Übersichtsarbeiten - OUP 04/2014

Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie

Besondere Aufmerksamkeit widmen die Beteiligten der DGORh der Fortbildung für Orthopäden und Unfallchirurgen. Zu diesem Zweck wurde ein Curriculum „Orthopädische Rheumatologie“ aufgelegt. Es dient nicht dem Ersatz der entsprechenden Zusatzbezeichnung (3 Jahre Weiterbildung unter einem ermächtigten Arzt), sondern es vermittelt Kenntnisse auf diesem Gebiet, die KollegInnen bei ihrer eigenen Weiterbildung an ihrer jeweiligen Ausbildungsstätte nicht gewinnen konnten. Insgesamt werden einmal pro Quartal 4 Kurstage angeboten, die ohne Firmensponsoren (!) sowie ohne finanzielle Gewinnabsicht den Erwerb eines DGORh-Zertifikats zum Ziel haben, mit dem besondere Kenntnisse auf dem rheumatologischen Gebiet nachgewiesen werden können. Schwerpunkte sind die typisch orthopädisch-rheumatologischen operativen sowie die konservativen Therapieinhalte. Auch internistisch-rheumatologische Anteile des Fachs sollen vermittelt werden. Die breite Palette der spezifisch arthrologischen Krankheitsbilder (PVNS, Calcinose, Charcot, etc.) bildet ebenfalls einen Schwerpunkt. „Ziel des Zertifikatkurses ist es, einen orthopädisch-rheumatologisch versierten (und zertifizierten) Orthopäden-Unfallchirurgen zu kreieren“ [8]. Es wird angestrebt, dieses Zertifikat in Zukunft auch abrechnungstechnisch zu nutzen [5].

Ihren Zweck sieht die Gesellschaft insgesamt in der Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der orthopädischen Rheumatologie in Forschung, Lehre und Krankenversorgung, einschließlich Rehabilitation bei orthopädisch-rheumatologischen Krankheitsbildern [6]. Weitere Zwecke werden in der Satzung definiert als

  • Austauschmöglichkeit wissenschaftlicher und praktischer Erfahrungen,
  • Förderung der orthopädisch-rheumatologischen Ausbildung,
  • Weiterbildung und Fortbildung,
  • der wissenschaftliche Austausch mit medizinischen Fachgesellschaften im In- und Ausland sowie die
  • Zusammenarbeit mit fachlich nahestehenden Berufen.

Weiterhin werden Personen geehrt, die sich um die Wissenschaft in diesem Bereich verdient gemacht haben, es werden Auszeichnungen herausragender wissenschaftlicher Arbeiten und Förderungen von Forschungsvorhaben vergeben.

Zudem ist die Gesellschaft zuständig für Fachfragen und wissenschaftliche Fragen der orthopädischen Rheumatologie gegenüber der Ärzteschaft und Öffentlichkeit [3].

Als Beispiele für die spezielle Forschungsförderung auf dem Gebiet der orthopädischen Rheumatologie verleiht die DGORh den Arthur-Vick-Preis sowie ein Reisestipendium. Der Arthur-Vick-Preis ist mit 4000 Euro dotiert und honoriert Arbeiten zur angewandten Forschung, bzw. zur Therapie rheumatischer Erkrankungen mit dem Schwerpunkt der orthopädischen Rheumatologie. „Arthur Vick (11.03.1933 bis 11.12.1991) aus Putensen (Kreis Harburg) war von einer ausgeprägten chronischen Polyarthritis betroffen. Er vermachte sein Vermögen einer kommunalen Stiftung mit der Verfügung, dass die anfallenden Erlöse der Forschung und Heilung im Bereich der Rheumatologie zugeführt werden. [7]“ Er wird seit 1999 jährlich verliehen. Das jährlich ausgelobte Reisestipendium ist mit 1000 Euro dotiert. Die Stipendiaten sollen eine internationale Studienreise mit dem Schwerpunkt der Orthopädischen Rheumatologie dazu nutzen, internationale Netzwerke zu bilden. Die Erfahrungen dieser Reise werden publiziert und im Rahmen der Mitgliederversammlung der DGORh vorgetragen. Damit stellen beide Preise neben der Ehrung auch einen finanziellen Anreiz dar, sich um die Wissenschaft auf dem Gebiet zu bemühen [5].

Ein weiterer wichtiger Baustein in der Arbeit des DGORh ist die Inauguration eines speziellen orthopädisch-rheumatologischen Komplikationsregisters, das im Rahmen des Registernetzwerks der DGOOC einen sehr hohen datenschutzrechtlichen Anspruch hat. Erfasst wird das Risiko für Infektionen und Störungen der Wundheilung bei Operationen von allen operativ zu versorgenden Patienten des rheumatischen Formenkreises der beteiligten High-volume-Kliniken der DGORh. Die Bedeutung liegt in der Beantwortung von Fragen der Sicherheit für systemisch-entzündlich erkrankte Personen. So müssen und wollen sich Patienten mit Rheumaerkrankungen heute im Krankheitsverlauf relativ häufig orthopädischen Eingriffen unterziehen, z.B. benötigen rund ein Viertel der Betroffenen innerhalb von 20 Jahren nach Krankheitsbeginn eine Endoprothese. Das Risiko für eine ernsthafte Komplikation ist jedoch gerade bei diesen endoprothetischen Versorgungen unter speziellen Medikamenten von hoher Bedeutung. Daher stellt sich die Frage nach dem Umgang mit der besonderen Medikation, inklusive des Kortisons, sowie eines möglicherweise auftretenden Schubs während einer chirurgisch bedingten Behandlungspause mit den Basistherapeutika. „Ziel des DGORh-Registers ist es, als Langzeitstudie flächendeckend die Rate von Wundheilungsstörungen, Infektionen, Thrombosen und Embolien bei rheumaorthopädischen Eingriffen unabhängig vom Ort der operativen Behandlung sowohl in speziellen Zentren als auch in nicht spezialisierten orthopädischen Fachabteilung zu erfassen und einen Bezug zu den zuvor applizierten basistherapeutischen Medikamenten herzustellen. Erfasst wird insbesondere die Basistherapie, deren Einnahmedauer, der ggf. bestehende präoperative Absetzungszeitraum als auch der Zeitraum bis zum postoperativen Ansetzen des Medikaments. Darüber hinaus werden relevante Nebendiagnosen wie chronische Kortisoneinnahmen, Karzinome, Diabetes mellitus, periphere Verschlusskrankheit, vorbestehende Infekte und Infektionserkrankungen ebenfalls erhoben“. Eine regelmäßige Auswertung dieser Daten in kurz-, mittel- und langfristiger Form wird erfolgen, um den Patienten eine optimierte Versorgung mit dem kleinstmöglichen Risiko anbieten zu können. Die Supervision des orthopädisch-rheumatologischen Komplikationsregisters der DGORh erfolgt im Auftrag des Vorstands unter der Leitung von PD Dr. Klaus Schmidt und unter Mitarbeit von Dr. Tanja Kostuj, beide Dortmund [8].

Die DGORh ernennt auf Beschluss der Mitgliederversammlung Ehrenmitglieder für ihren besonderen Einsatz für die orthopädische Rheumatologie und die Fachgesellschaft. So wurde 2013 der ehemalige Präsident, Prof. Dr. Rolf Miehlke aus Sendenhorst ernannt, in 2014 wird Prof. Dr. Heiner Thabe, Bad Kreuznach, diese Ehre zuteil.

Die Vertreter des Vorstands und des Beirats sowie die Mitglieder erachten es als wichtig, den operativen orthopädisch-rheumatologischen Spezialzentren eine Herausstellung ihrer besonderen Expertise zu ermöglichen. So ist in einem strukturierten Prozess eine Basis definiert worden, anhand derer eine DGORh-eigene Zertifizierung dieser Zentren erfolgen wird. Noch in 2014 werden die transparenten Kriterien bei den beantragenden Zentren von Auditoren überprüft und ggf. entsprechende Zertifikate gewährt. Damit trägt die DGORh der Tatsache Rechnung, dass neben der intensiven konservativen Therapie den Verfahren der präventiven und der rekonstruktiven rheumatologischen Operationen eine wichtige Bedeutung zukommt, die besonderen „Philosophien“ folgen. Dieses gilt vor allem auch für das perioperative Management. Den Patienten soll damit auch das Einholen einer besonderen Expertise bei der chirurgischen Versorgung ihrer schweren Erkrankung zuteil werden.

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