Übersichtsarbeiten - OUP 05/2014
Die distale Radiusfraktur – ein Update der Behandlungsmethoden
Zur Materialentfernung der winkelstabilen Implantate muss angemerkt werden, dass es bei zu weichem Metall zu Kaltverschweißungen kommen kann, die eine Materialentfernung durchaus schwierig gestalten können.
Trotz der teuren Implantate mit Preisen von 500,00 € sind die winkelstabilen Implantate nicht mehr wegzudenken. Aus sozioökonomischen Erwägungen sollten die geringeren Materialkosten für den Fixateur externe (durch Wiederverwendbarkeit) und Kirschner-Drähte einmal gegen die kürzere Arbeitsunfähigkeit gerechnet werden. Uns ist aber keine solche Studie bekannt.
Fazit
Jede Fraktur muss individuell betrachtet und behandelt werden. Nicht jede Fraktur darf nach einem vorgeschriebenen Therapieschema versorgt werden. Die diffizilen Behandlungspfade und die immer wieder auftretenden Probleme mit der Indikationsstellung zur operativen Versorgung der Radiusfraktur erfordern eine fachärztliche Betreuung und Indikationsstellung und sind mitnichten ein Anfängereingriff, sondern immer nach der Besonderheit des Einzelfalls zu betrachten.
Der junge Assistent in der Ambulanz sollte mit dieser Fraktur nicht allein gelassen werden. Eine stationäre wie auch eine ambulante Versorgung solcher Frakturen sind möglich, setzen aber stets einen qualifizierten Operateur voraus.
Zusammenfassung
Die distale Radiusfraktur ist nach wie vor differenziert zu betrachten. Durch die neuen winkelstabilen Implantate sind zwar die meisten Frakturen zu retinieren, aber durch den ökonomischen Druck nur mit einem sehr teueren Implantat. Speziell unter diesem Gesichtspunkt haben unter speziellen Kriterien auch die nicht winkelstabilen Systeme und der Fixateur externe ihre Berechtigung.
Nicht vergessen darf man die Begleitverletzungen, die durch ihre Häufigkeit die Frühmobilisierung eher fragwürdig erscheinen lassen.
Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass keine Interessenkonflikte im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors bestehen.
Korrespondenzadresse
Dr. Karsten Becker
Handchirurgische Praxisklinik,
Peinerstraße 2, 30519 Hannover,
dr.becker@handchirurgie-peinerstr.de
Dr. Peter Haensel
Maveus Praxisklinik für Hand-, Fuß- und Gefäßchirurgie, Wiesner
Goethestraße 5–7, 09119 Chemnitz
dr.haensel@maveus.de
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Fussnoten
1 Handchirurgische Praxisklinik, Hannover
2 Maveus Praxisklinik für Hand-, Fuß und Gefäßchirurgie, Chemnitz