Editorial - OUP 12/2013
Kindertraumatologie
Die vorliegende Ausgabe ist der Behandlung kindlicher Verletzungen gewidmet. Erfreulicherweise sind kindliche Verletzungen im Vergleich zu den Läsionen erwachsener Patienten deutlich seltener in der klinischen Praxis des Orthopäden und Unfallchirurgen zu behandeln. Dies liegt im wesentlichen daran, dass es sich bei den 0–16-jährigen Kindern und Jugendlichen gegenüber den Erwachsenen um ein insgesamt deutlich kleineres Personenkollektiv handelt. Zusätzlich variieren Verletzungsmechanismen und Risikoprofile zum Teil erheblich gegenüber Erwachsenen.
Aufgrund dieser relativen Seltenheit sowie der unterschiedlichen Behandlungssituationen erfordert die Diagnostik und Therapie kindlicher Verletzungen eine eigenständige Kompetenz und Erfahrung. Dieser Tatsache wurde sowohl in den Anforderungen zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie als auch in der Weiterbildung zur speziellen Unfallchirurgie Rechnung getragen, in welchen die Expertise in der Versorgung kindlicher Verletzungen ausdrücklich verlangt wird. Auch im berufsgenossenschaftlichen Heilverfahren (VAV) wird diese Kompetenz im Sinne einer mehrjährigen Erfahrung in der operativen Versorgung kindlicher Frakturen eingefordert.
Kindliche Frakturen haben im Allgemeinen die positive Eigenschaft, gut und schnell zu verheilen, eine Ruhigstellung mit oder ohne zusätzliche innerer Fixierung ist wenn überhaupt nicht länger als 4–6 Wochen notwendig. Aus diesen Gründen hat sich in den letzten Jahren bei der Versorgung dislozierter Röhrenknochen zunehmend die Schienung mit ´elastischen´ Nägeln und Drähten durchgesetzt.
Auf der anderen Seite haben in Fehlstellung verheilte Frakturen aufgrund des Wachstums der Kinder häufig schwerwiegende Folgen für die Funktion des Bewegungsapparats. Gerade bei gelenknahen Brüchen ist deshalb eine akkurate Diagnostik und optimale (chirurgische) Therapie von entscheidender Bedeutung.
Eine weitere Besonderheit ist die Tatsache, dass in den verschieden kindlichen Altersgruppen unterschiedliche Konzepte in der konservativen und operativen Frakturversorgung angewendet werden.
Nicht zuletzt erwarten vor allem auch die Eltern heute eine umfassende und professionelle Aufklärung über die Optionen der konservativen und operativen therapeutischen Verfahren in der Behandlung ihrer Kinder.
In der vorliegenden Ausgabe wollen wir deshalb unter Einbindung von Autoren aus der Sektion Kinderchirurgie der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie aktuelle Behandlungskonzepte in der Kindertraumatologie aufzuzeigen. Namhafte Experten haben dabei die aktuellen Standards in Diagnostik und Therapie in der Behandlung besonders komplexer kindlicher Verletzungen beschrieben.
Prof. Dr. med. Steffen Ruchholtz
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