Übersichtsarbeiten - OUP 04/2023
Vierdimensionale Computertomographie des Hüftgelenkes bei Femuroacetabulärem Impingement (FAI)Was ist ein 4D-CT und welchen Vorteil bringt es?
Danach wurde eine horizontale Messebene durch das Femurkopf-Rotationszentrum festgelegt. Die Schafthalbierende durch den Schenkelhals und das Femurkopf-Rotationszentrum wird zu einer Pfanneneingangsebene und einer posterioren Referenzlinie durch die hinteren Darmbeinschaufel-Kortikalisenden im Sacroiliacalgelenk referenziert (Abb. 3).
Winkelmessungen erfolgten zu Beginn und am Ende des Bewegungszyklus (Abb. 4). Appliziert wurde eine effektive Dosis von 3,3 mSv. In Relation dazu beträgt die Strahlenbelastung der durchschnittlichen österreichischen Hintergrundstrahlung 2,9 mSv. Zusammenfassend ist die ionisierende Strahlenexposition eines 4D-Acetabulum-CTs niedriger als jene eines normalen Becken- oder Abdomen-CTs [5]. Um eine Korrelation der Strahlenbelastung zu anderen medizinischen Untersuchungen herstellen zu können, verglichen die Autoren die Strahlenexposition zu einer Studie von Fazel et al., welche die effektive Dosis eines Abdomen-CTs mit 8 mSv und eines Becken-CTs mit 6 mSV definiert [6].
Ergebnisse
FAI, insbesondere anteriore CAM-/Pincerosteophyten, führen durch Anheben des Beckens durch den anstoßenden Hüftkopf bereits ab Neutralstellung zu Beckenrotation.
Das Becken bewegt sich dann in derselben Richtung wie das rotierende coxale Femurende. Wir zeigen, dass vom degenerativen FAI-Gelenk dadurch ab 0°-Rotation eine anteilige simultane Innenrotation im kontralateralen Hüftgelenk ausgelöst wird. Das bedeutet, die frühzeitige Anhebung des Beckens durch FAI löst an der Hüfte der Gegenseite ebenfalls eine Innenrotation im Hüftgelenk aus, obwohl das Femur der Gegenseite gar nicht bewegt wird.
Im Vergleich 4D-Video-CT des Autors erfolgt ohne Vorliegen einer klinischen Impingement-Symptomatik ebenfalls überraschend frühzeitig bereits ab 10°-Innenrotation eine vordere Beckenanhebung an der untersuchten Seite. Das führt aber zu einer geringeren Hüftinnenrotation auf der nicht aktiv bewegten Gegenseite.
Schlussfolgerung
4D-CT-Videoevaluation des Hüftgelenkes gibt bei FAI derzeit präoperativ die bestmögliche Information über die zugrundeliegende knöcherne Gelenkkinematik.
Das schafft die optimalen Voraussetzungen zur Planung der knöchernen Resektionen, um einen Bewegungsablauf zu etablieren, welcher pathologische Druckspitzen vermeidet.
Die individuelle knöcherne Pathologie der Patientin/des Patienten kann im Zusammenspiel mit der tatsächlich vorliegenden simultanen Weichteilinteraktion detailliert aufgezeichnet werden.
Unter Zugrundelegung dieser Daten kann eine speziell auf die jeweilige vorliegende Knochendeformität zugeschnittene exakte OP-Planung der erforderlichen Resektionen ermöglicht werden. Die korrekten individuell erforderlichen physiologischen Druckspitzen für Hüftgelenke müssen altersabhängig noch festgelegt werden [4]. Vielversprechend erscheinen aktuelle MRT basierten Arbeiten, welche auf eine akkurate vierdimensionale knöcherne Gelenkkinematik-Analyse ohne Strahlenbelastung hoffen lassen.
Interessenkonflikte:
Keine angegeben.
Das Literaturverzeichnis zu
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www.online-oup.de.
Korrespondenzadresse
Primarius Dr. med. univ.
Christoph Gebhart
Zentrum für minimal invasive
Hüftchirurgie
Privatklinik Döbling
Heiligenstädter Straße 55–63
1190 Wien
Österreich
privatklinik@pkd.at