Übersichtsarbeiten - OUP 01/2020
Intraartikuläre Eigenfetttransplantation in das DaumensattelgelenkWie wird diese Therapie eingeschätzt?
Auf der anderen Seite stehen die rechtlichen Vorgaben und die Beurteilung des Verfahrens, die eine Anwendung im bisherigen Rahmen nicht zulassen.
Das Besondere an diesem Fall (soweit von außen zu beurteilen) ist die Untersagung einer Therapie, die aus verschiedenen etablierten Verfahren besteht (Übertragung von Fettgewebe, Infiltration bei Arthrose). Dies nicht aufgrund einer schädlichen oder unerwünschten Wirkung, sondern der Tatsache, „dass das entnommene Fett in eine andere Körperregion eingesetzt wurde und die dortige Wirkungsweise nicht identisch mit der Wirkungsweise am Ursprungsort“ sei [22]. „Die Funktion ändere sich von einer reinen Volumenfüllung im Entnahmegewebe hin zur Bildung eines Gleitlagers im Gelenk“ [22]. Daher ist das Fettgewebe als Arzneimittel anzusehen [22, 14].
Schlussfolgerung
Als Schlussfolgerung für die Praxis sollte eine Behandlung mit Eigenfett zur Behandlung der Daumensattelgelenkarthrose inklusive der Aufbereitung des Gewebes in einer Zentrifuge, den Patienten nach derzeitiger Rechtslage nicht angeboten werden.
Die Einschätzung von Sachverhalten kann von rechtlicher Seite aus deutlich von der medizinischen Einschätzung abweichen.
Im Sinne der Patienten bleibt zu hoffen, dass eine Lösung mit Hilfe der Fachgesellschaften und der zuständigen Bundesbehörde gefunden werden kann, die eine Anwendung als zusätzliche Therapieoption ermöglicht und sowohl den hohen medizinischen als auch juristischen Ansprüchen gerecht wird.
Interessenkonflikt:
Keine angegeben
Stellungnahme von Dr. Horst Haferkamp, Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie
Die Injektion von Eigenfett in das Sattelgelenk bei Rhizarthrose ist ein zwar relativ neues, aber doch bewährtes und auch durch Studien gesichertes Verfahren, das insbesondere in den durchaus schmerzhaften Belastungsstörungen der Anfangsstadien seine Berechtigung hat.
Der Autor stellt dann doch ein juristisches Problem in den Vordergrund, das die Anwendung dieses Verfahrens erschwert, wenn nicht gar verbietet, denn die Behandlung des körpereigenen Fetts durch Zentrifugierung macht aus juristischer Sicht aus dem Transplantat ein Medikament, „da es an der Emfängerstelle sich in einem andere Zustand befindet als an der Entnahmestelle“, eine Sichtweise, die mit Logik der rein medizinischen Beurteilung kaum nachzuvollziehen ist. Der Anwender dieser Therapie läuft also Gefahr, bei eventuellen forensischen Folgen in jedem Fall im Unrecht zu sein, da er ein nicht zugelassenes „Medikament“ verabreicht hat.
Man kann deshalb alle Kollegen nur davor warnen, dieses Verfahren anzuwenden, bis die anstehenden Fragen durch die bekanntlich langsamen Mühlen der Justiz und zuständiger Behörden geklärt sind!
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