Übersichtsarbeiten - OUP 02/2023

Die chronische Syndesmosenverletzung

Hinsichtlich des singulären arthroskopischen Debridements muss besonders darauf hingewiesen werden, dass dieses Vorgehen alleine zwar ein adäquates Ausräumen der ventralen und transversalen Syndesmose gewährleisten kann, aber ohne zusätzlich stabilisierende Technik die dauerhaft belastbare Stabilität der Sprunggelenksgabel nicht sichergestellt werden kann [24].

Die Erfahrungen der Arthrodese im Zusammenhang mit chronischen Syndesmosenläsionen sind mit 3 Studien begrenzt, wobei diese mittels einer Plattenosteosynthese und überbrückenden tibio-fibularen Schrauben erfolgte. Eine Arbeitsgruppe berichtete über 5 Patienten, die alle postoperativ keine Beschwerden mehr aufwiesen [25]. Eine weitere Studie konnte für 10 operativ versorgte Patienten in 6 Fällen gute Ergebnisse dokumentieren [26]. Die Ergebnisse waren mit Implantat assoziierten Beschwerden, einer Re-Operationsrate von 50 % und Bewegungseinschränkungen eher durchwachsen. Die zuletzt identifizierte Studie mit 8 Fällen konnte gute Ergebnisse festhalten. Sieben von 8 Patienten konnten wieder sportlich aktiv werden. Die Beweglichkeit des Sprunggelenks war lediglich in 4 von 8 Fällen mäßig eingeschränkt [27].

Diskussion und
Schlussfolgerungen

Chronische Syndesmoseninstabilitäten sollten durch die adäquate Primärbehandlung vermieden werden. Wenn es allerdings zu chronischen Instabilitäten kommt, so sollten die erwähnten Behandlungsprinzipien in der Praxis beherzigt werden.

Im eigenen Vorgehen empfehlen wir die Arthroskopie des oberen Sprunggelenkes, wobei dies durch aktuelle Studien identisch empfohlen wird. Um sowohl dem Talus im oberen Sprunggelenk und der Fibula in der Inzisur das „Heimat-Recht“ zu ermöglichen, muss ein sorgfältiges Ausräumen des verdrängend wirkenden Narbengewebes erfolgen. Wir favorisieren eine anatomische Bandrekonstruktion, die von einigen Autoren gleichfalls empfohlen wird. Die Techniken unterscheiden sich allerdings hinsichtlich der Transplantatwahl und Rekonstruktionstechnik. Die zusätzliche Stabilisierung ist unbedingt zu empfehlen, wobei unter Berücksichtigung der bisherigen Datenlage die Stellschrauben Osteosynthese immer noch als Standard angesehen werden kann. Die SB-Techniken zeigten biomechanisch vielversprechende Ergebnisse, so dass durch die zunehmende Nutzung weitere Studien notwendig sind, um den Einsatz für diese besondere Entität der chronischen Verletzungen rechtfertigen zu können. Im eigenen Vorgehen können wir über vielversprechende Resultate berichten, wobei allerdings die Anwendungshäufigkeit noch zu begrenzt ist.

Das alleinige arthroskopische Debridement können wir nicht empfehlen, insbesondere unter Berücksichtigung der bisherigen Studienlage. Die Syndesmosen-Arthrodese würden wir im eigenen Vorgehen nach misslungener anatomischer Syndesmosen-Rekonstruktion realisieren, wobei diesbezüglich die individualisierte Entscheidung mit Berücksichtigung der eigenen Erfahrungen und Patienten-Co-Faktoren zu empfehlen ist.

Für die chronische Syndesmoseninstabilität im Sinne einer seltenen Behandlungskomplikation sind weitere Analysen der behandelten Patientinnen und Patienten erforderlich, um eine gute chirurgische Stabilisierungsoption empfehlen zu können.

Interessenkonflikte:

Keine angegeben.

Das Literaturverzeichnis zu
diesem Beitrag finden Sie auf: www.online-oup.de.

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Atesch Ateschrang

Klinik für Orthopädie und

Unfallchirurgie

Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein

Ev. Stift St. Martin

Johannes-Müller-Str. 7

56068 Koblenz

atesch.ateschrang@gk.de

SEITE: 1 | 2 | 3