Informationen aus der Gesellschaft - OUP 03/2014
Prof. Dr. med. Giselbert FriesNachruf
Am 26.11.2013 verstarb in Saarbrücken im Alter von 83 Jahren Prof. Dr. Giselbert Fries, bekannt vor allem als langjähriger früherer Chefarzt der Orthopädischen Klinik Saarbrücken, aber auch verdientes Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Traumatologie sowie des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie.
Giselbert Fries wurde am 22.04.1930 in der Kreisstadt Dillingen/Saar geboren und blieb zeitlebens Saarländer. Nach seinem Abitur 1950 in St. Wendel studierte er zunächst von 1951–52 an der Universität des Saarlands Jura, wandte sich dann jedoch 1952 dem Medizinstudium an der Medizinischen Fakultät der Saar-Universität in Homburg zu. Das Wintersemester 1955 verbrachte er an der Universität Grenoble/Frankreich, wo er hervorragende französische Sprachkenntnisse erwarb. Das Sommersemester 1956 verbracht er an der Universität Freiburg/Breisgau. 1957 legte er in Homburg das medizinische Staatsexamen mit Auszeichnung durch den Specia-Preis ab. 1958 erfolgte die Promotion zum Doktor der Medizin mit einem internistischen Thema über Serum-Eiweiß-Veränderungen bei der Tuberkulose.
Nach der Medizinal-Assistentenzeit (1958–1959) in der Chirurgie (Zweibrücken) und Inneren Medizin in Saarbrücken wandte er sich ab 1960 an der Orthopädischen Universitätsklinik Homburg der Weiterbildung für Orthopädie zu, zunächst unter Prof. Georg Chapchal. Nach zwischenzeitlicher Weiterbildung an der Chirurgischen Universitätsklinik Homburg (Prof. Heinrich Lüdeke) wurde er an der Homburger Orthopädie wissenschaftlicher Assistent und erhielt am 03.07.1964 von der Ärztekammer des Saarlands die Facharzt-Anerkennung für Orthopädie.
Nach der Berufung von Chapchal nach Basel ergriff er Möglichkeit weiterer klinischer und wissenschaftlicher Qualifizierungen, die ihm von Chapchals Nachfolger Prof. Dr. Heinz Mittelmeier angeboten wurde. 1965 wurde er zum Abteilungsoberarzt und 1966 zum leitenden Oberarzt der Klinik bestellt sowie als Lehrbeauftragter für die „Klinische Visite“.
Als erste wissenschaftliche Publikation verfasste er einen Beitrag zu dem Buch von Chapchal über „Orthopädische Diagnostik“. Aus dieser Zeit ist vor allem seine grundlegende Abhandlung über die damals relativ häufige Radio-Osteonekrose der Hüftgelenke nach Röntgenbestrahlung weiblicher Genitalkarzinome und deren Behandlung mit Gelenkendoprothesen hervorzuheben. Vor allem führte er in dem von H. Mittelmeier neu geschaffenen Labor für Biomechanik und experimentelle Orthopädie die erste tierexperimentelle biomechanisch-histopathologische Untersuchung über die Druckabhängigkeit der oberflächlichen Knochenresorption unter Osteosyntheseplatten mit Intravitalmessung mittels Dehnungsmessstreifen durch. Diese Arbeit wurde als Habilitationsschrift anerkannt und in den Annales saaravienses abgedruckt.
Nach der 1968 erfolgten Habilitation und Ernennung zum Privatdozenten erfolgte im Zuge der neuen Universitätsgesetzgebung bereits 1971 die Ernennung zum außerplanmäßigen Professor für Orthopädie. 1969 übernahm er von Prof. Dr. Herbert Groh die orthopädische Belegabteilung im inzwischen städtischen Hüttenkrankenhaus Saarbrücken-Burbach (18 Betten) und entwickelte daraus die neue Hauptabteilung und Klinik für Orthopädie (mit 80 Betten) in der Landeshauptstadt Saarbrücken. Sie wurde 1986 in das neue städtische Klinikum auf dem Winterberg mit allen erforderlichen modernen Einrichtungen verlegt. Insbesondere erhielt die Klinik auch eine eigene fachgebundene Röntgenabteilung und Abteilung für physikalische Therapie. Insgesamt hat Prof. Fries von 1969 bis zu seiner altersbedingten Entpflichtung im Jahre 1995, ein Vierteljahrhundert im Kerngebiet des Saarlands zusammen mit seinen Mitarbeitern eine segensreiche, orthopädisch-klinische Arbeit geleistet. Mit voller Weiterbildungsberechtigung hat er dort auch eine große Anzahl von Fachärzten für Orthopädie herangebildet.
Wegen der großen Belastung mit der Aufbauarbeit und klinischen Patientenversorgung musste natürlich die wissenschaftliche Arbeit zurücktreten. Er hat jedoch vor allem in dem von H. Mittelmeier 1970 geschaffenen Arbeitskreis für Osteosynthese der DGOT und der internationalen Association for Orthopaedic Research (AFOR) bei der klinischen Erprobung neuer Methoden der Osteosynthese und Gelenkendoprothetik sowie mit Vorträgen mitgewirkt. Letztlich war er froh, dass der aus der Gießener Orthopädie stammende Prof. Dr. Harland seine Aufbauarbeit in Saarbrücken erfolgreich weiterführte.
Wissenschaftliche und berufspolitische Tätigkeiten
1961 wurde Prof. Fries Mitglied in der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden, der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Traumatologie (DGOT) sowie des Berufsverbands für Orthopädie (BVO) und übernahm in der Folgezeit dort wichtige ehrenamtliche Führungsaufgaben im Vorstand der DGOT zunächst als Beirat, und von 1980–1988 als 2. Schriftführer. Wichtige Arbeit leistete er dabei vor allem als Vorsitzender der Röntgen-Kommission und Verfasser des Röntgen-Memorandums der Gesellschaft mit der Forderung eigener orthopädischer fachgebundener Röntgendiagnostik.
Im Berufsverband war er von 1969–1973 Vorstandsmitglied und dabei insbesondere Vertreter der Deutschen Orthopädie, des Europäischen Facharztverbands UEMS, mit der Aufgabe der „Harmonisierung“, d.h. Angleichung der gerade in der Orthopädie sehr unterschiedlichen Facharzttätigkeit, insbesondere bezüglich der Traumatologie und Rheumatologie. Bei diesen Gremien trug Fries durch sein gründliches Fachwissen, Sachlichkeit, Verbindlichkeit und überzeugende fachliche Darstellung maßgeblich zu Problemlösungen und verbessernden Neugestaltungen bei.
1980 war er Präsident der Süddeutschen Orthopädenvereinigung und leitete den Jahreskongress in Baden-Baden. Als Höhepunkt seiner beruflichen Laufbahn wurde Fries schließlich für die Amtszeit 1988/1989 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Traumatologie und führte demzufolge 1988 auch den Jahreskongress in Saarbrücken durch, erstmals unter Beteiligung des Berufsverbands mit einem Fortbildungstag sowie mit einem eigenen Symposium der Sektion Kinderorthopädie und dem von Heinz Mittelmeier gestalteten 6. Deutsch-Japanischen Orthopädenkongress. Danach war Fries noch viele Jahre als Senator im Gesamt-Vorstand und von 1993–bis 2001 als Senatsvertreter im geschäftsführenden Vorstand der DGOT tätig.
Besondere Ehrungen
1986 wurde Fries Ehrenmitglied der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden, 2001 des Berufsverbands Deutscher Orthopäden und 2002 der gesamtdeutschen Gesellschaft für Orthopädie und Traumatologie. 1992 wurde ihm vom Berufsverband für seine berufspolitischen Verdienste auch die Hubert-Waldmann-Plakette verliehen.
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