Medien - OUP 11/2015

Schmerzfrei durch Humankybernetik. Auf den Spuren der körpereigenen Regulation
Herbert Koerner, Bettina Reckter, Verlagshaus der Ärzte, Wien 2015, 144 Seiten, Broschur, ISBN: 978990521243, 14,90 Euro

Der Fachorthopäde und Diplomingenieur Koerner aus Berlin widmet sich seit vielen Jahren als Humankybernetiker in seinem Berliner Institut der Frage, wie Steuerungs- und Regelprozesse im menschlichen Körper genau ablaufen und wie sie, z.B. im Falle chronischer, somatischer und funktioneller Beschwerdebilder beeinflusst werden können. Im Sinne der Atlasmedizin setzt er ohne direkten Kontakt zu Patienten hochenergetische Energieimpulse, die bei vermutetem Transfer über das Wasser des Interzellularraums im Sinne einer Harmonisierung aller bioaktiven Informationsquellen bei hierfür sensiblen Patienten einen schlagartigen Reset im Stammhirn herbeiführen sollen (der Autor bezeichnet dies als „brain splitting“). Die dann einsetzende Harmonisierung der Regelkreise führe in vielen Fällen zu einer Schmerzbefreiung in der gerade behandelten Körperhälfte (Löschung des Schmerzgedächtnisses?). Die Wirkung sei verblüffend, etliche Patientenbeispiele (chronische Schmerzen, Stressdekompensation, Burn-out-Situation, beeinträchtigte sportliche Leistungsfähigkeit) scheinen die Effizienz zu belegen, wenngleich die Wirkungsmechanismen des Heilerfolgs physikalisch nur schwer messbar seien. Ob der gesetzte Impuls über Schaffung einer emotionalen Distanz tatsächlich zu einer „Neueinstellung im Gehirn“ führt, bleibt letztendlich Spekulation. Man hüte sich jedoch davor, diese Methode als Spinnerei oder Hokuspokus abzutun. „Wer heilt, hat Recht“, so heißt es bei der Behandlung problematischer Schmerzbilder abseits der Schulmedizin, umso mehr, solange die komplizierten physiologischen Wege der Schmerz- und Stressverarbeitung noch im Dunkeln liegen.

Das Buch ist gut verständlich geschrieben, gibt Erklärungsversuche, ist gespickt mit persönlichen Erfahrungen des konservativen Orthopäden Koerner, angereichert durch Erlebnisse mit Menschen während seiner 6-jährigen Umsegelung der Welt auf der Barfußroute. Unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten bleibt das Werk an der Oberfläche, es erhebt aber auch diesbezüglich keinen hochtrabenden Anspruch. Es ist geeignet für konservativ tätige Orthopäden mit dem Schwerpunkt „manuelle Medizin“, auch für Physiotherapeuten, vor allem aber aufgrund der gut verständlichen Erklärungsversuche für betroffene Patienten.

Jürgen Heisel

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