Übersichtsarbeiten - OUP 12/2016
Hallux rigidus
Watermann-Osteotomie
Es handelt sich um eine dorsalbasige Keilentnahme aus der Region des Metatarsalehalses. Ziel ist die Aufrichtung der Gelenkfläche und somit Verbesserung der Dorsalextension und das Einschwenken des erhaltenen plantaren Knorpelbelags in das Gelenk [19]. Bei zu weit distal gelegener Osteotomie besteht das Risiko einer Nekrose des Metatarsale-I-Kopfs.
Eine Modifikation dieser Technik stellt die Operation nach Green-Watermann dar, bei welcher eine subkapitale Verkürzungsosteotomie zur Anwendung kommt. Wird diese „chevronartig“ unter Entnahme einer dorsalen Knochenscheibe vorgenommen, entspricht sie der Youngswick-Austin-Osteotomie (Abb. 1, 2).
Resektionsarthroplastik nach Keller-Brandes
Aufgrund der ungünstigen Langzeitverläufe mit Instabilität und sekundärer Achsabweichung sollte dieses Verfahren nur noch beim älteren, inaktiven Patienten zur Anwendung kommen.
MTP-I-Arthrodese
Die Versteifung des Großzehengrundgelenks ist im Stadium 3 nach Regnauld indiziert und hier der Goldstandard. Sie kann auch als Revisionseingriff bei Rezidiv nach den oben genannten Verfahren zur Anwendung kommen.
Das Alignement der Zehe ist essenziell für das postoperative Ergebnis, ebenso wie die stabile Fixation, die zu einer sicheren Durchbauung führt. Hierbei erzielen kleine, winkelstabile Platten in Kombination mit einer Kompressionsschraube die höchste Stabilität [20, 21].
Bei der Einstellung der Zehe wird eine 5–20°-Valgusstellung in Abhängigkeit von der Position der 2. Zehe sowie eine Dorsalextensionsstellung von 10–15° in Relation zur Belastungsebene des Fußes angestrebt (Abb. 2, 3). Die Großzehenbeere soll beim Aufstellen des Fußes über eine Flexion im IP-Gelenk den Boden problemlos erreichen können.
Bei ausreichend hoher Primärstabilität kann postoperativ im Verbandsschuh die Vollbelastung freigegeben werden.
In der Ganganalyse zeigen sich nach stattgehabter Arthrodese eine deutlich verbesserte Plantarflektion des Fußes in der Zehenabstoßphase sowie eine Verlängerung der Unterstützungsphase bei jedoch verringerter Schrittlänge [22].
Endoprothese des MTP-I-Gelenks
Im Gegensatz zur Prothetik der großen Gelenke wird der Ersatz des Großzehengrundgelenks weiterhin kontrovers diskutiert. Bislang konnte sich trotz einer Vielzahl an Prothesentypen noch keines als überlegen darstellen. Zu fordern ist eine ausreichende Primärstabilität, eine anatomisch adaptierte Form der Prothesenkomponenten und ein modulares Design [23].
Eine Indikation zum Gelenkersatz besteht im Stadium 2 des Hallux rigidus, weil hier noch eine ausreichende Beweglichkeit des Gelenks vorhanden ist und somit auch eine zufriedenstellende postoperative Funktion erzielt werden kann.
Aufgrund der hohen Kosten und gleichsam hohen Revisionsraten bleiben die Endoprothesen weiterhin im Vergleich zu den Arthrodesen im Ergebnis zurück [23].
Fazit
Der Hallux rigidus stellt ein häufiges Problem dar. Bereits junge und häufig sportlich Aktive sind davon betroffen und suchen deshalb schon früh einen Arzt auf.
Durch die exakte klinische Untersuchung und ergänzende radiologische Diagnostik kann die Erkrankung eindeutig und schnell diagnostiziert werden. Stadienabhängig stehen verschiedene gelenkerhaltende Verfahren zur Behandlung zur Verfügung. Die Indikationsstellung muss das Ausmaß der Degeneration, die Funktion des Gelenks und die Erwartungen des Patienten berücksichtigen und erfordert deshalb eine detaillierte präoperative Absprache zwischen Operateur und Patient.
Im Endstadium, der fortgeschrittener Arthrose, kann nur noch die Arthrodese, also die Versteifung, empfohlen werden. Die Prothesenversorgung hat bisher nicht die gewünschten Ergebnisse erzielen können. Eine Resektionsarthroplastik ist langfristig der Arthrodese unterlegen.
Interessenkonflikt: keine angegeben
Korrespondenzadresse
Dr. med. Uwe Klapper
Chefarzt der Abteilung Orthopädie und Spezielle Orthopädische Chirurgie
Klinikum Westfalen GmbH
Am Knappschaftskrankenhaus 1
44309 Dortmund
uwe.klapper@klinikum-westfalen.de
Literatur
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