Übersichtsarbeiten - OUP 01/2022
Endoprothetik des OSG – ein Update
Präoperativ sollten Röntgenbilder des Sprunggelenkes und Fußes unter Belastung, eine Saltzman-Aufnahme zur Beurteilung der Rückfußachse und eine Ganzbeinstandaufnahme zur Beurteilung der Beinachse angefertigt werden. Letztere dient dazu, eine proximal liegende Ursache für die Sprunggelenkdeformität auszuschließen, die ggf. vor einer weiter distal gelegenen Fehlstellung operativ korrigiert werden sollte. Gegebenenfalls kann eine Computertomographie oder Magnetresonanztomographie für gesonderte Fragestellungen nötig sein, z.B. bzgl. der knöchernen Vitalität des Talus.
Fehlstellungen von weniger als 10° im Varus- oder 20° im Valgussinne können bei der Prothesenimplantation oft durch eine korrigierende Knochenresektion und ein Weichteilbalancing ohne zusätzliche Achskorrektur vorgenommen werden. Je nach Studienlage zeigen jedoch 33–44 % aller Patienten mit endgradiger Gelenkzerstörung eine Abweichung in der Frontalebene von mehr als 10° [22]. Die sich hieraus ergebenden Anforderungen an den Operateur sind deutlich höher. So kann es nötig sein, bei einer Valgusdestruktion neben der Implantation der Sprunggelenk-TEP eine supramalleoläre Fibulaosteotomie, eine Calcaneus-Verschiebeosteotomie, eine USG-Teil- bis hin zur Triple-Arthrodese und/oder eine mediale Bandplastik durchzuführen [23]. Bei Varuszerstörungen von mehr als 10° kann eine supramalleoläre Fibulaosteotomie, ein Deltoidrelease, eine Kalkaneus-Verschiebeosteotomie, eine Kuneiforme-, bzw. Metatarsale-I-Osteotomie und/oder ein Sehnentransfer erforderlich sein [12]. Diese Osteotomien können sowohl zu- als auch aufklappend, je nach gewünschter Korrektur, durchgeführt werden.
Fazit
Die Endoprothetik am oberen Sprunggelenk entwickelt sich zunehmend zu einer wichtigen OP-Vorgehensweise bei entsprechenden Destruktionen.
Sie gehört in die Obhut erfahrener fußchirurgischer Spezialisten mit ausreichenden Fallzahlen.
Die OP-Indikationen sind individuell vorzunehmen, die OP-Technik ist anspruchsvoll.
Der Erhalt der Beweglichkeit mit einer weitgehenden Normalisierung des Gangbildes sind von Vorteil.
Mittelfristige Standzeiten der OSG-TEPs sind gut bis sehr gut.
Nach Prothesenimplantationen werden im Laufe der Zeit wahrscheinlich Revisionseingriffe erforderlich.
Primäre Arthrodesen am oberen Sprunggelenk sind aufwendiger nachzubehandeln aber, im Falle des Erfolges, eine finale Lösung der Problematik mit der Gefahr von Anschlussdestruktionen der Nachbargelenke.
Interessenkonflikte:
S. Rehart: (Co-) Autor der Taric-Endoprothese am OSG mit Bezug von Patent-Tantiemen der Fa. implantcast, Buxtehude
L. Schubert, M. Valo: keine angegeben.
Das Literaturverzeichnis zu
diesem Beitrag finden Sie auf:
www.online-oup.de.
Korrespondenzadresse
Dr. med. Miša Valo
Oberarzt und Sektionsleiter
Fußchirurgie
Klinik für Orthopädie und
Unfallchirurgie
Agaplesion Markus Krankenhaus
Wilhelm-Epstein-Straße 4
60431 Frankfurt am Main
misa.valo@agaplesion.de