Aktuelles - OUP 04/2012
Oriatur medico lux luceatque tumor
Sind alte Untersuchungsmethoden immer auch „veraltet“? Kann es wohl zutreffen, dass in der praktischen Medizin einfache alte Untersuchungsmethoden allmählich vergessen und deshalb nicht mehr gelehrt und ausgeübt werden? Und dann ein apparatives und damit teures Verfahren zur Diagnosestellung herangezogen wird? Unnötigerweise!
Hier ein Beispiel (von vielen): In einer Kniekehle hat sich medial langsam zunehmend ein Tumor gebildet — Tumor in der primären Definition einer Anschwellung. Wie kann man hier die sichere Diagnose eines harmlosen Kniekehlenganglions stellen? Punktieren? Nein, es könnte ja eines der zwar sehr seltenen, aber bösartigen Synovialome sein und durch die Punktion zu einer Zellenverschleppung kommen.
Die einfache Lösung: Man verwende eine kleine Lichtquelle (wie man sie im Untersuchungszimmer liegen hat oder in der Tasche mit sich führt, um den Pupillenreflex zu testen oder in den Rachen zu schauen) und setze sie auf den Tumor auf. Ein Ganglion leuchtet in seiner ganzen Größe opak auf – ein solider Tumor nicht! Einzige Mühe dabei ist eine weitgehende Raumabdunkelung. Jetzt ist die Punktion erlaubt. Ein gallertiges Punktat sichert die Diagnose Ganglion, ein trübes und flüssigeres die Diagnose einer Bakerzyste, zu der dann aber auch fast immer ein Befund am Kniegelenk selbst besteht.
Zu verwenden auch am Sprunggelenk und am Fußrücken (sowie am Scrotum). Leider gibt es kein Geld dafür und nicht einmal eine kleine Einsparprämie, weil das teure MRT vermieden werden konnte (und damit alle auch für den Patienten verbundenen Nachteile wie vor allem sein Verlust an Zeit).
Dem Arzt möge ein Licht aufgehen und der Tumor leuchten.
Prof. Christian Holland, Emmerich am Rhein
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