Aktuelles - OUP 01/2018
Evidenzbasierte Therapie mit der Beckenorthese SacroLocIliosakralgelenk-Syndrom
Bis zu 70 % der Bevölkerung sind im Laufe ihres Lebens von Kreuzschmerzen betroffen. Auch wenn diese hohe Prävalenz meist idiopathisch begründet ist, kann die Ursache an Gefügestörungen der Iliosakralgelenke (ISG), der Verbindung zwischen Kreuzbein und Darmbein, liegen. Bei bis zu 25 % der diagnostizierten Kreuzschmerzen liegt ein ISG-Syndrom vor [1]. Primäres Ziel der Therapie ist, Schmerzen zu nehmen und Beweglichkeit schnell wiederherzustellen. Eine Schmerzchronifizierung soll verhindert werden. Entlastende Orthesen sind ein Baustein im multimodalen Therapiekonzept.
Effektivität biomechanisch
und klinisch bestätigt
Die SacroLoc kam 2010 als erste Orthese ihrer Art auf den Markt. Sie stabilisiert durch zirkuläre Kompression das Becken und
bewirkt eine entlastende Aufrichtung des Kreuzbeins. Zwei anatomisch geformte dorsale Pelotten massieren bei Bewegung Triggerpunkte und die Ansätze der Bänder und Muskeln an den ISG. 2014 und 2015 wurden eine biomechanische und eine klinische Studie der Universität Leipzig und der Technischen Universität Chemnitz unter der Leitung von Prof. Dr. med. Niels Hammer publiziert [2, 3]. Sie belegten die entlastende und schmerzlindernde Wirkung der SacroLoc.
In der biomechanischen Studie wurden an einem Computermodell des menschlichen Beckens die Bewegungen der ISG unter und ohne Einfluss der SacroLoc gemessen. Die Analyse ergab u.a., dass die von straffen Bändern geführten Bewegungen der ISG deutlich geringer ausfallen als bisher angenommen, und dass die Orthese die Nutationsbewegung im ISG (Kipp- bzw. Nickbewegung des Kreuzbeins um die Transversalachse) entscheidend verändert. In diesem Zusammenhang konnte eine mehrheitliche Entlastung der Bänder der ISG gemessen werden, insbesondere durch eine verminderte mittlere Zugbelastung des Ligamentum sacrotuberale und des Ligamentum sacrospinale [2].
Die klinische Studie erforschte die therapeutische Intervention mit der Orthese an ISG-Patienten und einer Kontrollgruppe mit gesunden Patienten über 6 Wochen [3]. Die Daten bestätigten eine klinisch relevante Verbesserung der gesundheitlichen Lebensqualität mit SacroLoc. Schmerzen wurden als gemindert, die Beweglichkeit als gesteigert wahrgenommen. Messungen der Muskelaktivität zeigten, dass mit Beckenorthese beim Gehen die Stärke der Kontraktionen des Musculus rectus femoris nachließ. Die Untersuchung der Gangparameter ergab eine erhöhte Kadenz (Schrittzahl pro Minute) und Schrittgeschwindigkeit.
Die Ergebnisse weisen auf eine erhöhte posturale Stabilität hin, was sich in einer Verbesserung der bei ISG-Patienten häufig beschriebenen Gangunsicherheit ausdrücken kann. Demnach bewirkt die SacroLoc auch eine neuromuskuläre Beeinflussung des Bewegungsapparats [3].
Neue SacroLoc: Mehr messbare Entlastung
Ende 2017 wurde die aktuelle Generation der SacroLoc herausgebracht. Durch neue Materialien ist sie schmaler und flexibler. Sie hat eine neue Gurtführung mit spürbar mehr Zugkraft, die präziser die Pelotten zur neuromuskulären Stimulation ansteuert. Zur Überprüfung ihrer biomechanischen Wirkung auf die ISG wurde das Studiendesign nach Sichting et al. wiederholt. Die unveröffentlichten Daten ergaben, dass die Studienresultate zur ersten SacroLoc reproduzierbar waren und sogar gesteigert werden konnten. Studienleiter Dr. rer. nat. Freddy Sichting, Bewegungswissenschaftler an der TU Chemnitz, berichtete dazu: „Wir konnten zeigen, dass im direkten Vergleich mit dem Vorgängermodell die Belastung der Bänder beim Tragen der neuen SacroLoc um circa 25 % abgenommen hat. Die Wirkung auf die Ligamente scheint mit der neuen SacroLoc also noch effektiver.“ [4]
Literatur
- 1. Cohen SP: Sacroiliac joint pain: a comprehensive review of anatomy, diagnosis, and treatment. Anesth Analog 2005; 101: 1440–53
- 2. Sichting F et al.: Pelvic belt effects on sacroiliac joint ligaments: a computational approach to understand therapeutic effects of pelvicbelts. Pain Physician 2014; 17: 43–51
- 3. Soisson O et al.: Pelvic belt effects on pelvic morphometry, muscle activity and body balance in patients with sacroiliac joint dysfunction. PLoS ONE 10(3): e0116739. E-published 2015 Mar 17. doi.org/10.1371/journal.pone.0116739
- 4. Bauerfeind life 2017; 3: 22–23. www.bauerfeind-life.de/studie-zur-neuen-sacroloc/
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