Originalarbeiten - OUP 07-08/2012
Schraubenlage bei navigierter perkutaner Verschraubung des SakroiliakalgelenkesScrew position of navigated percutaneous iliosacral screws
Damit zeigt sich insgesamt eine bessere Positionierbarkeit der Schrauben in der Sagittalebene bei größerer Abweichung von der definierten Optimalposition in der Frontalebene. Eine Erklärung hierfür könnte sein, dass Abweichungen nach ventral oder dorsal zu einer Perforation führen und damit in geringerem Ausmaß toleriert werden, bei Abweichungen in der Frontalebene jedoch zunächst noch eine gewünschte intraossäre Lage vorliegt.
Dennoch ist hier eine ebenso exakte Positionskontrolle erforderlich, da bei größer werdender Schraubenlänge der Zielkorridor immer schmaler wird und damit die Perforationswahrscheinlichkeit ansteigt [9]. Jedoch ist zur Vermeidung von neurologischen oder angiologischen Komplikationen die Wichtigkeit einer intraossären Lage in der Literatur deutlich besser dokumentiert als der bessere biomechanische Schraubenhalt durch eine möglichst parallele Schraubenlage im Bezug der Deckplatte des ersten sakralen Wirbels.
Verschiedene Untersuchungen zeigen eine Reduktion der Strahlenbelastung durch den Einsatz navigierter Techniken auch im Bereich des SI-Gelenkes [10, 11]. In dieser Studie konnte retrospektiv nur in 28 Fällen die intraoperative Röntgendauer ermittelt werden. Zeitgleich wurden weitere Eingriffe in gleicher Sitzung bei 19 Patienten durchgeführt. Insgesamt konnte die Röntgendauer für 13 Fälle ermittelt werden und betrug im Durchschnitt 113 Sekunden. In der Arbeit von Zwingmann et al. [10] zeigte sich für navigierte Verfahren mit durchschnittlich 63 Sekunden eine geringere Strahlenbelastung, die konventionellen Verfahren jedoch zeigten mit 141 Sekunden auch im Vergleich zu unserem Kollektiv deutlich mehr Emission. Die Divergenz zu unserer navigierten Gruppe kann nur an einer Veränderung der Qualität des 3D-Scans liegen, da dieser in der besten Qualität stets 60 Sekunden beträgt und zur Gesamtdauer die übrige Röntgendauer dazu zu zählen ist. In unserer Untersuchung wurden alle Patienten mit der höchsten Auflösung gefahren, hier kann bei schlanken Patienten sicher eine weitere Reduktion der Röntgenbelastung durch Reduktion der Scanqualität erreicht werden. Jedoch muss die Qualität zur Navigation ausreichend sein, da durch die Notwendigkeit eines zweiten Scans unweigerlich mehr Strahlung emittiert wird. Ein zweiter Scan war im untersuchten Kollektiv dieser Studie nicht erforderlich.
Zusammenfassung
Zusammengefasst bietet die navigierte Implantation von SI-Schrauben eine hohe Sicherheit und Genauigkeit insbesondere bzgl. einer Perforation der Kortikalis ventral und dorsal. In der Frontalebene zeigen sich größere Abweichungen von der postulierten Optimalroute ohne jedoch zu Perforationen, mechanischen, neurologischen oder angiologischen Komplikationen zu führen. Durch die Minimalinvasivität ist eine Reduktion der postoperativen Komplikationen zu erwarten.
Bei komplexen Beckenverletzungen werden jedoch immer noch häufig die Grenzen der Minimalinvasivität erreicht. Hier ist eine offene Versorgung das Verfahren der Wahl, die jedoch ebenso durch navigierte Techniken ergänzt werden kann.
Korrespondenzadresse
Dr. med. Michael Kraus
Federseeklinik Bad Buchau
Freihofgasse 14, 88422 Bad Buchau
E-Mail: m.kraus@federseeklinik.de
Literatur
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2. Matta JM, Saucedo T Internal fixation of pelvic ring fractures. Clin Orthop Relat Res. 1989; 242: 83?97
3. Pohlemann T, Gansslen A, Tscherne H. The problem of the sacrum fracture. Clinical analysis of 377 cases. Orthopäde. 1992; 21: 400?412
4. Routt ML Jr, Nork SE, Mills WJ. Percutaneous fixation of pelvic ring disruptions. Clin Orthop Relat Res. 2000; 375: 15?29
5. Routt ML Jr., Simonian PT, Mills WJ Iliosacral screw fixation: early complications of the percutaneous technique. J Orthop Trauma. 1997; 11: 584?589
6. Sakai Y et al. Segmental pedicle screwing for idiopathic scoliosis using computer-assisted surgery. J Spinal Disord Tech. 2008; 21: 181?186
7. Smith HE et al. An evaluation of image-guided technologies in the placement of percutaneous iliosacral screws. Spine (Phila Pa 1976) 2006; 31: 234?238
8. Tonetti J et al. Clinical results of percutaneous pelvic surgery. Computer assisted surgery using ultrasound compared to standard fluoroscopy. Comput Aided Surg. 2001; 6: 204?211
9. Tonetti J et al. Implantation of iliosacral screws. Simulation of optimal placement by 3-dimensional X-ray computed tomography. Rev Chir Orthop Reparatrice Appar Mot. 2000; 86: 360?369
10. Zwingmann J et al. Computer-navigated iliosacral screw insertion reduces malposition rate and radiation exposure. Clin Orthop Relat Res. 2009; 467: 1833?1838
11. Zwingmann J et al. Percutaneous iliosacral screw insertion: malpositioning and revision rate of screws with regards to application technique (navigated vs. conventional). J Trauma. 2011; 696: 1501?1506
Fussnoten
Universitätsklinikum Ulm, Zentrum für Chirurgie, Abteilung für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Ulm
Federseeklinik Bad Buchau, Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bad Buchau
Institut für Rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universität Ulm, Bad Buchau
Klinik für Unfall-, Wiederherstellungschirurgie und Orthopädie, Klinikum Ludwigsburg
DOI 10.3238/oup.2012.0292-0297