Originalarbeiten - OUP 02/2012
Eine Untersuchung zur Wirkung der Stochastischen Resonanztherapie (SRT-Zeptoring)
auf die Knochendichte, Rumpfkraft und Koordination bei SeniorenEffects of stochastic resonance therapy on bone density, trunk muscle strength,
Die Studie untersuchte die Effekte eines dreimonatigen Stochastischen Resonanztherapietrainings auf Knochendichte, Muskelkraft und Koordinationsfähigkeit bei älteren Probanden (Alter > 60 J.) miteinem erhöhten Risiko für Osteoporose. Eindeutige Effekte auf die Knochendichte konnten nicht beobachtet werden. Der zur Eingangsuntersuchung ermittelte T-Score der Interventionsgruppe veränderte sich während des Untersuchungszeitraums weder bei den Frauen von – 1,41 für die Hüfte und von – 1,56 für die Lendenwirbelsäule noch bei den Männern (Hüfte = – 0,63, LWS = – 0,55). Die Vergleichsgruppe (keine Intervention) besaß zwar je Geschlecht einen tendenziell besseren T-Score für beide Messstellen, jedoch konnten auch hier keine Veränderungen beobachtet werden. Studien, die belegten, dass Verbesserungen der Knochendichtewerte durch Ganzkörpervibrationen ausgelöst werden, konnten auf längere Interventionszeiträume mit sechs- bis zwölfmonatigem Training zurückgreifen [8, 9].
Auch wurden Verbesserungen hinsichtlich der Beinmuskelkraft bzw. Effekte auf die Rückenmuskulatur ermittelt [8, 10]. Erklärungsansätze für die beobachteten Steigerungen waren, dass es durch oszillierende Interventionen bei leichter Kniebeugehaltung zu einer Aktivierung des M. multifidus kommt. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung stützen diese These. Die dreimonatige Stochastische Resonanztherapie zeigte positive Effekte auf die Rumpfmuskulatur, insbesondere auf die Rückenmuskulatur bei beiden Geschlechtern. Vermutlich führt ein zusätzliches Halten bzw. Ziehen von fixierten Bändern am SRT zu einer verbesserten inter- und intramuskulären Koordination der beteiligten Muskelketten. Denkbar sind auch Verbesserungen des posturalen Systems bei der unbewussten Reaktion auf die Gleichgewichtsauslenkungen, ausgelöst durch die unterschiedlichen dreidimensionalen Richtungsänderungen der beiden Trittplatten des Therapiegeräts zueinander. Dabei kommt der Propriozeption funktionell eine besondere Rolle zu, da sie für die Wahrnehmung des Körpers im Raum sowie mithilfe von Rezeptoren für die Kontrolle von dreidimensionalen Bewegungen erforderlich ist.
Insbesondere letztere Theorie wurde durch die Ergebnisse dieser Studie mithilfe der Tests nach Runge (Chair-Rising-, Timed-Get-Up and Go-Test) bei den Frauen (IG) unterstützt. Die signifikanten Veränderungen konnten jedoch nicht bei den Männern bzw. beiden Geschlechtern der Kontrollgruppe beobachtet werden. Diese Tests beurteilen das Sturzrisiko von Älteren, wobei in der Wissenschaft bekannt ist, welchen Einfluss das posturale System auf die Gleichgewichtsfähigkeit hat. Bei den statischen und dynamischen Gleichgewichtstests konnte in dieser Studie keine Veränderung in der Interventionsgruppe beobachtet werden. Auch der subjektiv empfundene Gesundheitszustand war zum zweiten Messzeitpunkt in beiden Gruppen zwar verbessert, jedoch nicht signifikant. Die Verbesserungen in der Interventionsgruppe dürfen jedoch nicht ausschließlich der Stochastischen Resonanztherapie zugeschrieben werden, da diese im Vergleich zur Kontrollgruppe, die keinerlei Anwendung erhielt, auch möglicherweise auf die regelmäßige dreimonatige Intervention zurückführen sind. Weitere Studien müssten klären, ob diese Form der Therapie effektiver ist als vergleichsweise andere Therapieformen, um auszuschließen, dass es sich bei den Ergebnissen nur um eine Spontanverbesserung handelt.
Zu den motorischen Alltagstests lassen sich in der Literatur viele Studien finden, die dem Vibrationstraining positive Effekte auf das Gleichgewicht und die posturalen Fähigkeiten zuschreiben [11, 12]. Dabei ist der zentrale Wirkmechanismus der neurologischen Adaptation die optimierte und erhöhte Rekrutierung von ungenutzten motorischen Einheiten [13].
Die in der vorliegenden Untersuchung bereits zu Beginn festgestellten Gruppenunterschiede zeigten, dass gerade die Trainingsgruppe meist aus motivierteren Probanden mit einem höheren Bewegungsinteresse und daher auch Gesundheitszustand, z. B. im Hinblick auf den Body-Mass-Index, bestand und sich demnach wahrscheinlich höhere Effekte durch die Stochastische Resonanztherapie eher bei der Kontrollgruppe erwarten ließen. Die festgestellten Tendenzen hinsichtlich der Einzeltests sollten daher vorsichtig interpretiert werden. Unabdingbar sind höhere Fallzahlen, insbesondere bei den männlichen Probanden, und eine externe Randomisierung der Freiwilligen.
Fazit für die Praxis
Diese Untersuchung zeigte, dass mit der Stochastischen Resonanztherapie bei älteren Menschen positive Effekte erzielt werden können. Nachgewiesen wurden Verbesserungen hinsichtlich der Rumpfkraft, des Gleichgewichts sowie bei den motorischen Tests. Diese Therapieform könnte bei älteren Menschen positive Effekte auf die Alltagsmotorik und die Haltung haben und zu einer Verminderung der Sturzneigung führen. Aufgrund der bekannten morphologischen Umbauprozesse des Knochens braucht es Langzeitstudien von mindestens einem Jahr SRT-Training, um einen Einfluss der Stochastischen Resonanztherapie zu belegen.
Korrespondenzadresse
Marcel Dittrich (Dipl.-Sportwissenschaftler)
Orthopädie-Zentrum Bad Füssing
Waldstraße 12
94072 Bad Füssing
E-Mail: orthopaedie.forschung@
drv-bayernsued.de
Literatur
1. Haas C (2008): Vibrationstraining, Biomechanische Stimulation und Stochastische Resonanz Therapie. Eine interdisziplinäre Betrachtung präventiver und rehabilitativer Funktionen. In: pt_Zeitschrift für Physiotherapeuten_60 (7): 728–789.
2. Bosco C, Iacovelli M, Tsarpela O, Cardinale M, Bonifazi M, Tihanyi J, Viru M, de Lorenzo A, Viru A (2000): Hormonal responses to whole-body vibration in men. In: European Journal of Applied Physiology. 81: 449–454.
3. Stengel van S, Kemmler W, Mayer S, Engelke K, Klarner A, Kalender W A (2009): Effekte eines Ganzkörpervibrationstrainings auf Parameter des Frakturrisikos. Einjahres-Ergebnisse der randomisierten kontrollierten ELVIS-Studie. In: Dtsch Med Wochenschr 134: 1511–1516.
4. Dalichau S (2009): Vibrationstraining in der Therapie unter besonderer Berücksichtigung der Stochastischen Resonanz. Online. URL: http://www.ipl- bremen.de/Präsentationen/Vibration_in_der_Therapie.pdf, Abruf: 20.10.2009.
5. Bedienungsanleitung: SRT Zeptor®Medical plus noise (Vers. 1.0, o. J.): SR Therapiesysteme GmbH & Co. Lifescience KG, Berlin.
6. Runge M (1998): Gehstörungen, Stürze, Hüftfrakturen. Darmstadt: Steinkopff.
7. Maier-Riehle B, Zwingmann C (2000): Effektstärkevarianten beim Eingruppen-Prä-Post-Design. Eine kritische Betrachtung. In: Rehabilitation 39: 189–199.
8. Verschueren S, Roelants M, Delecluse C, Swinnen S, Van der Schueren D, Boonen S (2004): Effects of 6-month whole body vibration training on hip density, muscle strength and postural control in postmenopausal women: A randomized controlled pilot study. In: Journal of Bone and Mineral Research. 19 (3): 352–359.
auf die Knochendichte, Rumpfkraft und Koordination bei Senioren
Die Studie untersuchte die Effekte eines dreimonatigen Stochastischen Resonanztherapietrainings auf Knochendichte, Muskelkraft und Koordinationsfähigkeit bei älteren Probanden (Alter > 60 J.) miteinem erhöhten Risiko für Osteoporose. Eindeutige Effekte auf die Knochendichte konnten nicht beobachtet werden. Der zur Eingangsuntersuchung ermittelte T-Score der Interventionsgruppe veränderte sich während des Untersuchungszeitraums weder bei den Frauen von – 1,41 für die Hüfte und von – 1,56 für die Lendenwirbelsäule noch bei den Männern (Hüfte = – 0,63, LWS = – 0,55). Die Vergleichsgruppe (keine Intervention) besaß zwar je Geschlecht einen tendenziell besseren T-Score für beide Messstellen, jedoch konnten auch hier keine Veränderungen beobachtet werden. Studien, die belegten, dass Verbesserungen der Knochendichtewerte durch Ganzkörpervibrationen ausgelöst werden, konnten auf längere Interventionszeiträume mit sechs- bis zwölfmonatigem Training zurückgreifen [8, 9].
Auch wurden Verbesserungen hinsichtlich der Beinmuskelkraft bzw. Effekte auf die Rückenmuskulatur ermittelt [8, 10]. Erklärungsansätze für die beobachteten Steigerungen waren, dass es durch oszillierende Interventionen bei leichter Kniebeugehaltung zu einer Aktivierung des M. multifidus kommt. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung stützen diese These. Die dreimonatige Stochastische Resonanztherapie zeigte positive Effekte auf die Rumpfmuskulatur, insbesondere auf die Rückenmuskulatur bei beiden Geschlechtern. Vermutlich führt ein zusätzliches Halten bzw. Ziehen von fixierten Bändern am SRT zu einer verbesserten inter- und intramuskulären Koordination der beteiligten Muskelketten. Denkbar sind auch Verbesserungen des posturalen Systems bei der unbewussten Reaktion auf die Gleichgewichtsauslenkungen, ausgelöst durch die unterschiedlichen dreidimensionalen Richtungsänderungen der beiden Trittplatten des Therapiegeräts zueinander. Dabei kommt der Propriozeption funktionell eine besondere Rolle zu, da sie für die Wahrnehmung des Körpers im Raum sowie mithilfe von Rezeptoren für die Kontrolle von dreidimensionalen Bewegungen erforderlich ist.
Insbesondere letztere Theorie wurde durch die Ergebnisse dieser Studie mithilfe der Tests nach Runge (Chair-Rising-, Timed-Get-Up and Go-Test) bei den Frauen (IG) unterstützt. Die signifikanten Veränderungen konnten jedoch nicht bei den Männern bzw. beiden Geschlechtern der Kontrollgruppe beobachtet werden. Diese Tests beurteilen das Sturzrisiko von Älteren, wobei in der Wissenschaft bekannt ist, welchen Einfluss das posturale System auf die Gleichgewichtsfähigkeit hat. Bei den statischen und dynamischen Gleichgewichtstests konnte in dieser Studie keine Veränderung in der Interventionsgruppe beobachtet werden. Auch der subjektiv empfundene Gesundheitszustand war zum zweiten Messzeitpunkt in beiden Gruppen zwar verbessert, jedoch nicht signifikant. Die Verbesserungen in der Interventionsgruppe dürfen jedoch nicht ausschließlich der Stochastischen Resonanztherapie zugeschrieben werden, da diese im Vergleich zur Kontrollgruppe, die keinerlei Anwendung erhielt, auch möglicherweise auf die regelmäßige dreimonatige Intervention zurückführen sind. Weitere Studien müssten klären, ob diese Form der Therapie effektiver ist als vergleichsweise andere Therapieformen, um auszuschließen, dass es sich bei den Ergebnissen nur um eine Spontanverbesserung handelt.
Zu den motorischen Alltagstests lassen sich in der Literatur viele Studien finden, die dem Vibrationstraining positive Effekte auf das Gleichgewicht und die posturalen Fähigkeiten zuschreiben [11, 12]. Dabei ist der zentrale Wirkmechanismus der neurologischen Adaptation die optimierte und erhöhte Rekrutierung von ungenutzten motorischen Einheiten [13].
Die in der vorliegenden Untersuchung bereits zu Beginn festgestellten Gruppenunterschiede zeigten, dass gerade die Trainingsgruppe meist aus motivierteren Probanden mit einem höheren Bewegungsinteresse und daher auch Gesundheitszustand, z. B. im Hinblick auf den Body-Mass-Index, bestand und sich demnach wahrscheinlich höhere Effekte durch die Stochastische Resonanztherapie eher bei der Kontrollgruppe erwarten ließen. Die festgestellten Tendenzen hinsichtlich der Einzeltests sollten daher vorsichtig interpretiert werden. Unabdingbar sind höhere Fallzahlen, insbesondere bei den männlichen Probanden, und eine externe Randomisierung der Freiwilligen.
Fazit für die Praxis
Diese Untersuchung zeigte, dass mit der Stochastischen Resonanztherapie bei älteren Menschen positive Effekte erzielt werden können. Nachgewiesen wurden Verbesserungen hinsichtlich der Rumpfkraft, des Gleichgewichts sowie bei den motorischen Tests. Diese Therapieform könnte bei älteren Menschen positive Effekte auf die Alltagsmotorik und die Haltung haben und zu einer Verminderung der Sturzneigung führen. Aufgrund der bekannten morphologischen Umbauprozesse des Knochens braucht es Langzeitstudien von mindestens einem Jahr SRT-Training, um einen Einfluss der Stochastischen Resonanztherapie zu belegen.
Korrespondenzadresse
Marcel Dittrich (Dipl.-Sportwissenschaftler)
Orthopädie-Zentrum Bad Füssing
Waldstraße 12
94072 Bad Füssing
E-Mail: orthopaedie.forschung@
drv-bayernsued.de
Literatur
1. Haas C (2008): Vibrationstraining, Biomechanische Stimulation und Stochastische Resonanz Therapie. Eine interdisziplinäre Betrachtung präventiver und rehabilitativer Funktionen. In: pt_Zeitschrift für Physiotherapeuten_60 (7): 728–789.
2. Bosco C, Iacovelli M, Tsarpela O, Cardinale M, Bonifazi M, Tihanyi J, Viru M, de Lorenzo A, Viru A (2000): Hormonal responses to whole-body vibration in men. In: European Journal of Applied Physiology. 81: 449–454.
3. Stengel van S, Kemmler W, Mayer S, Engelke K, Klarner A, Kalender W A (2009): Effekte eines Ganzkörpervibrationstrainings auf Parameter des Frakturrisikos. Einjahres-Ergebnisse der randomisierten kontrollierten ELVIS-Studie. In: Dtsch Med Wochenschr 134: 1511–1516.
4. Dalichau S (2009): Vibrationstraining in der Therapie unter besonderer Berücksichtigung der Stochastischen Resonanz. Online. URL: http://www.ipl- bremen.de/Präsentationen/Vibration_in_der_Therapie.pdf, Abruf: 20.10.2009.
5. Bedienungsanleitung: SRT Zeptor®Medical plus noise (Vers. 1.0, o. J.): SR Therapiesysteme GmbH & Co. Lifescience KG, Berlin.
6. Runge M (1998): Gehstörungen, Stürze, Hüftfrakturen. Darmstadt: Steinkopff.
7. Maier-Riehle B, Zwingmann C (2000): Effektstärkevarianten beim Eingruppen-Prä-Post-Design. Eine kritische Betrachtung. In: Rehabilitation 39: 189–199.
8. Verschueren S, Roelants M, Delecluse C, Swinnen S, Van der Schueren D, Boonen S (2004): Effects of 6-month whole body vibration training on hip density, muscle strength and postural control in postmenopausal women: A randomized controlled pilot study. In: Journal of Bone and Mineral Research. 19 (3): 352–359.