Übersichtsarbeiten - OUP 05/2025

Das funktionelle Kompartmentsyndrom bei Kindern und Jugendlichen

Die Autorin und der Autor bevorzugen eine weniger invasive, endoskopisch-assistierte Technik, insbesondere bei pädiatrischen Patientinnen und Patienten. Hierbei wird eine 3 cm lange Inzision über dem Muskelbauch des M. tibialis anterior vorgenommen. Die Dissektion erfolgt dann durch Haut und Unterhautgewebe bis zur Faszie. Unter endoskopischer Sicht wird anschließend eine Inzision der Faszie vorgenommen und mit dem Smiley-Messer nach ganz proximal und distal komplettiert (Abb. 1a–e). Selbiges Vorgehen erfolgt über der peronealen Muskelgruppe sowie medial für die Flexorenlogen. Auch bei der endoskopisch assistierten Technik müssen die Vena saphena und der Nervus saphena identifiziert und geschützt werden.

Bislang gibt es nur eine Arbeit im pädiatrischen Kollektiv für endoskopische, minimalinvasive Technik. Es wird eine Rückkehrrate zum Sport von 79,5 % angegeben. Bei 18,8 % der behandelten Beine kam es zu Rezidiven, die im Median 1,3 Jahre nach der ersten Fasziotomie eine erneute Operation erforderten. Die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Operation war bei Beinen, bei denen nur das anterior und/oder das peroneale Kompartment adressiert wurde, 3,4 mal höher als bei Beinen, bei denen alle 4 Kompartimente fasziotomiert wurden.

Fazit

FKS ist eine unterdiagnostizierte Erkrankung, die angesichts der zahlreichen Differenzialdiagnosen für chronische Belastungsschmerzen leicht übersehen werden kann. Laufsportlerinnen und -sportler, insbesondere heranwachsende Frauen, und marschierendes Militärpersonal haben ein erhöhtes Risiko für ein FKS in den unteren Extremitäten. Das FKS in den oberen Extremitäten kommt in erster Linie bei Ruderinnen/Ruderern und Motorradfahrerinnen/-fahrern vor, ist jedoch insgesamt selten.

Die nicht operative Behandlung spielt beim FKS eine begrenzte Rolle, Rückfußläufer/-läuferinnen können jedoch von einem Vorfußtraining profitieren. Botox-Injektionen könnten bei der Behandlung von FKS von Nutzen sein, es sind jedoch weitere Studien erforderlich, um ihre Wirksamkeit zu bestätigen.

Die Fasziotomie ist die bevorzugte operative Behandlung sowohl beim FKS der unteren als auch der oberen Extremitäten. Gute Ergebnisse wurden nach offenen und minimalinvasiven Techniken berichtet. Nervenschäden, Hämatome und Wundprobleme sind die häufigsten Komplikationen. Verbesserte Operationsergebnisse werden bei jüngeren Patientinnen und Patienten und bei Patientinnen und Patienten mit Fasziotomien aller Kompartimente beobachtet.

Interessenkonflikte:

Keine angegeben.

Das Literaturverzeichnis zu
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Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Anja Hirschmüller

Altius Swiss Sportmed Center

Rheinfelden

Habich-Dietschy-Strasse 5a

CH-4310 Rheinfelden

anja.hirschmueller@altius.ag

CME-Fragen:

1. Das funktionelle Kompartmentsyndrom betrifft am häufigsten die Muskulatur der...

Unterarme

Oberschenkel

Unterschenkel

Füße

Wirbelsäule

2. Wodurch ist das funktionelle Kompartmentsyndrom ätiologisch charakterisiert?

Durch einen reversiblen Druckanstieg in einem unelastischen Faszienkompartiment

Durch einen venösen Gefäßverschluss eines Muskels

Durch ein ausgeprägtes muskuläres Hämatom

Durch einen muskulären Faserriss

Durch eine offene Wunde

3. Welche auslösende sportliche Aktivität für ein funktionelles Kompartmentsyndrom kommt typischerweise nicht vor?

Laufen

Springen

Bergaufgehen

Rudern

Fahrradfahren

4. In welchen Sportarten sind Athletinnen und Athleten von einem funktionellen Kompartmentsyndrom betroffen?

Rudern

Laufsportarten

Triathlon

Motorradfahren

Alle aufgeführten Sportarten

5. Welches sind nicht typische beschriebene Beschwerden in der betroffenen Muskulatur bei einem funktionellen Kompartmentsyndrom?

Druckgefühl

Schmerzen unter Belastung

Hitzegefühl

Taubheitsgefühl

Krämpfe

6. Womit erfolgt am eindeutigsten die Diagnose eines funktionellen Kompartmentsyndroms?

Durch die klinische Untersuchung

Durch Sonografie

Durch intramuskuläre Druckmessung

Durch Magnetresonanztomografie

Durch Arteriografie

7. Was gehört zu den Differentialdiagnosen eines funktionellen Kompartmentsyndroms?

Stressfraktur

Venenthrombose

Radikulopathie

Nervenentrapement

Alle aufgeführten Differential-
diagnosen

8. Wie hoch sollte der physiologische Druck in einem Muskelkompartiment als Diagnosekriterium bei einem funktionellen Kompartmentsyndrom in Ruhe liegen?

< 15 mmHg

< 5 mmHg

< 30 mmHg

> 20 mmHg

+/- 0 mmHg

9. Welches ist die Therapie mit der höchsten Erfolgsrate bei einem funktionellen Kompartmentsyndrom?

Physiotherapie

Operative Faszienspaltung

Kompressionsstrümpfe

Infiltrationstherapie

Schuheinlagen

10. Welche Komplikationen kommen selten bei einer operativen Faszienspaltung vor?

Hämatome

Nervenschädigungen

Wundprobleme

Alle aufgeführten Komplikationen

Keine der aufgeführten Komplikationen

Die Teilnahme an der CME-Fortbildung ist nur online möglich auf der Website www.online-oup.de.

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