Originalarbeiten - OUP 05/2012
Frühe und mittelfristige klinische Ergebnisse nach
Versorgung mit einer MiniHip-KurzschaftprotheseEarly and midterm clinical results with the MiniHip
short stem replacement
Versorgung mit einer MiniHip-Kurzschaftprothese
short stem replacement
Der OHS stieg postoperativ nach einem Jahr auf MW 44,22 (Median 47; Max 48; Min 9) an. Nach zwei Jahren lag er bei einem MW von 45,74 (Median 47; Max 48; Min 28) und wuchs im dritten Jahr auf einen MW von MW 46,20 (Median 47; Max 48; Min 36) (Abbildung 4).
Der HOOS stieg im ersten postoperativen Jahr auf einen MW von 96,20 (Median 96,6; Max 100; Min 23,1). Die Zweijahresergebnisse zeigten einen MW von 94,30 (Median 96,9; Max 100; Min 56,9), im dritten Jahr stieg er auf einen MW von 95,72 (Median 97,5; Max 100; Min 73,1) (Abb. 5).
Der EQ-5D wurde bei allen Patienten zusammen erfasst. Dabei ergab die visuelle Analogskala (VAS) bei der Einschätzung des eigenen Gesundheitszustandes einen MW von 73,66 (Median 80, Max 100; Min 10), wobei 0 dem denkbar schlechtesten und 100 dem denkbar besten Gesundheitszustand entsprechen. Zusätzlich wurden die Patienten auf Probleme in den fünf Dimensionen „Beweglichkeit/Mobilität“, „Selbstversorgung“, „alltägliche Tätigkeiten“, „Schmerzen/körperliche Beschwerden“ und „Angst/Niedergeschlagenheit“ befragt (Tab. 1).
An beiden Krankenhäusern kam es zu je einer aseptischen Pfannenlockerung. Dies war einerseits nach drei Wochen postoperativ, andererseits vier Monate nach Primärimplantation der Fall. In zwei Fällen kam es zu einer aseptischen Schaftlockerung. Zur erstmaligen aseptischen Schaftlockerung kam es vier Monate nach Primärimplantation, das zweite Mal zwölf Monate postoperativ. Hier konnte auch eine Schaftsinterung von 12 mm nachgewiesen werden (Abb. 6). Dieser Schaft konnte problemlos auf einen Standardschaft gewechselt werden.
Bei einer Hüfte wurde 23 Monate postoperativ eine Bursektomie der Bursa trochanterica als auch eine Exostosenabtragung durchgeführt. Ein Patient verstarb 9 Tage postoperativ an Multiorganversagen, nachdem er postoperativ eine GI-Blutung und einen Myokardinfarkt erlitten hatte.
Bei keinem der Patienten konnte eine postoperative Nervenschädigung nachgewiesen werden. Außerdem wurde bei keinem der Patienten eine postoperative Thrombose gesehen. Postoperative Luxationen konnten wir bei keinem der 180 Patienten beobachten.
Diskussion
Unsere klinischen 1– bis 3-Jahresergebnisse basieren auf einer Auswahl von 186 Implantationen eines metadiaphysären Kurzschaftimplantates an zwei Kliniken. In der Literatur werden bei anderen Kurzschaftsystemen Überlebensraten von über 97% nach einer Zeit von 3,5 bis 6,2 Jahren berichtet [12–15].
Ettinger et al. untersuchten die Nanos-Prothese über einen Zeitraum von 5,2±0,7 Jahren. Dabei konnte ein Anstieg des Harris Hip Score von präoperativ 47,3±12,2 auf postoperativ 97,6±0,6 nachgewiesen werden. Der zusätzlich erhobene Merle d´Aubigné mobility Score wuchs von präoperativ 7,6±1,4 auf postoperativ 11,8±0,3. Insgesamt wurde von den 72 aufgeführten Kurzschaftprothesen keine revidiert [16].
Snyder et al. berichtet über ein kleines follow-up von nur 28 Patienten, die 12 Monate nachuntersucht wurden. Diese frühen Ergebnisse zeigen einen Anstieg des Harris Hip Score von präoperativ 54 auf postoperativ 97. Auch hier wird kein Revisionsfall berichtet [17].
Eine größere Studie stammt aus dem Jahr 2009 über die Metha-Prothese. Dabei wurden 50 Versorgungen nach einer mittleren Nachuntersuchungszeit von 2,4 Jahren untersucht. Der postoperative Harris Hip Score lag bei 95 Punkten. Hier wurde eine aseptische Lockerung sowie ein Konusbruch nach 25 Monaten beobachtet. Auch berichtet die Studie über sieben Fälle, in denen es zu primären axialen Setzbewegungen gekommen ist. Von diesen musste aber kein Implantat gewechselt werden, da diese klinisch völlig unauffällig waren [18].
Unsere Überlebensrate von bislang über 98% der implantierten Kurzschaftprothesen deckt sich jedoch grundsätzlich mit unseren Ansprüchen als auch vergleichbarer Ansprüche in der Literatur. Eine Stärke der vorliegenden Studie ist die Tatsache, dass wir eine sehr hohe Nachuntersuchungsquote aufweisen und bislang hat noch kein Patient eine Nachuntersuchung abgelehnt.
In der Auswertung der klinischen Ergebnisse muss auch Beachtung finden, dass insgesamt neun Operateure an zwei Kliniken beteiligt waren und somit dies auch mehrfache Lernkurven beinhaltet. Dieses legt die Vermutung nahe, dass die Lernkurve ausgesprochen kurz ist, obwohl dieses nicht ausdrücklich die Fragestellung dieser Arbeit war.
Die klinischen Ergebnisse des OHS und HOOS zeigen postoperativ gute funktionelle Ergebnisse und auch subjektiv zufriedene Patienten. Der postoperativ aufgezeichnete EQ-5D-Lebensqualitätsbogen zeigte auf, dass nicht nur junge, aktive Patienten ohne sonstige Nebenerkrankungen in diese Studie aufgenommen wurden. Wir hatten auf das Alter bezogen kein eindeutiges Ausschlusskriterium. Das Altersmaximum lag zum Zeitpunkt der Versorgung bei 82 Lebensjahren.
Es zeigten sich drei Schaftsinterungen der Kurzschaftprothese (Abb. 6). Diese variierten von 6–15 mm. Eine wurde zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung schon in eine konventionelle Schaftprothese umgewandelt (Abb. 7).
Der Patient mit 6 mm Schaftsinterung zeigte sich völlig beschwerdefrei, dabei kam es wahrscheinlich zu einer postoperativen Sinterung mit einer dementsprechenden verklemmenden Primärstabilität, die nun zu einer osteointegrativen Sekundärstabilität geführt hat. Auch über einen reduzierten Bewegungsumfang beschwerte sich der Patient nicht. Der OHS lag bei diesem Patienten bei 48, der HOOS ergab einen Wert von 100. Auch in der Literatur sind solch klinisch beschwerdefreie Nachsinterungen bei Kurzschaftprothesen zu finden [18].
Schlussfolgerung
Die vorliegende Untersuchung zeigt für die MiniHip gute frühe und mittelfristige klinische Ergebnisse. Im Rahmen der frühen mittelfristigen Erfahrungen mit dieser Behandlungsmethode ist es gelungen, das Prinzip besser zu verstehen und Fehler in Bezug auf die Prothesenimplantation und folgender Primär- und Sekundärstabilität abzuleiten und weitere zu vermeiden. Die klinischen Ergebnisse decken sich mit den Werten anderer vergleichbarer Kurzschaftprothesen. Weitere klinische als auch radiologische Nachuntersuchungen sind jedoch notwendig, um die langfristigen Erfolgsaussichten dieser Kurzschaftprothese abzuleiten.