Übersichtsarbeiten - OUP 10/2014

Klinische Ergebnisse nach Implantation einer metaphysären inversen Kurzschaftprothese

Beim DASH-Score verbesserte sich der Wert durchschnittlich von präoperativ 73,0 auf postoperativ 33,7 um 39,3 Punkte (p < .001). Im Funktionsteil des DASH-Score (die ersten 23 Fragen; hier sind zwischen 23 und 115 Punkte erreichbar) zeigte sich eine Verbesserung um 31,6 Punkte von präoperativ 86,0 auf postoperativ 54,4 Punkte (p < .001), s. Tab. 9.

Der Symptomteil des DASH-Score befasst sich mit den letzten 7 Fragen. Es sind zwischen 7 und 35 Punkte zu erreichen. Dieser Wert verbesserte sich ebenfalls hochsignifikant um 12,2 Punkte von präoperativ 24,7 auf postoperativ 12,5 Punkte (p < .001), s. Tab. 11.

Bei der Visuellen Analogskala (VAS) bewerteten die Patienten die durchschnittliche Zufriedenheit mit 7,3 ± 2,3 (0,8–10). Der Median betrug 7,1. Zwei der 74 Patienten (2,7 %) waren mit ihrem Ergebnis deutlich unzufrieden. Weitere 8 Patienten (10,8 %) waren eher unzufrieden. 29 Patienten (39,2 %) waren zufrieden mit ihrem Ergebnis und 35 Patienten sehr zufrieden (47,3 %).

Komplikationen

Bei 4 Patienten (5,3 %) kam es zu Lockerungen der humeralen Komponente. Drei Patienten blieben nach Revision mit Schaftverlängerung unauffällig. Die Diagnosen der 3 Patienten waren:

  • a) Z.n. Oberflächenersatz mit Rotatorenmanschettenruptur bei Z.n. subcapitaler Humeruskopffraktur mit Plattenosteosynthese (Lockerung 8 Monate postoperativ)
  • b) Z.n. subcapitaler Humeruskopffraktur mit Plattenosteosynthese und Implantation einer Interimsprothese (Lockerung 9 Wochen postoperativ)
  • c) Defektarthropathie (Lockerung ein Tag postoperativ).

Der 4. Patient stürzte auf die Schulter, lehnte jedoch eine erneute Operation ab.

Bei 6 Patienten (8 %) mit inverser Prothese konnten Lockerungen der glenoidalen Komponente festgestellt werden. Vier Patienten wurden erneut mit einer inversen Prothese versorgt, ein Patient verweigerte eine erneute Operation, bei einem Patienten wurde die Lockerung erst im letzten Follow-up festgestellt. Hier handelte es sich um einen erneuten Glenoidausbruch. Nach diesem erneuten Ausbruch verweigerte der Patient zunächst einen weiteren Eingriff. Zwei Erstdislokationen wurden bereits während des stationären Aufenthalts der primären Implantation festgestellt. Für die Zeitpunkte der Dislokationen wurde zur besseren Übersicht eine Tabelle angefertigt (Tab. 12).

Bei einem Patienten kam es 6 Wochen nach der Operation zu einer Luxation der Prothese. Es erfolgte ein Inlaywechsel und ein Kapselrelease. Die Prothese luxierte nach 3 Wochen erneut und musste revidiert werden (Therapie: Kapselrelease und Thoraxabduktionsgips). Seitdem ist der Patient unauffällig. Ein Patient entwickelte 9 Monate postoperativ ein symptomatisches Os acromiale, welches osteosynthetisch versorgt wurde. Ein Patient entwickelte eine sekundäre adhäsive Kapsulitis. Es wurde operativ ein Kapselrelease durchgeführt.

Bei einem Patienten wurde postoperativ eine Taubheit in den Fingern 1–4 beobachtet. Konsiliarisch konstatierte der Neurologe eine Plexus-brachialis-Störung, im Vordergrund mit einer Medianusstörung. Die Symptomatik zeigte sich im Verlauf leicht rückläufig. Ein absoluter Constant-Score von 18 im letzten Follow-up zeigt jedoch die noch starke Beeinträchtigung. Ein Patient wurde aufgrund eines Low-grade-Infekts von einer inversen TESS nach Interimsprothese zweizeitig auf eine inverse DELTA Xtend gewechselt.

Diskussion

Ballas und Beguin [6] implantierten 56 inverse TESS-Prothesen ohne Schaft. Davon 16 männliche und 40 weibliche Patienten mit einem durchschnittlichen Follow-up von 59 Monaten und einem Alter von 74 Jahren. Indikationen waren 20-mal massive Rotatorenmanschettendefekte, 33-mal Defektarthropathie und 3-mal primäre Omarthrose. Klinisch wurde der Constant-Score erhoben. Der Schmerz lag bei postoperativ 12 Punkten, die Aktivität bei 17, die Bewegung bei 26 und die Kraft bei 6 Punkten. Insgesamt betrug der postoperative Constant-Score durchschnittlich 62 Punkte. Die Schmerzen stimmen mit den Ergebnissen unserer Studie mit 12,5 nahezu überein. Die Aktivität ist in dieser Studie etwas höher als bei uns beobachtet (14,7). Bei der Bewegung ist der Unterschied nur sehr gering, hier erreichte die vorgelegte Studie insgesamt 24,5 Punkte. Die Kraft liegt mit 6 Punkten ca. doppelt so hoch, wie die bei uns ermittelten 2,9 Punkte. Das Gesamtergebnis liegt mit 62 Punkten etwas über unseren 54,5 Punkten. Ein Grund dafür, dass unsere Ergebnisse etwas niedriger liegen, könnten die unterschiedlichen Indikationen sein. In unserer Studie wurden auch Revisionseingriffe, Sekundärimplantationen, Humeruskopfnekrosen und posttraumatische Krankheitsbilder berücksichtigt. Wohingegen alle diese Fälle in der Studie von Ballas und Beguin ausgeschlossen wurden, da in Fällen von Revision und Trauma ein Schaft verwendet wurde und nur schaftlose Prothesen in die Studie eingeschlossen wurden. Dies könnte auch ein Grund dafür sein, dass die präoperativen Werte in unserer Studie niedriger lagen.

Sirveaux et al. [2] berichteten 2004 in einer Multicenterstudie von 78 inversen Delta-Prothesen nach Grammont in 77 Patienten. Die Patienten unterteilten sich in 14 Männer und 63 Frauen, mit einem durchschnittlichen Follow-up von 44,5 Monaten und einem durchschnittlichen Alter von 72 Jahren bei der Operation. Indikation war bei allen Patienten eine Omarthrose mit irreparabler Rotatorenmanschettenruptur. Der Constant-Score stieg insgesamt von präoperativ 22,6 Punkten auf postoperativ 65,5 Punkte. Der Schmerz verbesserte sich von 2,7 auf 13,4 Punkte, die Aktivität von 6 auf 16,9, die Beweglichkeit 12,3 auf 27,8 und die Kraft von 1,9 auf 7,4. Insgesamt waren 43 Patienten sehr zufrieden, 31 waren zufrieden und 6 waren enttäuscht.

Wall et al. [7] veröffentlichten 2007 eine Studie mit 240 implantierten inversen Prothesen, davon 209 Delta-3- (Depuy France, Saint Priest, France) Prothesen und 31 Aequalis- (Tornier Montbonnot, France) Prothesen. Das durchschnittliche Alter bei der OP betrug 72,7 Jahre, das Follow-up im Schnitt 39,9 Monate. 184 der Patienten waren Frauen, 66 Männer. In 169 Fällen war die dominante Seite, bei 67 die nicht dominante und bei den restlichen waren beide Seiten betroffen. Insgesamt konnten 191 Schultern in 186 Patienten nachuntersucht werden. Der Constant-Score verbesserte sich hinsichtlich aller Patienten von 22,8 auf 59,7 Punkte. Der Schmerz verbesserte sich von 3,5 auf 12,5 Punkte, die Aktivität von 5,6 auf 15,3 Punkte, die Beweglichkeit von 12,2 auf 24,9 Punkte und die Kraft von 1,5 auf 7,0 Punkte.

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