Übersichtsarbeiten - OUP 03/2014
Ergebnisse nach operativer Therapie der ansatznahen Enthesiopathie der Achillessehne
J. Jerosch1, I. Meyer1
Material und Methode: 43 Patienten (23 weiblich, 20 männlich) mit einem Durchschnittsalter von 54,8 Jahren (Range: 21–71 Jahre) wurden zwischen 1999 und 2012 offen an einer ansatznahen kalzifizierenden Enthesiopathie der Achillessehne operiert. Vier Patienten wurden zeitlich versetzt an beiden Fersen operiert, sodass 47 ansatznahe Verkalkungen in die Untersuchung eingeschlossen wurden. Zwei Patienten wollten nicht an der Nachuntersuchung teilnehmen, 3 Patienten waren unbekannt verzogen und konnten nicht kontaktiert werden, sodass insgesamt 39 Patienten an der Nachuntersuchung teilnahmen. Der Zeitpunkt der Nachuntersuchung war durchschnittlich 57,4 Monate (6–144 Monate) postoperativ. Die Auswertung erfolgte durch eine klinische und radiologische Untersuchung der Patienten. Das funktionelle Ergebnis wurde neben der klinischen Untersuchung mit Hilfe des AOFAS-Scores für den Rückfuß ermittelt.
Ergebnisse: Der AOFAS Score betrug zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung 88,9 Punkten (69–100). Rupturen der Achillessehnen traten bei keinem Patienten postoperativ auf. An Komplikationen wurden 2 Wundinfekte mit der Notwendigkeit einer operativen Revision und 2 Unterschenkelvenenthrombosen dokumentiert. Von den in die Nachuntersuchung eingeschlossenen Patienten waren 70 % der Patienten zum Zeitpunkt der Operation berufstätig und waren zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung beruflich reintegriert. Die Arbeitsunfähigkeit betrug im Mittel 10,5 Wochen (6–24 Wochen).
Fazit und klinische Relevanz: Die longitudinale Inzision der Achillessehne mit Desinsertion, Resektion der Enthesiopatie sowie Reinsertion der Sehne ergibt gute klinische Ergebnisse.
Schlüsselwörter: Achillessehne, Enthesiopathy, operative Therapie
Zitierweise
Jerosch J, Meyer I. Ergebnisse nach operativer Therapie der ansatznahen Enthesiopathie der Achillessehne.
OUP 2014; 3: 142–147. DOI 10.3238/oup.2014.0142–0147
Materials and Methods: 43 patients (23 female, 20 male) with an average age of 54.8 years (range: 21–71 years) were operated between 1999 and 2012. Four patients underwent bilateral surgery, in total 47 feet underwent the resection of the calcifying enthesiopathy of the achilles tendon. Two patients denied the follow-up, 3 patients did change their address and we were unable to contact them. In total we could follow up 39 patients. The time of follow up was 57.4 months (6–144 months) after surgery. A clinical and radiological evaluation was performed and the hindfoot AOFAS-score was used.
Results: The AOFAS score at time of follow up was 88.9 points (69–100). There were no ruptures of the achilles tendon. There were 2 wound infections with the need of revision surgery and 2 distal deep vein thrombosis. 70 % of the patients did work at time of follow-up. Time off at work was on average 10.5 weeks (6–24 weeks).
Conclusion and clinical relevance: The longitudinal incision of the achilles tendon with distal release of the tendon and reinsertion with a suture anchor is a reliable operation for the treatment of calcifying tendinitis of the achilles tendon with good to excellent results in the majority of the patients.
Keywords: achilles tendon, calcifying tendinitis, surgical treatment
Citation
Jerosch J, Meyer I: Results after surgical resection of calcifying enthesiopathy of the achilles tendon.
OUP 2014; 3: 142–147. DOI 10.3238/oup.2014.0142–0147
Einleitung
Chronische Schmerzen im Bereich des Rückfußes stellen ein häufiges Problem insbesondere bei Sportlern dar [1–4]. Eine differenzierte Diagnostik ist essenziell zur Ermittlung der verschiedenen Entitäten des chronischen Fersenschmerzes. Neben der akuten und chronischen Affektion des Paratenons ist die ansatznahe von der nicht ansatznahen Achillensehnentendinopathie zu differenzieren [5]. Vor dem Hintergrund histomorphologischer Untersuchungen, in denen die Abwesenheit inflammatorischer Prozesse nachgewiesen wurde [6, 7] ist der Begriff der Tendinitis zu Gunsten der Tendinopathie verlassen worden [8]. Die ansatznahe Tendinopathie ist häufig mit einer retroachillären Bursitis in Kombination mit einer knöchernen Ausziehung des postero-lateralen Kalkaneus, der sog. Haglundexostose [9] vergesellschaftet. Hiervon unbedingt zu unterscheiden ist die ansatznahe kalzifizierende Enthesiopathie der Achillessehne.
Neben der konservativen Therapie mit Physiotherapie [10], physikalischen Maßnahmen sowie Stoßwellentherapie [11], stellt die operative Therapie oft die letzte Alternative dar, die Beschwerden in einem deutlichen Maß zu reduzieren [12–14]. Während die retroachilläre Bursitis sowie die Haglundexostose operativ minimalinvasiv endoskopisch therapiert werden kann [15–17], ist die kalzifizierende ansatznahe Achillessehnenenthesiopathie endoskopisch nicht zu erreichen. Die Kalzifikation liegt weit distal unmittelbar an der Insertion der Achillessehne.
Die vorliegende Studie stellt die Ergebnisse nach operativer Entfernung der ansatznahen Verkalkung durch Desinsertion des Achillessehnenansatzes über eine longitudinale Inzision und anschließender Refixation mit einem 5-mm-Titananker vor und diskutiert die Ergebnisse mit vergleichbaren Untersuchungen in der bestehenden Literatur.
Material und Methoden
Patienten
43 Patienten (23 weiblich, 20 männlich) mit einem Durchschnittsalter von 54,8 Jahren (Range: 21–71 Jahre) wurden zwischen 1999 und 2012 offen an einer ansatznahen kalzifizierenden Enthesiopathie der Achillessehne operiert. Vier Patienten wurden zeitlich versetzt an beiden Fersen operiert, sodass 47 ansatznahe Verkalkungen in die Untersuchung eingeschlossen wurden. Zwei Patienten wollten nicht an der Nachuntersuchung teilnehmen, 3 Patienten waren unbekannt verzogen und konnten nicht kontaktiert werden, sodass insgesamt 39 Patienten an der Nachuntersuchung teilnahmen (Abb. 1 u. 2).
Follow-up
Der Zeitpunkt der Nachuntersuchung war durchschnittlich 57,4 Monate (6–144 Monate) postoperativ. Die Auswertung erfolgte durch eine klinische und radiologische Untersuchung der Patienten. Das funktionelle Ergebnis wurde neben der klinischen Untersuchung mithilfe des AOFAS-Scores für den Rückfuß ermittelt. Zusätzlich wurden mithilfe eines Fragebogens Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme sowie Voroperationen dokumentiert. Ferner wurde erfragt, ob die Patienten die Operation vor dem Hintergrund der gemachten Erfahrungen empfehlen bzw. erneut durchführen lassen würden.