Übersichtsarbeiten - OUP 06/2020
Modulare Pfannen versus MonoblockpfannenEine 10-Jahres-Auswertung
Um eine Auswertung der Röntgenbilder zu ermöglichen, wurden die postoperativen Aufnahmen mit denen nach 10 Jahren verglichen.
Die jährliche Abriebrate von durchschnittlich 0,087 mm/a bei Monoblockpfannen lag um 0,002 mm/a über jener der modularen. Aufgrund des geringen Unterschieds und der hohen Messungenauigkeit der manuellen Messmethode ist dieser Unterschied nicht statistisch relevant. Vermehrte Lysen im Bereich der Pfanne traten bei den modularen Pfannen fast doppelt so häufig auf. Diese lagen jedoch überwiegend unter 2 mm. Eine vermehrte Lyse bei diesen Pfannen im Bereich des proximalen Schaftes konnte nicht nachgewiesen werden.
Nach zusätzlichen Berechnungen, welche den Altersunterschied und die verschiedenen Kopfgrößen berücksichtigten, zeigte sich keine Verzerrung der Ergebnisse durch diese Unterschiede.
Diskussion
Modulare Pfannen schnitten in den Kategorien Standzeit, Funktionalität der Prothese und in der Abriebrate bzw. Schaftosteolysen zwar besser ab, waren jedoch in der Patientenzufriedenheit und Osteolysen im Bereich des Acetabulums den Monoblockpfannen unterlegen. Aufgrund der fehlenden Signifikanz, darf dieser Tendenz jedoch nur eine geringe Bedeutung zugesprochen werden. Ähnliche Ergebnisse spiegeln sich auch in der Literatur wieder [1, 2, 5, 11]. Bei den modularen Metallschalen, die eine geringfügig, nicht signifikant bessere Standzeit gegenüber der gesamten RM Pfanne aufwiesen, ist zu berücksichtigen, dass zeitnah nach der Implantation ein Inlay noch verfügbar war. Ob ein Inlaywechsel auch nach langen Standzeiten möglich und sinnvoll ist, konnte in anderen Studien noch nicht belegt werden [6, 10]. Es ist zu bedenken, dass nach längerer Zeit ein Inlay möglicherweise nicht mehr erhältlich ist und zudem muss gewährleistet werden, dass die Schale und der Verschlussmechanismus nach dem Entfernen des Inlays nicht beschädigt sind. Aus diesem Grund kann bei langen Standzeiten die Modularität oft nicht genutzt werden.
Ein Lysesaum des Acetabulums kam bei den modularen Systemen doppelt so häufig vor. So scheinen diese durch die zusätzliche Komponente einen vermehrten Abrieb zu produzieren, möglicherweise im Sinne eines backside wears. Betrachtet man alle relevanten (> 2 mm) Osteolysen und Saumbildungen im Bereich der Pfanne, war die Rate in der modularen Gruppe höher, jedoch war der Unterschied nicht statistisch signifikant. So scheinen modulare Pfannen vermehrt Lysen im Acetabulum zu verursachen, jedoch nicht innerhalb von 10 Jahren in einem für den Patienten bedeutsamen Maß. Eine negative Auswirkung bei längeren Standzeiten wäre möglich.
In der Arbeit von Gonzalez DV et al. konnte ebenfalls in den ersten 8 Jahren kein signifikanter Unterschied bezüglich der Abriebs- und Osteolyseraten von Pfannen mit unterschiedlicher Modularität gezeigt werden [2]. Young et al. hingegen gaben einen geringeren Abrieb als auch signifikant weniger Osteolysen der Monoblockpfannen in einer radiologischen 5-Jahres-Nachuntersuchung an [11].
Es ist davon auszugehen, dass modulare Pfannen eine vermehrte Lyse im Bereich der Pfanne aufweisen, diese jedoch nach 10 Jahren von keiner klinischen Relevanz für den Patienten ist. Der Einfluss bei längeren Standzeiten bleibt daher abzuwarten.
Fazit und Ausblick
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sowohl modulare Pfannen als auch Monoblockpfannen in der 10-Jahres-Auswertung hinsichtlich Standzeit, klinischen, radiologischen Ergebnissen und Patientenzufriedenheit sehr gute Ergebnisse erzielten und keine signifikanten Unterschiede aufwiesen. Anhand dieser Auswertung und den in der Literatur gefundenen Ergebnissen können beide Pfannen gleichermaßen empfohlen werden. Für welchen Patienten eine Modularität Vorteile bietet, kann derzeit noch nicht genau bestimmt werden. Die Möglichkeit des Austausches des Inlays scheint aber vor allem bei Revisionen nach kurzer Standzeit sehr vielversprechend. Bei langen Standzeiten sind die Ergebnisse aber noch unklar. Daher bleibt es weiterhin eine individuelle Entscheidung, welches Implantat bevorzugt wird.
Interessenkonflikte:
keine angegeben
Korrespondenzadresse
Dr. med. Theresa Liese
Helios Klinik München
Schmidbauerstraße 44
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