Originalarbeiten - OUP 04/2012
Prospektive, randomisierte und kontrollierte Untersuchung
zum Vergleich des konventionellen anterolateralen Zugangs mit dem
anterolateralen minimal invasiven (ALMI) Zugang unter Berücksichtigung von kernspintomographischen Befunden der Muskulat
zum Vergleich des konventionellen anterolateralen Zugangs mit dem
anterolateralen minimal invasiven (ALMI) Zugang unter Berücksichtigung von kernspintomographischen Befunden der Muskulat
Aus vielen verschiedenen Gründen haben wir uns im Jahre 2003 für den anterolateralen minimal invasiven (ALMI) Zugang entschieden. Zum Studienzeitpunkt hatte der durchführende Operateur bereits über 1200 Hüftprothesen über diesen Zugang implantiert.
Ziel der vorliegenden Studie war es zu überprüfen, inwieweit kernspintomographische Unterschiede der Muskulatur zwischen dem Standardzugang nach Bauer und dem ALMI-Zugang zu dokumentieren sind.
Material und Methoden
Patientengut: Es wurden 47 Patienten in die Studie aufgenommen: 23 Patienten in die „ALMI-Gruppe“ (Gruppe 1), davon 16 weiblich (w), 24 Patienten
in die konventionell operierte Gruppe (Gruppe 2), davon 13 weiblich. In Gruppe 1 wurden 11 rechte Hüften operiert, davon waren 10 Patienten weiblich, in Gruppe 2 waren es 12 rechte Hüften, davon 5 bei männlichen (m) Patienten. Das Durchschnittsalter der ALMI-Patienten betrug 73,8 Jahre. Bei der Bauer-Gruppe war das Durchschnittsalter 69,6 Jahre. Beide Patientengruppen unterschieden sich präoperativ nicht in ihrer Alters- und Geschlechtsstruktur sowie hinsichtlich der operierten Seite. Die Nachuntersuchungen fanden durchschnittlich nach 15 +/- 3,97 Monaten statt, in der ALMI-Gruppe waren es 14,44 +/- 4,82 Monate (Range 5–21 Monate), in der Bauer-Gruppe 14,89 +/-2,94 Monate (Range 8–22 Monate). Auch hier unterschieden sich die Gruppen nicht.
Es wurde für alle Patienten dasselbe zementfreie Endoprothesensystem verwendet. Für den Schaft fand der Polar-Schaft und für das Azetabulum der Reflection-Cup Anwendung (Smith&Nephew Orthopaedics AG, Rotkreuz, Schweiz).
Ausgemessen wurden die Mm. glutaei maximus et medius. Grimaldi et al. [11] hatten nachgewiesen, dass die beiden genannten Glutealmuskeln bei fortgeschrittener Gelenkpathologie in Mitleidenschaft gezogen werden. Des Weiteren dokumentierten wir den M. iliopsoas.
Die Festlegung der Messebenen und auch Messstellen erfolgte standardisiert.
Mm. gluteus medius et minimus und M. gluteus maximus: Festgelegt wurde die Schnittebene unterhalb der Spina iliaca superior anterior im oberen, T1-gewichteten transversalen Block. Ausgemessen wurde der M. gluteus maximus unterhalb des unteren Pols der Iliosakralfuge, 90° zur Verlaufsrichtung der Muskelfasern. Der M. gluteus medius wurde vom Wendepunkt der Rückseite des Os ilium zum lateralen Rand des M. glut. maximus gemessen. Zwangsläufig wurde so auch der M. gluteus minimus mit erfasst. Dies wurde aber zu Gunsten einer reproduzierbar sicher auffindbaren „Landmarke“ in Kauf genommen.
M. iliopsoas: Aufgrund der Länge des dreiteiligen Muskels wurde er zweifach ausgemessen: einmal in Höhe des Beckens und einmal unterhalb des Hüftkopfes in Höhe des Tuber ischiadicum, um so einen besseren Eindruck einer eventuellen Querschnitts-, also im weiteren Sinne Volumenveränderung zu erhalten.
Pelvin wurde der M. iliopsoas an der meist obersten Schicht des T1-gewichteten Blocks, also kurz oberhalb des Pfannendachs, gemessen. An dieser Stelle war der Muskel gut definierbar und als Orientierungspunkt gegeben. Es erfolgte die Messung längs und quer, um so ein Flächenmaß in cm² zu erhalten.
Femoral wurde ebenfalls der T1-gewichtete transversale Block gewählt. Hier war die Hockeystick-Form des Tuber ischiadicum unterhalb des Collum femoralis knöcherner Anhaltspunkt für die Messebene. Es wurde, wie pelvin, eine quere und eine längsgerichtete Messung vorgenommen, um ein Flächenmaß in cm² errechnen zu können.
Die so ausgewählten Messebenen spiegeln nicht nur den anatomischen, sondern auch den physiologischen Querschnitt des M. gluteus maximus und M. iliopsoas wider, da die beiden Muskeln nahezu parallelfasrig und somit der anatomische und physiologische Querschnitt nahezu identisch sind.
Weitere Besonderheiten der Durchführung und Messung: Bei der Lagerung der Patienten im MRT-Gerät wurde streng auf eine Neutralstellung der Beine geachtet, um eine Verfälschung der Dicke des M. gluteus maximus bei Außenrotation auszuschließen. Um Messfehler gering zu halten, wurden die digitalisierten Aufnahmen sowohl von einer orthopädisch-traumatologisch orientierten Ärztin als auch von einer radiologischen Fachärztin untersucht. Beide waren hinsichtlich der OP-Technik verblindet. Neben den Messungen wurde ebenfalls von beiden das Vorhandensein eines Ödems des M. glut. medius beurteilt.
Bestimmung der Muskelathrophie und Verfettung: Goutallier veröffentlichte im Jahre 1994 eine Klassifikation, anhand derer er die im CT dargestellte fettige Muskeldegenerationen der Schulter einteilte [12].
Diese semiquantitative Stadieneinteilung lautet:
Stadium 0 kein Fett
Stadium 1 feine Fettstreifen
Stadium 2 weniger Fett als Muskel
Stadium 3 gleich viel Fett und Muskel
Stadium 4 mehr Fett als Muskel
Diese Einteilung wurde von uns auf
die MRT-Untersuchungen der Hüfte übertragen und die fettige Degeneration des M. gluteus medius, beispielhaft für die gesamte Hüftmuskulatur, von beiden Untersuchern in den T1-gewichteten transversalen Schnitten beurteilt.
Bestimmung des Muskelödems: Zusätzlich zu den bislang behandelten Details der Auswertungen wurde außerdem ein Augenmerk darauf gelegt, ob postoperativ ein gluteales Ödem nachweisbar ist. Dies geschah über die T2-gewichtete, koronare Sequenz und wurde eingeteilt in „ja“, im Seitvergleich vorhanden, oder „nein“, im Seitvergleich unauffällig.
Statistische Auswertung: Zur Auswertung der erhobenen Daten wurde der nichtparametrische Mann-Whitney-U-Test angewendet, da die Voraussetzung, dass die Daten bei nominalen Gruppen numerisch, hier also zum Beispiel Geschlecht, Alter oder Art des Operationszugangs, verteilt sind, erfüllt wird. Dieser Test ist auch, oder gerade, bei kleinen Gruppen gültig. Es ist grundsätzlich nicht davon auszugehen, dass biologische Gruppen wie unsere Kohorten normalverteilt sind. In der Auswertung dieser Studie wurde die einseitige exakte Signifikanz betrachtet. Beachtung bei der Auswertung findet das sehr hohe oder das hohe Signifikanzniveau mit p ≤ 0,05 bzw. p ≤ 0,01.