Übersichtsarbeiten - OUP 12/2014
Therapeutisches Klettern bei chronisch unspezifischem Rückenschmerz
Zusätzlich zeigte sich eine einheitliche Tendenz für den Beweglichkeitstest der Rumpfseitneige nach links (Finger-Boden-Abstand) zum Zeitpunkt nach der Intervention.
In Bezug auf das statische sowie dynamische Gleichgewicht, gemessen anhand der MFT-Disc (Fa. Bodyteamwork), wurden für beide Gruppen zu beiden Messzeitpunkten (KG: t0?t1/ IG: t1?t2) signifikante Steigerungen festgestellt.
Für die Follow-up-Tests (t3) zu den Haupt- bzw. Nebengütekriterien konnten weder bei der Klettergruppe noch bei der Wartezeitgruppe statistisch signifikante Veränderungen ermittelt werden. Tendenziell blieben die erzielten Verbesserungen nach dem Therapeutischen Klettern erhalten. Auch zwischen den Gruppen bestanden zum 3. Messzeitpunkt keine statistisch relevanten Unterschiede.
Diskussion
Durch das regelmäßige Klettertraining kam es zu einer Verminderung der Schmerzintensität sowie zu einer Verbesserung des psychischen Gesundheitszustands, zum Teil der Rumpfkraft und der Rumpfbeweglichkeit. Die Beeinträchtigung der Alltagsaktivitäten und das körperliche Gesundheitsempfinden haben sich, vermutlich aufgrund der hohen Ausgangswerte, nicht auffällig verändert. Die Kontrollgruppe zeigte nach der Wartezeit in keinem der genannten Hauptgütekriterien eine statistisch relevante Veränderung. Für 4 der 7 gewählten Subtests zur Bestimmung der statischen und dynamischen Rumpfkraft konnten eindeutige statistisch relevante Effekte der Klettergruppe nachgewiesen werden. Auch Heitkamp et al. verwiesen auf die Wirksamkeit des Therapeutischen Kletterns durch eine signifikante Steigerung der Rumpfkraft [4].
Fazit für die Praxis
Als Fazit dieser Pilotstudie kann man von einem positiven Effekt durch ein regelmäßiges therapeutisches Klettertraining bei Probanden mit chronischem Rückenschmerz sprechen. Diese Effekte werden in einer Folgestudie anhand von stationären orthopädischen Rehabilitanden mit Kontrollgruppe überprüft und verglichen. Erste Ergebnisse befürworten die Therapieform des Therapeutischen Kletterns insbesondere bei Patienten mit chronisch unspezifischen Rückenbeschwerden als Alternative zu herkömmlichen Bewegungstherapien. Das Therapeutische Klettern kann demnach als eine gleichwertige oder ergänzende Möglichkeit zu den multimodalen aktiven Therapieformen des Standardkonzepts der Deutschen Rentenversicherung bei chronischem Rückenschmerz gesehen werden. Hierbei ist die Wertigkeit des motivationalen Aspekts während des therapeutischen Kletterns noch nicht berücksichtigt bzw. wurde in diesem Forschungsprojekt nicht untersucht.
Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.?
Korrespondenzadresse
Marcel Dittrich (Dipl. Sportwiss.)
Orthopädie-Zentrum Bad Füssing
Waldstraße 12, 94072 Bad Füssing
forschung.orthopaedie@drv-bayernsued.de
Literatur
1. Lechner C. Klettern – Neue Kraft für Muskeln und Seele. In: Die Presse; 13: 18.09.2006
2. Lazik D. Therapeutisches Klettern. Stuttgart: Thieme Verlag 2008
3. Friederich H. Therapeutisches Klettern. http//www.hajo-friederich/in-stitut/therapeutisches-klettern
4. Heitkamp HC. Frank T, Rapp W. Die Aktivierung der Rücken- und Bauchmuskulatur beim Klettern. Dt. Zeitschrift für Sportmedizin 2009: 60: 173
Fussnoten
1 Orthopädie-Zentrum Bad Füssing der Deutschen Rentenversicherung Bayern Süd, Bad Füssing (Leiter: Prof. Dr. med. W.F. Beyer)