Originalarbeiten - OUP 02/2012

Eine Untersuchung zur Wirkung der Stochastischen Resonanztherapie (SRT-Zeptoring)
auf die Knochendichte, Rumpfkraft und Koordination bei Senioren
Effects of stochastic resonance therapy on bone density, trunk muscle strength,

M. Dittrich1, G. Eichner1, D. Schmidtbleicher2, W. F. Beyer1

Zusammenfassung: In einer kontrollierten Studie (93 Patienten im Alter von über 60 Jahren, 41 Patienten in der Interventionsgruppe) über einen Zeitraum von 3 Monaten konnten mit der Stochastischen Resonanztherapie nennenswerte Steigerungen bei der isometrischen Rumpfkraft sowie im motorischen Bereich erzielt werden. Neben einer Steigerung der Maximalkraft für Flexion und Extension verminderten sich auch die muskulären Dysbalancen der Rumpfmuskulatur. Im Bereich der Knochendichte wurde nach dem Follow-up von 3 Monaten keine signifikante Änderung erreicht. Jedoch konnte eine verbesserte Gleichgewichts- und Reaktionsfähigkeit erzielt werden, so dass eine Verminderung des Sturzrisikos anzunehmen ist. Die Ergebnisse der Studie sprechen dafür, dass die Stochastische Resonanztherapie dazu beitragen kann, die Alltagsmotorik und Körperhaltung älterer Menschen zu verbessern bzw. zu erhalten.

Schlüsselwörter: Stochastische Resonanztherapie, Knochendichte, Rumpfkraft, Gleichgewicht, Alter

Summary: In a controlled study (93 patients aged over 60 years, 41 subjects in the intervention group) over a period of 3 months significant increases in isometric trunk strength as well as in the field of motor function could be achieved with the stochastic resonance therapy. Apart from an increase in maximum strength for flexion and extension, also the muscular imbalances of the trunk muscles could be reduced. In the field of bone density no significant change could be achieved after the follow-up of 3 months. The results of this study suggest that the stochastic resonance therapy can help to improve or preserve the everyday motor function and posture of elderly people. Even an improved balance and responsiveness could be achieved so that a reduction in the risk of falling can be assumed.

Keywords: stochastic resonance therapy, bone density, muscle strength, body balance, age

Einleitung

Aufgrund der demografischen Entwicklung in Deutschland ist in Zukunft mit wachsender Pflegebedürftigkeit und einem Mehrbedarf an Therapie- und Pflegepersonal etc. zu rechnen. Die stetig steigende Zahl der Älteren macht die evidenzbasierte Forschung im Bereich der Prävention und möglichst langen Erhaltung der Selbstständigkeit zu einer zentralen Aufgabe. Insbesondere das Thema „gerontologische Therapiemaßnahmen“ soll mit dieser Studie aufgegriffen, und mögliche Schlussfolgerungen zur Wirkung der Stochastischen Resonanztherapie auf den Prozess des Alterns (Seneszenz) sollen dargestellt werden. Die natürliche Seneszenz ist vor allem durch eine Degeneration der physischen und psychischen biologischen Systeme gekennzeichnet. Speziell die zunehmende Multimorbidität im Alter, die nicht nur genetische, sondern auch erworbene Ursachen hat, rückt die Suche nach Retardierungs- bis Stagnationsstrategien gegen diesen allmählichen Abbau auch aus Kosten-Nutzen-Sicht in den Vordergrund. Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung sowie vermehrte Risikofaktoren in Kombination mit den biologischen Abbauprozessen konnten in mehreren Studien als Ursachen für einen vermehrten Verlust von Muskelkraft, Muskelleistung, Koordination und Knochendichte mit zunehmendem Alter nachgewiesen werden. Um diesen Prozessen entgegenzuwirken, ist es besonders wichtig, speziell die Stütz- und Zielmotorik zu aktivieren bzw. das posturale System zu stimulieren und den Knochenstoffwechsel anzuregen. Daher steht in der Osteoporoseprävention bei Älteren ein gezieltes Kraft- und Gleichgewichtstraining im Mittelpunkt der Therapie. Zahlreiche Studien haben bewiesen, dass oszillierende Interventionen in diesem Bereich neue Therapiemöglichkeiten eröffnen [1, 2, 3, 4]. Mithilfe der Stochastischen Resonanztherapie wird eine mechanische Stimulation von außen provoziert, bei der Schwingungen durch den Körper geleitet werden [4]. Dieser Reizsetzung wird eine positive Wirkung speziell auf die Propriozeption zugesprochen, wobei diskutiert wird, ob nicht alle sensorischen Rückmeldungen (propriozeptiv, exterozeptiv, vestibulär etc.) eine zentrale Rolle bei der Verbesserung der Koordination spielen. Zusätzlich kommt es durch die provozierten tonischen Vibrationsreflexe in kurzer Zeit – vermutlich bedingt durch eine Koaktivierung von Agonisten und Antagonisten – zu einer größeren Kraftentwicklung in der Muskulatur und dadurch zu größeren Kräften, die auf die Knochen einwirken. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, inwieweit sich eine Stochastische Resonanztherapie positiv auf die Knochendichte, die Rumpfkraft und die Koordinations- bzw. Gleichgewichtsfähigkeit auswirken kann.

Studiendesign und Untersuchungsmethode

Es handelt sich um eine prospektive, kontrollierte Studie im Zwei-Gruppen-Prä(t1)-/Post(t2)-Design mit dreimonatigem Follow-up (t3). An dieser Studie nahmen 93 Frauen und Männer aus der Umgebung von Bad Füssing teil. Davon trainierten 13 männliche und 28 weibliche Freiwillige über eine Gesamtdauer von drei Monaten dreimal pro Woche auf dem Interventionsgerät (Abb. 1). Pro Trainingseinheit wurden verschiedene Übungen (n = 4) in jeweils drei Serien à 45 bzw. 60 Sekunden (pro Übungsdurchführung) mit 30-sekündiger Pause und einer definierten Intensität (Schwingungsfrequenz in Hertz) durchgeführt. Alle Teilnehmer erhielten aus einem Pool von 15 Übungen ein individuell angepasstes und dokumentiertes Trainingsprogramm. Sie wurden bei jedem Training unter fachlicher Anleitung betreut und das Interventionsprogramm wurde im Laufe der drei Monate methodisch gesteigert. Zu den Einschlusskriterien der Studie gehörte neben dem Alter (> 60 Jahre) eine ärztliche Einverständniserklärung für das SRT-Training. Die Ausschlusskriterien richteten sich nach den Kontraindikationen des Geräteherstellers (z. B. Post-Op, Herzschrittmacher usw.). Die Vergleichsgruppe (keine Intervention) setzte sich aus 13 männlichen und 39 weiblichen Freiwilligen zusammen. Diese Gruppe wurde angehalten, ihre Aktivitäten im alltäglichen Leben nicht zu ändern. Die Gegenüberstellung der biometrischen Daten beider Gruppen (keine signifikanten Unterschiede) zeigt Tabelle 1.

Intervention (Stochastische Resonanztherapie)

Die Stochastische Resonanztherapie (SRT-Zeptoring) basiert auf dem Mechanismus, der für die Entwicklung und Funktionsweise des menschlichen Nevensystems verantwortlich ist. Sie setzt Reize nach dem Zufallsprinzip, was sich positiv auf das Zusammenspiel zwischen Rezeptoren, Nerven und Muskeln auswirkt. Die Intensitätslevel liegen zwischen 1 und 12 und orientieren sich an Schwingungen und Schwankungen, die beim Menschen beispielsweise im aufrechten Stand und bei maximalen Anspannungen auftreten. Um einer schnellen Reizsättigung entgegenzuwirken, werden keine sinusförmigen Schwingungen genutzt. Neben den Bewegungen der beiden Trittplatten in horizontaler und vertikaler Richtung besteht die Möglichkeit, zusätzlich noch seitlich zu kippen. Somit wird erreicht, dass der Trainierende nicht nur reagieren, sondern auch selbst agieren muss. Das Ziel ist eine optimale Regulation und Dämpfung der auftretenden Schwingungen [5]. Veränderungen der Trainingsparameter sind stufenlos möglich, z.B. bis zu einer Therapiedauer von max. 3 min oder mithilfe der Frequenzbereiche des SRT-Zeptors zwischen den sog. Theta- (3,5 – 7,5 Hz) bis Alpha-Schwingbereichen (7,5 – 12,5 Hz).

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