Originalarbeiten - OUP 05/2012
Der SL-Plus-MIA-Schaft –
Ergebnisse nach 1000 ImplantationenThe SL-Plus-Mia-stem – Results after 1000 implantations
Ergebnisse nach 1000 Implantationen
In 46 Fällen (4,6%) waren Komplikationen zu beobachten, die nicht in direktem Zusammenhang mit dem Schaftimplantat stehen (Tab. 1). Die 18 Komplikationen in direktem Zusammenhang mit der Schaftimplantation sind in Tabelle 2 dargestellt. Die Schaftfrakturen wurden erst im postoperativen Verlauf diagnostiziert. Sie heilten alle unter Entlastung an Stöcken innerhalb von 10 Wochen. In zwei Fällen war ein Absinken des Schaftes um rund 5 mm zu beobachten.
27-mal war eine Re-Operation notwendig (Tab. 3), 19-mal wegen anderen Komplikationen, 8-mal wegen spezifischen Schaftproblemen: 4 Schaftwechsel wegen aseptischer Lockerung, 4
Osteosynthesen des Trochanters.
In 24 Fällen wurde eine Malposition des Schaftes beobachtet, 23-mal eine Varus-Fehlstellung, eine Valgusposition. In 6 Fällen scheint das Schaftimplantat zu klein gewählt zu sein. Alle diese 30 Fälle sind ohne Re-Operation problemlos geheilt und ab drittem postoperativem Monat voll belastbar.
In 54 Fällen fanden sich Radio Lucent Lines (Abb. 1) im proximalen Schaftbereich (Gruen Zone 1). Diese sind deutlich seltener bei den HA-beschichteten Schäften (N=5) als bei Schäften ohne Beschichtung (N=49). Eine klinische Relevanz konnte nicht festgestellt werden.
In der Beobachtungszeit zwischen vier Monate bis fünf Jahre sind 989 MIA-Schäfte radiologisch eingeheilt. Elf Schäfte mussten wegen aseptischer Lockerung (N=4) oder wegen Infekt (N=7) gewechselt werden. 977 Patienten sind schmerzfrei. 982 sind auch hinkfrei und stockfrei gehfähig und haben ihren gewohnten Sport wieder aufgenommen.
Diskussion
Anhand von 1000 Fällen zweier Operateure kann gezeigt werden, dass der SL-Plus-MIA-Schaft trotz der Modifikation, aber unter Beibehaltung des bewährten Verankerungsprinzips des SL-Schaftes [4, 5] sehr gute Resultate zeigt. Die allgemeinen Komplikationen, wie Infekt, Prothesendislokation etc. bewegen sich im Rahmen der Angaben in der Literatur [6]. Typische Schaft assoziierte Probleme sind durch Beachtung der korrekten OP-Technik zu beherrschen.
Trochanterfrakturen können einerseits durch einen mangelhaften Release der Kapsel verursacht werden. Im Zusammenhang mit dem MIA-Schaft ist zusätzlich auf die für dieses Implantat spezifische Raspelkurve aufmerksam zu machen, anders als beim SL- oder beim SLR-Schaft, wo ein gerades Einführen in der Verlängerung des Markraums erforderlich ist. Trochanterfrakturen können vermieden werden, wenn diese Kurve beim Einführen der MIA-Raspel, aber auch beim Entfernen derselben beachtet wird (Abb. 2).
Das Auftreten der drei beobachteten Schaftfrakturen/-fissuren ist nicht geklärt. Schaftsprengungen sind bei allen zementfreien Implantaten beschrieben. Die Modifikation stellt keine spezifische Prädisposition für Schaftfrakturen dar.
Malpositionen sind dem minimalen Zugang und nicht dem Implantat anzulasten. Mit geeignetem MIS-Instrumentarium und allenfalls unter Einsatz der Navigation lassen sie sich vermeiden. Weicht die zu implantierende Schaft-größe mehr als eine Nummer von der geplanten Größe ab, ist eine intraoperative Röntgenkontrolle angezeigt.
Das Auftreten von Radio Lucent Lines hauptsächlich in der Zone 1 ist in unserer Beobachtung ohne klinische Relevanz und deutlich geringer bei der HA-Beschichtung als bei unbeschichteten Implantaten.
Zusammenfassung
Anhand von 1000 Fällen zweier Operateure sind im Follow-up zwischen vier Monaten und fünf Jahren gute klinische und radiologische Resultate mit geringer Komplikationsrate zu beobachten. Der SL-Plus-MIA-Schaft hat sich bewährt. Die Modifikation zwecks Verwendung bei MIS-Zugängen unter Beibehaltung des distal-kortikalen Verankerungsprinzips hat keine Nachteile gebracht. Auf die OP-Technik, insbesondere die Einhaltung der Raspel-Einführkurve muss besonderen Wert gelegt werden.
Korrespondenzadresse
Dr. med. Josef E. Brandenberg
Orthopädische Klinik Luzern OKL
St. Annastrasse 32
CH- 6006 Luzern, Schweiz
E-Mail: Josef.brandenberg@hin.ch
Literatur
1. Zweymüller KA, Lintner FK, Semlitsch MF: Biological fixation of a press-fit titanium hip joint endoprosthesis. Clin Orthop 1988; 235:195–206
2. Janda W, Hübl M, Stöckl B, Thaler M, Labek G: Performance of the Zweymüller total hip arthroplasty system: a literature review including arthroplasty register data. EUR Orthop Traumatol DOI 10, 1007/s12570–101– 0004-z
3. Pflüger G, Junk-Jantsch S, Schöll V: Minimally invasive total hip replacement via the anterolateral approach in the supine position. Int Orthop 2007; 31 Suppl 1: 7–11
4. Zweymüller KA, Semlitsch MF: Concept and material properties of cementless hip prosthesis system with AL2=3 ceramic ball heads and wrought Ti-6A1–4V stems. Arch Orthop Trauma Surg 1982; 100: 229–236
5. Lintner F, Zweymüller KA, Brand G: Tissue Reaction to Titanium Endoprosthesis. Autopsy studies in four cases. J Arthroplasty 1986; 11: 83–195
6. Ochsner PE (Herausgeber). Die Hüfttotalprothese. Implantationstechnik und lokale Komplikationen. Springer. Berlin, Heidelberg. 2003
Fussnoten
1 Orthopädische Klinik Luzern OKL, Schweiz
2 Endoclinic Zürich, Schweiz
DOI 10.3238/oup.2012.0208-0211