Übersichtsarbeiten - OUP 07-08/2014
Beeinflussung von Funktions- und Schmerzparametern durch intraartikulär applizierte Hyaluronsäure nach KniearthroskopieInfluence of post-arthroscopic intra-articular administered hyaluronic acid on parameters of function and pain in the knee
Eine weithin gute, jedoch recht kurze Schmerzreduktion, mit nur geringen möglichen Nebenwirkungen ist für die intraartikuläre Injektion von Lokalanästhetika nachgewiesen [21, 22]. Ebenso finden postoperative Morphininjektionen bzw. Kombinationen mit Lokalanästhetika breite Verwendung. Dies wird in der Literatur jedoch ebenfalls kontrovers diskutiert [23, 24, 25, 26, 27, 28]. Zurückhaltend sollte auch der Einsatz von intraartikulären Kortikoid-Injektionen gesehen werden, da Steroide neben ihrer antiphlogistischen Wirkung auch einen negativen Einfluss auf den Proteoglykanstoffwechsel haben können. Zu beachten ist auch, dass schon eine einmalige Injektion von Triamcinolonacetonid eine klinisch-manifeste sekundäre Nebennierenrindeninsuffizienz auslösen kann.
In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob der Verwendung von Hyaluronsäure ein schmerzlindernder Effekt für die direkte postoperative Phase zugesprochen werden kann. Die Ergebnisse der Schmerzmessung sowie in der Mobilität über den Zeitraum von 7 Tagen bestätigen dabei einen positiven Einfluss der Hyaluronsäure. Diese Erkenntnis ist in Einklang mit einer neueren Untersuchung zur intraartikulären Gabe von Hyaluronsäure nach Arthroskopie mit vorderer Kreuzbandplastik [29]. Dort wurde ebenfalls eine Schmerzreduktion in den ersten 2 postoperativen Tagen nachgewiesen.
Ein weiterer Faktor auf den Einfluss der Wirksamkeit der Hyaluronsäuretherapie ist das Ausmaß der Knorpelschädigung. Patienten mit geringerer Schädigung des Kniegelenks profitieren laut Literatur mehr von der intraartikulären Gabe von Hyaluronsäure [30, 31]. In der vorliegenden Studie lagen vergleichbare Schädigungen in beiden Gruppen, Placebo- und Hyaluronsäurebehandlung, vor. Einen Einfluss der Knorpelschädigung auf die Therapie konnte deshalb hier nicht untersucht werden.
Das Alter als Einflussgröße in Bezug auf die Wirkung der applizierten Hyaluronsäure wird kontrovers diskutiert [30, 32, 33]. In der vorliegenden Arbeit konnte hier kein Einfluss nachgewiesen werden. Dies ist vermutlich dem kurzen Nachuntersuchungszeitraum geschuldet.
Ein nicht zu vernachlässigender Faktor sind Komplikationen im Umgang mit einem Medizinprodukt. Da die in Curavisc enthaltene, durch Fermentation gewonnene Hyaluronsäure strukturidentisch mit körpereigener Hyaluronsäure aufgebaut ist, werden die Spritzen sehr gut vertragen. Das Produkt wird biotechnologisch, aber nicht gentechnisch gewonnen. Verunreinigungen und allergische Reaktionen sind daher nahezu ausgeschlossen. In unserer Studie traten bei keinem Patienten Komplikationen auf, die auf die Verwendung von Curavisc zurückzuführen wären.
Schlussfolgerung
Die verwendete Hyaluronsäure konnte ihre Wirksamkeit und ihren Nutzen nach einer Arthroskopie des Kniegelenks sowohl bei der Schmerzbekämpfung als auch bei der Genesung der Patienten zeigen.
Die Gabe von Hyaluronsäure hatte einen signifikanten Effekt auf das subjektive Schmerzempfinden der behandelten Personen in den ersten 7 postoperativen Tagen. Sowohl bei der Visuellen als auch bei der Verbalen Schmerzskala hatte die getestete Hyaluronsäure eine signifikante Auswirkung auf die empfundenen Schmerzen, die in der Verum-Gruppe postoperativ immer niedriger als in der Placebogruppe lagen. Ebenso gaben die Verum-Patienten bei allen Fragen des Lequesne-Index weniger Beschwerden an als die Kontrollgruppe. Bei keinem Patienten kam es zu einer Nebenwirkung, die auf die Gabe von Hyaluronsäure zurückzuführen wäre.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich das hier verwendete Hyaluronsäure-Präparat als ein sicheres und wirksames Produkt im Rahmen der Nachbehandlung nach Arthroskopie des Kniegelenks erwiesen hat. Hyaluronsäure ist somit geeignet, die Schmerzen nach dem Eingriff zu reduzieren und die Mobilität der Patienten bereits in den ersten 7 Tagen deutlich zu erhöhen, und sollte Eingang in den klinischen Alltag zur Betreuung von Patienten nach Kniearthroskopie finden.
Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass keine Interessenkonflikte im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors bestehen.
Korrespondenzanschrift
Dr. med. Sebastian Schneider
Orthopäde und Unfallchirurg
Orthomedic Eschborn
Unterortstrasse 9–11, 65760 Eschborn
info@orthomedic-eschborn.de
Literatur
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