Übersichtsarbeiten - OUP 06/2020
Knorpelschäden am Sprunggelenk – was kann man ohne Operation machen?
Angthong et al. [2] sahen bei 5 Patienten über einen Zeitraum von 16 Monaten (2–22,3 Monate) ein nicht zufriedenstellendes Ergebnis nach PRP-Anwendung. Fukawa et al. [24] und Repetto et al. [48] (Patientengruppen von jeweils 20 Patienten) zeigten, dass PRP sicher und effektiv ist mit einer Rate von unerwünschten Ereignissen zwischen 0 und 5 % und einer signifikanten Reduktion des VAS für Schmerz nach 24 Wochen in der Studie von Fukawa et al. [24] (Schmerzreduktion von 7,8 auf 2,6). Repetto et al. [48] zeigten in einem durchschnittlichen Nachuntersuchungszeitraum von 17,7 Monaten ebenfalls eine Verbesserung.
Mesenchymale Stammzellen
Emadedin et al. [19] führten eine 30-monatige prospektive Evaluation von 18 Patienten durch, die mit Stammzellen behandelt wurden. Bei 16 Patienten lag eine Sprunggelenk-Arthrose vor. Die Autoren untersuchten die Gehdistanz in Metern, den FAOS- und den WOMAC-Score. Die Autoren schlussfolgerten, dass die mesenchymale Stammzellen-Injektion sicher und therapeutisch hilfreich sei. Die Gehdistanz verbesserte sich von 1010 m auf 1625 m nach 6 Monaten und auf 2333 m nach 3 Monaten. Der mittlere FAOS-Score nach 30 Monaten betrug 78,7 und war signifikant besser als zum Zeitpunkt des Studienbeginns (48,9 Punkte). Der WOMAC-Score zeigte ebenfalls eine Verbesserung von 45 Punkten auf 20 und 10 Punkte nach 12 und 30 Monaten.
Diskussion
Die momentane Evidenz bei der intraartikulären Therapie bei Patienten mit Sprunggelenkarthrose ist gering. Die Mehrzahl der Studien wurden mit intraartikulärer Hyaluronsäure-Injektion durchgeführt. Es gibt keine direkten vergleichbaren Arbeiten zwischen Hyaluronsäure versus PRP oder Hyaluronsäure versus Stammzellen. Momentan gibt es noch keinen allgemeinen Konsensus oder eine Leitlinie zur Behandlung derartiger Patienten, und die Behandlung basiert auf der Erfahrung des Behandlers und den Wünschen der Patienten [52, 63].
Bisherige Reviews einschließlich eines Cochrane Reviews zeigen, dass die Viscosupplementation bei Sprunggelenkarthrose durchaus vielversprechend ist, aber noch weitere Studien durchzuführen sind. Dieses gilt insbesondere für Patienten, die nicht adäquat auf Schmerzmittel ansprechen oder die nicht ausreichend stabil genug sind für eine operative Therapie [11, 46, 52, 63]. Es ist jedoch auf die große Vielfalt der Hyaluronsäure-Produkte auf dem Markt hinsichtlich der Behandlungscharakteristik, der Dosierung, des Molekulargewichts und der Anzahl der Injektionen hinzuweisen [11, 52, 63].
Die Evidenz für die Kortison-Injektion, PRP-Injektion und die Verwendung von mesenchymalen Stammzellen ist sogar noch weniger klar definiert als bei der Viscosupplementation. Die Kortikoid-Injektion zeigt offensichtlich eine Verbesserung in der frühen Phase [23]. Ein Effekt ist wahrscheinlich nur innerhalb der ersten 8 Wochen gegeben. [52].
Momentan gibt es nur eine begrenzte Zahl von Studien über PRP-Anwendung im Bereich des oberen Sprunggelenks [2, 24, 48]. Hinsichtlich der Verwendung von mesenchymalen Stammzellen liegt nur eine kleine Kohortenstudie vor [19].
Klinische Relevanz
Auch wenn die Evidenz hinsichtlich der intraartikulären Injektionen gering ist, so zeigt sich, dass diese noch am besten ist für die Viscosupplemention. Auch hier gibt es jedoch nur wenige kontrollierte Studien. Die Kortison-Injektion zeigt eine kurzfristige Verbesserung. Zur Verwendung von PRP und mesenchymalen Stammzellen ist noch nichts Definitives auszuführen.
Interessenkonflikte:
J. Jerosch ist Referent für Sanofi.
Korrespondenzadresse
Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jörg Jerosch
Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin
Johanna-Etienne-Krankenhaus
Am Hasenberg 46
41462 Neuss
j.jerosch@ak-neuss.de