Informationen aus der Gesellschaft - OUP 12/2013
Zu Gast bei orthopädischen Exzellenzzentren in England, USA und KanadaDie Austrian-Swiss-German (ASG) Fellowship-Tour 2013
Gespannt auf die Unterschiede zwischen den amerikanischen und kanadischen Systemen flogen die Fellows nun nach Winnipeg, MB zur Jahrestagung der kanadischen Orthopädenvereinigung (COA) (Abb. 5). Auch hier wurden die Fellows im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung offiziell begrüßt und auch hier war ein Kernbereich des Meetings das „leadership“, wobei die weitere Form der Tagung eher Symposium-Charakter hatte. Die Fellows nutzen dabei eine Vielzahl optionaler Weiterbildungsmöglichkeiten, z.B. einen eintägigen Expertenkurs an Anatomiepräparaten zur MPFL-Rekonstruktion. Vom Zentrum des Kontinents führte die Reise an den Ontariosee nach Hamilton. Dort wurden die Fellows am Sonntag von Prof. Michelle Ghert, stellvertretende Leiterin der Evidence-based Orthopaedics-Einheit an der McMaster-Universität und selbst gerade von ihrem AOA-ABC-Fellowship aus Südafrika zurückgekehrt, in einer beeindruckenden Truck-Stretchlimousine abgeholt. Bei einer Tour zu den Niagarafällen und mehreren Weingütern der Umgebung konnten sich die Fellows von der hervorragenden Qualität des kanadischen Weins überzeugen. Während des anschließenden Abendessens in der Peller Winery lernten die Fellows die Faculty der kanadischen McMaster Universität und Professor Mohit Bhandari, Chair of Orthopaedics und Direktor der „MacOrtho“ Forschungseinheit, kennen, der sich vollkommen von der klinischen Tätigkeit zurückgezogen und ganz der Wissenschaft verschrieben hat (Abb. 6). In einem mitreißenden Vortrag im Rahmen der Grand Rounds an der McMaster University begeisterte er tags darauf die Fellows mit seinem Konzept von global ausgerichteten, multizentrisch evidenzbasierten Studien und motivierte zur internationalen Zusammenarbeit (siehe auch http://fhs.mcmaster.ca/macortho/ASG_VisitingFellows.html).
Über Toronto führte der Weg mit der kanadischen Eisenbahn zum anderen Ende des Ontariosees zur orthopädischen Abteilung der Queens University in Kingston, der ehemaligen Hauptstadt Kanadas, die im kurzen Krieg zwischen den jungen Vereinigten Staaten und Kanada im Jahr 1812 in das 2-sprachige Ottawa in das Landesinnere verlegt wurde. Gastgeber und Chef der dortigen Kinderorthopädie, Prof. Dan Borschneck, demonstrierte während der Tage in Kingston den großen Stellenwert der wissenschaftlichen Forschung und Ausbildung an der dortigen Fakultät. Neben der Eigenentwicklung orthopädischer Navigationsverfahren für Traumatologie und Endoprothetik forscht man hier auch an innovativen, sonografisch kontrollierten Skoliose-Messverfahren und ultraschall-navigierten Infiltrationstechniken an der Wirbelsäule (Abb. 7). Nachahmenswert erschien den Fellows auch der einmal monatlich stattfindende Journal Club im Rahmen eines gemeinsamen Dinners der Residents und der Faculty, welcher neben dem wissenschaftlichen auch einen persönlichen Austausch unter den Kollegen erlaubt. Ein besonderes Highlight des „social programs“ in Kanada war zweifelsohne die „1000-Island-Tour“ mit Dr. Gavin Wood. Auf seinem Motorboot navigierte der Leiter der Hüft- und Kniechirurgie die Fellows durch eine Vielzahl der insgesamt 1600 Inseln am nördlichen Ontariosee nahe der US-amerikanischen Grenze.
Über Toronto flogen die Fellows im Anschluss zurück in die USA nach New Orleans, Louisiana, der letzten Station der ASG-Fellowship-Tour 2013. Im Kontrast zum maritim anmutenden Klima der kanadischen Seenregion schlug den Fellows beim Verlassen des Flughafens die Hitze Louisianas entgegen. Die kreolische Küche, die Architektur und die Lebensweise in New Orleans Herzen, dem French Quarter, machten die Stadt zu einem ganz besonderen Erlebnis für die ASG-Fellows. An der Tulane University gestalteten sie zusammen mit James Andrews, einem der bekanntesten Sportmediziner der Vereinigten Staaten, die „22nd Ray Haddad Visiting Professor Guest Lecture“. Gastgeber und Chefarzt der orthopädischen Abteilung, Professor Raul Rodriguez, machte dem Ruf seiner Stadt alle Ehre und veranstaltete an allen 3 Abenden für die Besucher aus Europa ein Galadinner. Der letzte Abend endete mit einem für New Orleans typischen Jazzkonzert im „Blue Nile“ in der Frenchmen Street, einem Ort, der üblicherweise nur von „locals“ und nicht von Touristen aufgesucht wird.
Die Fellows waren hoch erfreut über die Tatsache, im schönen New Orleans, das trotz der Abwanderung von über 100.000 Einwohnern nach dem Hurricane Katrina im Jahr 2005 nichts von seinem früheren Charme verloren zu haben schien, von 2 Gastgebern betreut zu werden, und wurden an ihrem letzten Sonntag von Prof. Scott Duncan, Chefarzt der orthopädischen Abteilung und Mitglied der Geschäftsführung des privaten Oschner Health Care Krankenhausverbunds, zu einer gemeinsamen Bootstour in die Sümpfe Louisianas abgeholt. Der Tag endete mit einer interessanten Führung und einem Einblick in das private Krankenhaussystem der USA. Am letzten Tag vor der Abreise bekamen die Fellows nochmals Gelegenheit für einen persönlichen Austausch in den Operationssälen der New Orleans Oschner Clinic, gefolgt von einem letzten gemeinsamen akademischen Auftritt vor der versammelten orthopädischen Abteilung und einem kulinarisch-kreolisch geprägten Abschlussessen mit der Faculty im Herzen von New Orleans.
Zusammenfassend war das ASG-Fellowship 2013 geprägt von einer überwältigenden Gastfreundschaft und Wertschätzung aller besuchten Institutionen gegenüber den deutschsprachigen Fellows und der deutschsprachigen orthopädischen Chirurgie. Alle Gastgeber hatten sich im Vorfeld schriftlich bei der AOA um den Besuch der ASG-Reisegruppe beworben und für den 2–3-tägigen Besuch ein abwechslungsreiches und vielschichtiges Programm ausgearbeitet. Im Vordergrund standen der klinische, wissenschaftliche aber auch der soziale Austausch und so konnten bereits jetzt Kooperationen zwischen nordamerikanischen Gastgeberinstitutionen und den Heimatuniversitäten der ASG-Fellows etabliert werden. In allen 3 besuchten Ländern beeindruckte der Stellenwert und die Methodik bei der Ausbildung junger orthopädischer Chirurgen (Abb. 8) sowie die grundsätzliche Bedeutung wissenschaftlichen Arbeitens im Klinikalltag, die im täglichen Ablauf der besuchten Universitätskliniken eine großzügige und selbstverständliche zeitliche Berücksichtigung findet – ein Konzept, das den ASG-Fellows auch für das universitäre Arbeiten in Deutschland, Österreich und der Schweiz vorbildhaft erscheint. Für alle 4 Reiseteilnehmer war die ASG-Fellowship-Tour 2013 damit in jeder Hinsicht eine herausragende persönliche und fachliche Bereicherung und, last but not least, der Beginn einer großen Freundschaft innerhalb der Gruppe.
Artikelinformation
SEITE: 1 | 2 | 3 | 4 | Auf einer Seite lesen