien des Längsgewölbes werden anschaulich vermittelt.

Ein eigenes Unterkapitel widmet sich den Knorpelschäden am Talus und ihren Behandlungsverfahren. In 3 weiteren Abschnitten wird auf die Sehnenpathologien einschließlich der Plantarfasziitis eingegangen, ebenso auf die kindlichen Fußdeformitäten und Coalitiones. Ein weiterer Abschnitt befasst sich mit den Nervenkompressionssyndromen, besonders herausgestellt wird das Morton-Neurom, das Tarsaltunnel-, aber auch das regionale Schmerzsyndrom (M. Sudeck).

Um die Aspekte der Fußchirurgie breit abzudecken, wird auch auf traumatische Verletzungen eingegangen, so die sehr häufigen Frakturen des oberen Sprunggelenks, der distale tibiofibulare Bandkomplex, die Lisfranc-Verletzungen und die Calcaneus-Fraktur.

Ergänzend zu den operativen oder invasiven Maßnahmen wird der technischen Orthopädie ein Extrakapitel gewidmet zur Behandlung des Charcot-Fußes, der Therapie von neurogenen Deformitäten und auch der Prothesenversorgung nach Amputation in ihrer jeweiligen Resektionshöhe.

Das Buch der beiden Herausgeberinnen ist ein Multi-Autoren-Band, wobei die einzelnen Kapitel von namhaften Spezialisten mit einer langjährigen Expertise auf fußchirurgischem Gebiet geschrieben wurden. Von Prof. Stukenborg-Colsman wurde das wichtige Kapitel der Hallux-valgus Chirurgie und von Dr. Fuhrmann die Behandlung des Pes planovalgus selbst verfasst.

Wer immer das Buch in die Hand nimmt, dem fällt gleich die angenehme Farbgebung ins Auge mit den vielen, sehr instruktiven Bildern, seien es die prä- und postoperativen Röntgenbilder, die Bilder vom Operationssitus, aber auch die vielen Schemazeichnungen. Oft gibt es Beispiele von arthroskopischen Bildern und CT/MRTs sowie Bilder von Orthesenversorgungen.

Exemplarisch für das Bemühen um eine wertneutrale Darstellung sei das Kapitel Arthrose des OSG genannt, welches die Verfahren Korrektur-Osteotomie, Prothese und Arthrodese gleichwertig nebeneinander stellt.

Schwerpunktmäßig strukturiert sich das Buch in Pathologien, die Behandlung mit einer informativen Einleitung, Ätiologie/Pathomechanik oder Klassifikation, die diagnostischen Maßnahmen, die konservative Therapie und die für den Anspruch des Buchs doch sehr ausführlichen operativen Anleitungen und Verfahrensalternativen, auch Hinweise auf Implantate. Jedes Unterkapitel wird mit einem ausführlichen Literaturverzeichnis abgeschlossen. Am Ende des Buchs findet sich ein umfangreiches Sachverzeichnis.

Zusammengefasst handelt es sich um ein herausragend gut aufgemachtes Buch, welches in übersichtlicher und trotzdem detailreicher Form die aktuellen Möglichkeiten der Fußchirurgie beschreibt. Man nimmt es aufgrund des Formats gerne in die Hand, die Aufmachung ist visuell sehr angenehm und die Gliederung perfekt gelungen. Man muss feststellen, dass dieses Buch eine Bereicherung sein wird sowohl für diejenigen, die sich erst neu in die Fußchirurgie einarbeiten wollen, aber auch für erfahrene Mediziner auf diesem Gebiet, die sicherlich immer wieder viele Anregungen gewinnen werden. Unbedingt gehört dieses Buch in die Bibliothek
einer orthopädisch-unfallchirurgischen Klinik.

Burkhard Mai, Kassel

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