Informationen aus der Gesellschaft - OUP 07/2018

Interview mit den Kongresspräsidenten der 66. Jahrestagung der VSOU

VSOU-Arthroskopie-Challenge – ist dies das Kurskonzept der Zukunft für den Nachwuchs?

Ruchholtz: Die sehr gute Resonanz der Studenten und jungen Kollegen, an der VSOU-Arthroskopie-Challenge teilzunehmen, belegt das Potenzial moderner technischer Mittel in der Nachwuchsförderung. Selbstverständlich kann ein
Simulator die tägliche Ausbildung im Operationssaal nicht ersetzen, aber zur Vorbereitung und Ergänzung werden
Simulationstrainings in Zukunft sicher
einen zunehmenden Stellenwert haben.

Rudert: Ich finde ja! Neue Technologien für die Weiterbildung und Wissensvermittlung werden in der Zukunft immer wichtiger. Aufgrund der Arbeitsverdichtung und Personalknappheit müssen wir nach neuen Modellen suchen, um die notwendige Ausbildung zu gewährleisten und zu verbessern.

Gibt es weitere Neuigkeiten zur Nachwuchsförderung, die sich ergeben haben?

Ruchholtz: Der Kongress und insbesondere unsere Sitzung „Wissensvermittlung und Ausbildung in der Medizin von morgen“ haben gezeigt, dass neben dem Einsatz von Simulatoren auch andere technische und moderne Formen der Wissensvermittlung, z.B. über Apps, Augmented Reality und E-Learning schon jetzt einen Stellenwert haben, der in Zukunft zunehmen wird.

Rudert: Mit unseren über 200 Anmeldungen nach dem ersten Abstract-Call haben wir den Eindruck gewonnen, dass sich der Nachwuchs in Baden-Baden wieder mehr wissenschaftlich engagiert. Das lässt uns hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.

Wie wurde die Kongress-App angenommen?

Ruchholtz: Passend zu unserem Kongressmotto „Mobilität durch Fortschritt“ haben wir mit der App den Teilnehmern eine moderne und zeitgemäße Form der individuellen Kongressgestaltung geboten. Sie ist – basierend auf einem leistungsstarken WLAN-Netz – regelhaft von einem Großteil der Kongressbesucher genutzt worden. Auch wenn die App in einigen Bereichen noch verfeinert werden muss, ist sie meines Erachtens vom VSOU Kongress in den kommenden Jahren nicht mehr wegzudenken.

Rudert: Die Kongress-App war ebenfalls ein technologisches Novum auf diesem Kongress. Es braucht sicher etwas Zeit, bis sich alle daran gewöhnt haben. Aus meiner Sicht führt langfristig kein Weg daran vorbei.

Podiumsdiskussion Junges Forum: Arzt sein ist kein Wunschkonzert – was wünscht sich die neue Ärztegeneration von ihrem Arbeitgeber?

Ruchholtz: Für mich als Teilnehmer der Diskussion war es beeindruckend, wie offen und ohne große Zurückhaltung mit den Studenten und jungen Ärzten diskutiert werden konnte. Es wurde klar, dass die Erwartungen seitens der neuen Ärztegeneration an ihre (zukünftigen) Arbeitgeber und Vorgesetzten individuell unterschiedlich sein können. Fragen wie „Ist die Tätigkeit in O und U auch für Frauen geeignet?“, „Was ist der Vorteil einer Ausbildung in Deutschland gegenüber dem Ausland?“ und „Was passiert, wenn man den Anforderungen im Job nicht gerecht wird?“ wurden diskutiert. In der Diskussion wurde aber vor allem klar, dass bei den zukünftigen Kolleginnen und Kollegen der Wunsch nach einem transparenten und strukturierten Ausbildungsprogramm im Vordergrund steht. Es wurde in den Gesprächen herausgearbeitet, dass nur durch eine klare Darstellung der Anforderungen und der Angebote („Win-win“-Situation) an den/die junge/n Assistenzarzt/ärztin ein hohes und den heutigen Anforderungen entsprechendes Engagement erzielt werden kann. Angesichts der Diskussionsfreude der Teilnehmer braucht man sich allerdings über die mangelnde Einsatzbereitschaft der nachfolgenden Ärztegeneration keine großen Sorgen machen.

Rudert: Es war deutlich sichtbar, dass bei der jungen Generation eine eklatante Diskrepanz zu den Vorstellungen der „Etablierten“ vorliegt. Wir sehen die Bedürfnisse unseres Berufs, die nächsten Generationen insbesondere ihre eigenen. Es wurde offensichtlich, dass sich beide Standpunkte annähern. Auch das lässt hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.

Herr Prof. Ruchholtz, Herr Prof. Rudert, vielen Dank für das Gespräch. Das Interview führte Inge Kölle/SEMIKOLON im Auftrag der VSOU.

Podiumsdiskussion BVOU/VLOU: Honorierungssysteme: Sinnhaftigkeit, Gerechtigkeit, Rationierung, Priorisierung

(Anmerkung der Redaktion: Dazu hat uns Prof. Dr. med. Karl-Dieter Heller, Chefarzt der Orthopädischen Klinik und Leiter des EndoProthetik Zentrums der Maximalversorgung des Herzogin Elisabeth Hospitals in Braunschweig, geantwortet.)

Heller: Im Rahmen der drei Grundsatzreferate von Dr. Norbert Metke, Norbert Müller sowie Prof. Dietmar Pennig, wurden die aktuellen und z.T. problematischen Aspekte der Honorierungssysteme klar dargestellt.

Die aktuelle Koalition erwartet eine Angleichung der Wartezeiten zwischen GKV und PKV Patienten, um das angebliche Zweiklassensystem zu entschärfen. Hierfür werden seitens der KV erhebliche Anstrengungen unternommen. Die Arbeitszeit der niedergelassenen Kollegen soll diesbezüglich von 20 auf 25 Stunden ausgeweitet werden. Nur wenn dieses Vorhaben gelingt, kann auch auf eine Umsetzung der neuen GOÄ und Fortsetzung des Systems gehofft werden.

Die sektorenübergreifende Versorgung, die auch aktuelles Thema ist, ist derzeit relativ einseitig und lässt nur den Weg von der Niederlassung in das Krankenhaus zu, der umgekehrte Weg ist nicht gegeben. Von Krankenhausseite wäre hier eine Öffnung auch in Richtung Niederlassung erstrebenwert.

Rationierung und Priorisierung sind klare Mittel der Politik und des GBA, wobei die Rationierung hier eher über den pekuniären Weg erfolgt. In diesem Zusammenhang genannt wurden die entsprechenden Abwertungen der DRG im vergangenen Jahr, die letztendlich indirekt eine Rationierung bedingen sollten. Letztendlich bestraft diese aber gerade die Leistungserbringer, die qualitativ hochwertig arbeiten und spezialisiert sind.

Zusammenfassend bergen die derzeitigen Honorierungssysteme gravierende Probleme, die einerseits durch verschiedene Versicherungssysteme und anderseits durch eine Mengenausweitung bedingt sind, wobei gerade die Mengenausweitung im stationären System, dem derzeitigen Honorierungssystem, sprich DRG-System, geschuldet wird.

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