Medien - OUP 07/2019
Lehrbuch ChiropraktikBuchrezension
Im Buch von Henrik Simon gibt er als Einzelautor einen Überblick über die amerikanische Chiropraktik. Simon ist Heilpraktiker. Bei der aktuellen Diskussion in den Medien und manchem gesundheitspolitischen Sprecher der im Bundestag repräsentierten Parteien trägt ein solches Werk sicherlich der Versachlichung der Diskussion bei. Simon war nach dem Abitur Rettungshelfer, dann Rettungssanitäter und hat einen Teil des Medizinstudiums absolviert, bevor er sich der amerikanischen Chiropraktik als Heilpraktiker verschrieben hat. Er blickt auf 15 Jahre Tätigkeit in eigener Praxis zurück. Die meisten niedergelassenen Orthopäden und Unfallchirurgen werden gut nachvollziehen können, welche Energieleistung es ist, ein 250-seitiges Werk zur amerikanischen Chiropraktik zusammenzustellen. Das Buch gliedert sich in der nun vorliegenden 2. Auflage in 2 Teile. Im ersten Teil finden sich allgemeine Grundprinzipien zu den Funktionsmechanismen der amerikanischen Chiropraxis, zu möglichen Indikationen und Kontraindikationen sowie zu diagnostischen Grundlagen. Dieser Teil ist mit einer Vielzahl von sehr guten Illustrationen und Tabellen gut und verständlich dargestellt. Im zweiten Teil geht es um die praktische Anwendung. In mehr als 100 illustrierten Technikbeschreibungen und kurz gefassten Anatomieübersichten bietet der Autor hier das notwendige praktische Wissen zur Anwendung an einem Patienten. Dem Autor geht es insbesondere darum darzustellen, dass das Behandlungsspektrum der Chiropraktik nicht auf ein „Einrenken“ reduziert wird. Es geht ihm vielmehr um die Darstellung ganz spezifischer mobilisierender Techniken. Hierbei ist es dem Autor auch wichtig, dass der Patient generell von Kopf bis Fuß untersucht wird, um das gesamte Funktionsgefüge zu erfassen.
Viele Prinzipien und Grifftechniken erinnern durchaus auch an manualtherapeutische Inhalte, wie sie ärztlicherseits auch gelehrt und durchgeführt werden. Dieses mag nicht verwundern, da die Prinzipien, die vom Autor aus den amerikanischen Chiropraktik dargestellt werden, in den USA einer akademischen Ausbildung von 6–7 Jahren entsprechen, die mit dem Titel Doctor of Chiropractic abgeschlossen wird.
Da es sich um ein Einautorenwerk handelt, ist es inhaltlich sehr gut geschlossen dargestellt und gut strukturiert. Die Kapitel sind sehr logisch aufeinander abgestimmt und zugeschnitten. Das Buch richtet sich primär an den Heilpraktiker, für den ärztlichen Kollegen ist es dennoch ausgesprochen wissenswert, mit welch hoher Kompetenz und mit welch hohem manuellen Geschick auch diese Berufsgruppe unsere Patienten behandelt.
Jörg Jerosch, Neuss
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