Übersichtsarbeiten - OUP 02/2019

Knorpeltherapie am oberen Sprunggelenk

Die Nachteile dieses Verfahrens sind die hohen Kosten, hoher logistischer Aufwand und die Notwendigkeit von 2 Operationen.

Implantation einer zellfreien Matrix zur Knorpeltherapie (Chondrofiller liquid)

Chondrofiller ist ein zellfreies Kollagenimplantat (Typ-1-Kollagen) zur autoregenerativen Behandlung von Knorpelschäden. Das autoregenerative Potenzial beruht auf der Einwanderung von Stammzellen aus dem umgebenden Gewebe. Dabei dient der Chondrofiller als Platzhalter für die einwandernden Zellen. Zelleinwanderung in Kollagenmatrizes konnte in vivo und in vitro gezeigt werden [18]. Auch die Fähigkeit von Kollagenmatrizes, die Proliferation und Proteoglykansynthese in vitro zu fördern, konnte nachgewiesen werden [29]. In Studien konnte die Bildung von Gelenkknorpel im Tiermodell nachgewiesen werden [8]. Bei Untersuchungen am Mini-Pig bei einem Vergleich von Chondrofiller liquid mit Kollagen Gel (4 x und 20 x konzentriertes Kollagen) und einer unbehandelten Stelle, zeigte Chondrofiller liquid die makro- und mikroskopisch besten Ergebnisse. Mikroskopisch konnte eine Einwanderung von Zellen beobachtet werden. Diese waren primär fibroblastisch, differenzierten jedoch zu einem chondroblastären Phänotyp. Auch der Nachweis von Kollagen Typ 2 gelang. Auch wurde postuliert, dass eine frühzeitige Füllung kleinerer Defekte die Entstehung weitreichender Knorpelschäden verhindern könne [25].

Die Patienten werden in Allgemein- oder Spinalanästhesie versorgt. Die Operation erfolgt in Blutsperre. Im ersten OP-Schritt wird der Knorpelschaden inspiziert und im Anschluss evtl. Begleitpathologien (z.B. Verwachsungen) adressiert und behandelt. Anschließend wird der Knorpelschaden stabilisiert und vorbereitet. Hierfür werden instabile Knorpelareale abgetragen. Hierbei kommen insbesondere kleine scharfe Löffel sowie der arthroskopische Shaver zum Einsatz. Es wird darauf geachtet, die subchondrale Lamelle intakt zu lassen. Nach Entfernung des Knorpeldebris und Schaffung einer stabilen Randschulter (Überprüfung optisch und mittels Tasthacken), wird die Spülflüssigkeit abgelassen und die Arthroskopie unter CO2-Gas fortgeführt. Die Defektzone wird mittels Stieltupfern getrocknet, bis eine trockene Fläche entstanden ist. Anschließend wird Chondrofiller liquid mit einer Kanüle in die Defektzone eingebracht. Nach Einbringen des Materials wird die Aushärtung der Matrix abgewartet (ca. 5 Minuten) und dann die OP beendet (Abb. 6). Abweichend wird bei Defekten, die arthroskopisch nicht gut zugänglich sind, z.B. große dorsal gelegene OD des Talus, die primäre Innenknöchelosteotomie durchgeführt.

Im Rahmen einer retrospektiven Analyse haben wir 44 mit Chondrofiller therapierten Patienten, davon 9 mit Chondrofillertherapie am Talus, nachuntersucht. 80 % der Patienten bewerteten das OP-Ergebnis mit gut und sehr gut. Der IKDC lag bei durchschnittlich 75 Punkten [3].

Zusammenfassung

Die moderne Knorpeltherapie hat die Erzeugung eines hyalinen bzw. hyalinähnlichen Knorpels zum Ziel. Dieses Ziel wird mit matrixassozierten bzw. zellgebundenen Verfahren in hohem Maße erreicht. Durch die Gelform der zellfreien Matrizes sind wir in der Lage, die Mehrzahl der Patienten arthroskopisch zu behandeln. Lediglich bei dorsal liegenden Knorpeldefekten, die über Standardportale nicht gut erreichbar sind, müssen wir eine Knöchelosteotomie durchführen.

Interessenkonflikte:

Keine angegeben.

Literatur

1. Anders S, Götz J, Grifka J, Baier C: Knorpelreparative Eingriffe am oberen Sprunggelenk. Therapieoptionen, Ergebnisse und technische Aspekte. Orthopäde 2017; 46: 938–946

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3. Breil-Wirth A, von Engelhardt LV, Lobner S, Jerosch J: Retrospektive Untersuchung einer zellfreien Matrix zur Knorpeltherapie. OUP 2016; 9: 515–520

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