Übersichtsarbeiten - OUP 06/2016

5- bis 6-Jahres-Ergebnisse einer MiniHip Kurzschaftprothese

Andreas Breil-Wirth1, Lars Victor von Engelhardt1, 3, Christian Grasselli2, Jörg Jerosch1

Zusammenfassung

Studienziel: In der vorliegenden Studie wird über die 5- bis 6-Jahres Ergebnisse nach Implantation eines zementfrei metadiaphysär verankerten Kurzschaftsystems an der Hüfte berichtet.

Material und Methode: Eingeschlossen wurden 109 Coxarthrose-Hüften, die mit einer metadiaphysär verankernden Kurzschaftprothese (MiniHip, Fa. Corin) versorgt wurden.
Es wurden präoperative und postoperative standardisierte Scores zur Abklärung der Hüfte erhoben: der Oxford-Hip-Score (OHS) und der Hip Dysfunction and Osteoarthritis Outcome Score (HOOS). Die Patienten wurden jährlich
untersucht. Des weiteren wurden Röntgenaufnahmen auf Pathologien untersucht.

Ergebnisse: Der Oxford Hip Score (OHS) steigerte sich von einem präoperativen Mittelwert (MW) 17,63 auf einen MW von 44,22 im ersten postoperativen Jahr (109 Hüften). Nach 5 Jahren lag der Wert bei 45,14 (84 Hüften). Der HOOS betrug präoperativ 29,91 im MW, ein Jahr post-op 96,20 (109 Hüften). Die 5-Jahres-Kontrolle ergab einen MW von 91,9 (84 Hüften).

Im Laufe der Studie kam es zu 2 Nachsinterungen, wobei
eine revidiert wurde. Hinzu kam ein Spätinfekt und ein
Psoas-Impingement. Eine Heterotrope Ossifikation wurde 8-mal beobachtet, 3-fach ein Brooker Grad 1, und 3-fach ein Brooker Grad 2, 2-fach Brooker Grad 3. Zusätzlich wurden die Gruenzonen auf Saumbildungen sowie hypertrophe und atrophe Veränderungen untersucht und dokumentiert.

Schlussfolgerung: Unsere 5- bis 6-Jahres-Ergebnisse unterstützen die Verwendung dieses zementfrei metadiaphysär verankerten Kurzschaftsystems an der Hüfte. Eine Fortführung der klinischen und radiologischen Nachuntersuchungen ist notwendig, um die langfristigen Erfolgsraten dieser Versorgungsmethode zu bewerten.

Schlüsselwörter: primärer Hüftgelenkersatz, Kurzschaft-Endoprothese, klinische und radiologische Ergebnisse

Zitierweise
Breil-Wirth A, von Engelhardt LV, Grasselli C, Jerosch J: 5- bis 6-Jahres-Ergebnisse einer MiniHip Kurzschaftprothese.
OUP 2016; 6: 370–375 DOI 10.3238/oup.2016.0370–0375

Summary

Aim: The purpose of the study was to analyse 5- to 6-years results of a cementless short stem hip joint endoprothesis.

Material and Methods: 109 cases were included for clinical and radiological follow-up. 109 cases were available for
clinical follow-up with standardized scores: Oxford-Hip Score (OHS), Hip Dysfunction and Osteoarthritis Outcome Score (HOOS). The scores were caught preoperatively and postoperatively every year. 5-years-results of 84 patients are
available.

Results: The Oxford Hip Score increased from a preoperative average of 17.63 to a postoperative average of 44.22 within the first year (109 hips). The postoperative average was 45.14 in the fifth (84 hips) year. The HOOS rose from a preoperative average of 29.91 to 96.20 (109 hips) within the first year. After 5 years the HOSS had an average of 91.9 (84 hips). At the time of the last follow-up 2 stems had subsidence, one of them was revised. One Hip had a late infection, one a psoas impingement. Radiologically we saw 8 cases of heterotopic ossification.

Conclusion: Our results support the use of the investigated cementless metadiaphyseal anchoring short stem system. Further clinical and radiological follow-up is necessary to validate the long-term success of this short stem.

Keywords: primary hip arthroplasty, short stem endoprosthesis, clinical results

Citation
Breil-Wirth A, von Engelhardt LV, Grasselli C, Jerosch J: 5- to 6-years-results of a cementless short stem hip joint endoprothesis.
OUP 2016; 6: 370–375 DOI 10.3238/oup.2016.0370–0375

Einleitung

Bei jüngeren Patienten mit einer Coxarthrose stellen sich andere bzw. weitere Anforderungen an das Implantat als bei älteren Patienten. Zum einen ist die zu erwartende Belastung des Materials sowohl durch die Intensität der Belastung/Aktivität des Patienten als auch durch die höhere Lebenserwartung deutlich höher. Zum anderen muss mit ggf. auch mehrfachen Wechseloperationen gerechnet werden. Insgesamt muss mit einem Anteil der unter 60-Jährigen von ca 20 % gerechnet werden [1].

Im australischen [2] und schwedischen [3] Endoprothesenregister beläuft sich die 5-Jahres-Standzeit von unzementierten Hüftprothesen bei unter 65-Jährigen (SE:60) auf 96–98 %. Aktuelle Studien von Kurzschaftprothes en zeigen Standzeitraten von 98 % (6,8 J) [4], 99 % (6,2 J) [5] oder 100 % (2,4 J) [6].

Obwohl Kurzschaftsysteme für die Hüftendoprothetik schon seit mehr als 30 Jahren bekannt sind, erleben diese erst in den letzten Jahren eine weite Verbreitung. [1]

Hierbei wird eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme unter dem Begriff Kurzschaftprothese subsummiert. Anfangs standen insbesondere knochensparende Prothesen im Mittelpunkt der Betrachtung, um diese für den jüngeren Patienten zu verwenden [7]. Bei den ersten Prothesentypen wurde v.a. eine gute Osteointegration und Primärstabilität angestrebt (z.B. Druckscheibenprothese, Cut-Prothese, Spiron-Prothese) [7, 8, 9]. Bei den folgenden Typen wurde eine metadiaphysäre Verankerung angestrebt. Hierbei dient der diaphysäre Anteil der Implantatführung und der Primärstabilität (z.B. Mayo-Prothese). Einige Modelle zeigten jedoch eine Tendenz zur Valgisierung und damit Reduktion des Offsets. Einige Prothesen versuchen dies durch die Geometrie der Prothese zu vermeiden. Zielsetzung einer endoprothetischen Versorgung auch und gerade mit einer Kurzschaftprothese muss, neben dem Erhalt von Knochenmasse, die Rekonstruktion einer individuellen, anatomiegerechten Gelenkgeometrie sein [10, 11]. Bezüglich der Einteilung von Kurzschaftprothesen wurde der Versuch unternommen, diese in schenkelhalserhaltende, teilreseziernde sowie resezierende Systeme zu unterscheiden.

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