Übersichtsarbeiten - OUP 06/2016
5- bis 6-Jahres-Ergebnisse einer MiniHip Kurzschaftprothese
Bei 4 Patienten kam es zu Revisionsoperationen. Ein Patient erhielt nach 16 Monaten einen Schaftwechsel auf einen zementfreien Standardschaft bei Schaftsinterung (Abb. 6). Eine Patientin klagte über ein Psoas-Impingement. Hier wurde 4 Monate post implantationem ein Pfannenwechsel durchgeführt. Ein Patient wurde aufgrund eines Spätinfekts revidiert (Proprionibakt. Acnes, 18 Monate nach Implantation). Hier wurde ein 2-zeitiger Prothesenwechsel durchgeführt. Bei einer Patientin wurde aufgrund einer hohen Luxation initial eine Verkürzungs-Derotationsosteotomie durchgeführt. Hier wurde aufgrund einer verzögerten Heilung der Osteotomie eine Anfrischung und Anlagerung von Beckenkammspann erforderlich. Im Anschluss kam es zu einer zufriedenstellenden Heilung (Abb. 7).
Es wurden keine Todesfälle oder postoperative Nervenschädigungen nachgewiesen. Außerdem wurde bei keinem der Patienten eine postoperative Thrombose gesehen. Postoperative Luxationen konnten wir bei keinem der 109 Patienten beobachten.
Im Rahmen der 5-Jahres-Kontrolle wurden von 43 Hüften Röntgenbilder angefertigt. Die restlichen Patienten wünschten zu diesem Zeitpunkt keine Röntgenkontrolle. Im Laufe der 5-jährigen Nachuntersuchungsperiode wurden bei 8 Patienten (7 %) herotrope Ossifikationen beobachtet (3-mal Brooker 1, 3-mal Brooker 2, 2-mal Brooker 3). Diese waren jedoch alle klinisch asymptomatisch. Schaftsinterungen konnten in 2 Fällen nachgewiesen werden. In einem Fall kam es, wie oben berichtet, zu einer revisionspflichtigen Sinterung. Hierbei lag die Sinterung bei 12 mm. In einem zweiten Fall kam es bei der Ein-Jahres-Kontrolle zu einer Schaftsinterung von 6 mm. Die Patientin berichtete jedoch über keinerlei Schmerzen in der operierten Hüfte.
Bei einem Patienten kam es nach 6 Jahren zu rasch progredienten Schmerzen der Hüfte. Radiologisch wurde eine Osteolyse im Bereich der Pfanne nachgewiesen. Hier ist die Revision geplant (Abb. 8).
Die Altersverteilung des Kollektivs war recht heterogen. Das Maximum der Verteilung lag bei 61–70 Jahren (Abb. 9). Hier wurde betrachtet, ob die verwendete Prothese bei unterschiedlichen Altersgruppen schlechtere Ergebnisse in Bezug auf die funktionellen Scores oder die Komplikationsrate aufzeigt. Hierbei zeigte sich, dass dem nicht so war. Die HOOS und OHS Scores waren vergleichbar (Abb. 10). Die 4 Revisionen erfolgten alle bei Patienten unter 65 Jahren. Auch die Drop-out-Rate war bei den über 65-Jährigen etwas geringer.
Diskussion
Uns liegen 5-Jahres-Ergebnisse von 84 metadiaphysär verankernden Kurzschaftprothesen vor. In der Literatur und in den schwedischen oder australischen Prothesenregistern werden bei anderen Kurzschaftsystemen bzw. zementfreien Systemen (Registerdaten) Überlebensraten von über 96 % nach einer Zeit von 3,5–6,2 Jahren berichtet [2, 3, 4, 13, 14, 15].
Im schwedischen und australischen Prothesenregister werden 5-Jahres-Standzeiten von 96–98 % für unzementierte Prothesen beschrieben. Dies bezieht sich allerdings auf „jüngere“ Patienten von unter 65 Jahren (SE:60).
Eine Untersuchung der Nanos-Prothese durch Ettinger et al. über einen Zeitraum von 5,2 Jahren zeigte einen Anstieg des Harris Hip Score von präoperativ 47,3 auf postoperativ 97,6. Insgesamt wurde von den 72 aufgeführten Kurzschaftprothesen keine revidiert [5].
Bei einer Studie der Metha-Prothese wurden 50 Versorgungen nach einer mittleren Nachuntersuchungszeit von 2,4 Jahren untersucht. Der postoperative Harris Hip Score lag bei 95 Punkten. Hier wurde eine aseptische Lockerung sowie ein Konusbruch nach 25 Monaten beobachtet. Auch berichtet die Studie über 7 Fälle, wobei es zu primären axialen Setzbewegungen gekommen ist. Da diese klinisch asymptomatisch waren, wurde keine revidiert [6].
Morrey et al beschreiben eine Überlebensrate ohne mechanische Lockerung von 98,2 %. Untersucht wurden 162 Hüften, dabei wurden 3 aufgrund einer Sinterung revidiert [4]. Unsere Überlebensrate liegt bei 96,3 % der implantierten Kurzschaftprothesen bei einem Nachuntersuchungsintervall von 5–6 Jahren. Diese ist somit mit den Literaturergebnissen vergleichbar.
Bei den klinischen Nachuntersuchungen zeigten sich subjektiv zufriedene Patienten. Dies wird durch zufriedenstellende Scores im OHS und HOOS objektiviert. Nach einem zügigen Anstieg der Scores in den ersten beiden Jahren blieben diese auf hohem Niveau konstant.
Unsere Untersuchung erfolgt ohne Altersbegrenzung. Somit wurden nicht nur junge, gesunde Patienten operiert, sondern auch ältere, kränkere Personen (Altersmaximum 82 Jahre). Diesbezüglich interessierte uns die Frage, ob ein zementfreier Kurzschaft bei älteren Patienten zu schlechteren Ergebnissen oder höheren Komplikationsraten führen würde. Dies kann verneint werden. Bei den Scores zeigte sich kein Unterschied zwischen über und unter 65-Jährigen. Auch die Komplikationsrate war bei den älteren keinesfalls erhöht. Im Gegenteil, alle 4 revisionspflichtigen Ereignisse erfolgten bei unter 65-Jährigen. Bezüglich der Drop-out-Rate durch Kontaktverlust oder Patientenwunsch waren auch die Jüngeren auffälliger als die Älteren. Somit stellt die Prothese für aktive ältere Patienten durchaus eine sinnvolle Option dar.
Es zeigten sich 2 Schaftsinterungen der Kurzschaftprothese (Abb. 6). Eine wurde revidiert und ein Schaftwechsel durchgeführt. Die zweite Patientin mit einer Schaftsinterung zeigte sich beschwerdefrei, dabei kam es wahrscheinlich zu einer postoperativen Sinterung mit einer dementsprechenden verklemmenden Primärstabilität, die nun zu einer osteointegrativen Sekundärstabilität geführt hat. Der OHS lag bei dieser Patientin bei 48, der HOOS ergab einen Wert von 100 (5 Jahre post-OP). Auch in der Literatur sind solch klinisch beschwerdefreie Nachsinterungen bei Kurzschaftprothesen beschrieben worden [6].
Schlussfolgerung
Die vorliegenden Ergebnisse beschreiben eine metadiaphysäre Kurzschaftprothese nach 5–6 Jahren. Hierbei zeigen sich zufriedenstellende Ergebnisse, welche mit den Literaturergebnissen vergleichbar sind. Bezüglich der weiteren Beobachtung, auch zum Vergleich mit anderen „klassischen“ Implantaten, werden weitere Nachuntersuchungen folgen.