Übersichtsarbeiten - OUP 06/2024

Die akute VKB-Ruptur
Wann und wie ist der VKB-Repair sinnvoll?

Schlussendlich konnten im Rahmen dieser Studie übereinstimmend mit vorherigen anderen Studien eine erhöhte Rerupturquote mit konkret 35 % im Repairkollektiv und bei Patientinnen und Patienten unter 25 Jahren und Tegnerscore ? 7 von sogar 83,3 % beobachtet werden [6]. Auch diese Level 1-Studie bestätigt zum einen die grundsätzlich erhöhten Rerupturquoten und zum anderen die große Bedeutung des Alters und der Aktivität bei der Patientenselektion für ein VKB-Repairverfahren.

Bezüglich der reinen Refixation des vorderen Kreuzbandes konnten Achtnich et al. in ihrer prospektiven Vergleichsstudie mit 40 Patientinnen und Patienten und einem Follow-up von 2 Jahren eine Versagerquote von 15 % im Falle der Refixation im Vergleich zu 0 % in der Rekonstruktionsgruppe feststellen [1].

Systematische Reviews zu klinischen Ergebnissen nach VKB-Repair

Ein systematisches Review über nichtaugmentierte, augmentierte und dynamisch augmentierten VKB-Repairtechniken konnte anhand von 31 Artikeln mit insgesamt 2422 Patientinnen und Patienten das nach wie vor geringe Evidenzlevel festhalten [11]. Insbesondere zu den statisch augmentierten Repairtechniken gibt es derzeit keine Studien, die ein Evidenzlevel von 3 überschreitet.

Ein weiteres aktuelles systematisches Review von 2019 über die Outcomes des VKB-Repairs konnte feststellen, dass die Ergebnisse der Rekonstruktion denen des VKB-Repairs überlegen sind [21]. Insbesondere die Quoten von Rerupturen (23,1 %), Revisions-VKB-Eingriffen (33,3 %) und allgemeinen Re-Operationen (51,5 %) waren insgesamt nach VKB-Repair-Operationen erhöht.

Übereinstimmend zu den bereits oben angegebenen Subgruppenanalysen und dem Einfluss der dezidierten Patientenselektion für ein Repairverfahren der vorderen Kreuzbandruptur, zeigt sich in der Analyse dieses Reviews bei isolierter Versorgung von proximalen Rupturen eine relevante Reduktion der Revisions-VKB-Rekonstruktionen und allgemeinen Revisionseingriffen auf ein weiterhin sicherlich erhöhtes Maß von 12,9 % und 18,2 %.

Zusammenfassung

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass aktuelle klinische Studien bezüglich der klinischen Scores vergleichbare Ergebnisse mit einem VKB-Repairverfahren erzielen können. Die Rerupturquoten sind nach VKB-Repair jedoch deutlich erhöht im Vergleich zu VKB rekonstruierenden Verfahren unter Verwendung von autologen Sehnentransplantaten.

Die stark erhöhten Rerupturquoten können zumindest reduziert werden, wenn lediglich günstige Rupturformen (proximale Ruptur mit möglichst einsträngigem Stumpf mit intaktem Synovialschlauch) bei eher älteren Patientinnen und Patienten (über 30 Jahre alt) mit geringerem allgemeinem Aktivitätsniveau (Tegnerscore < 7) einer VKB-Repairoperation unterzogen werden.

Die jungen und hochaktiven Patientinnen und Patienten sind aufgrund des deutlich erhöhten Rerupturrisikos eher nicht für ein VKB-Repairverfahren geeignet.

Interessenkonflikte:

M. Herbort: Beratertätigkeit und Vortragsarbeit für Arthrex, Enovis/Mathys, Stryker, Medacta International

C. Fink: Berater/Vortragstätigkeit für Medacta International, Karl Storz, Stryker, Smith and Nephew

N. Befrui: keine angegeben

J. Glasbrenner: Berater /Vortragstätigkeit für Mathys

Das Literaturverzeichnis zu
diesem Beitrag finden Sie auf:
www.online-oup.de.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Mirco Herbort

OCM Orthopädische Chirurgie München

Steinerstraße 6, 81369 München &

UMIT Research Unit für Sportmedizin

des Bewegungsapparates und

Verletzungsprävention

Hall in Tirol, Österreich

mirco.herbort@ocm-muenchen.de

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