Übersichtsarbeiten - OUP 06/2014

Hüftarthroskopie beim Sportler – Indikationen und Grenzen

Lindner aus der Gruppe um Domb hat in einem Case report den seltenen Fall einer Cheerleaderin beschrieben, bei der persistierende Schmerzen nach Ausschöpfung konservativer Therapiemethoden ihrer Hamstringverletzung zur Refixation der Sehnen an der Tuberositas ischii führten [28].

Piriformis-Syndrom, tiefes Gluteal-Syndrom, Ischiadikus-Entrapment

Das tiefe „Gluteal-Syndrom“ oder auch Ischiadikus-Entrapment oder Piriformis-Syndrom ist ein typisches Problem des Sportlers und wird dem Komplex der persistierenden periartikulären Hüftschmerzsyndrome zugeordnet. Die Ursachen und die Therapiealgorhythmen sind uneinheitlich. Ein tiefsitzender glutealer Schmerz bei sportlichen Betätigungen und in Ruhe kann verursacht sein durch ein Einklemmen des Piriformis bei Belastung, ähnlich einem funktionellen Kompartmentsyndrom der Wade. Ein Entrapment des Nervus ischiadikus kann auch ursächlich für die Beschwerden verantwortlich sein. Meist helfen konservative Therapiemaßnahmen und interventionelle Maßnahmen wie Injektionen. Martin beschreibt bei Therapieresistenz eine operative Neurolyse des Ischiadikus-Nerven und Release der Piriformis-Sehne [29].

Bursitis iliopectinea

Die Bursitis iliopectinea ist eine seltene Diagnose. Bei chronisch rezidivierenden Leistenschmerzen und typischem Ausstrahlen entlang der Adduktoren und der Ventralseite des Oberschenkels ist daran zu denken. Nach Ausschluss intraartikulärer Ursachen kann diese im MRT manchmal dargestellt werden (Abb. 4). Nach Ausschöpfen konservativer und interventioneller Methoden kann über einen minimal-invasiven offenen Zugang die Bursa exzidiert werden, das arthroskopische Vorgehen ist selten indiziert.

Fazit

Die Hüftarthroskopie des Sportlers hat klare Indikationen und sich weiterentwickelnde Grenzen. Hauptindikation beim Sportler ist das femoroazetabuläre Impingement und die meist assoziierte Labrumläsion. Larson zeigte in seiner Vergleichsstudie, dass die Labrumrefixation der Labrumresektion funktionell überlegen ist und das Labrum, wenn möglich, erhalten werden muss [8]. Die Gruppe um Philippon konnte in ihren zahlreichen Studien beweisen, dass die Behandlung des FAI im Langzeitverlauf exzellente und gute Resultate zeigt, dass der „Return to play“ aber abhängig vom intraoperativen Knorpelschaden ist [12, 13, 25, 26]. Subspinal-Impingement, LCF-Ruptur und Knorpelschäden können akut traumatisch und über rezidivierende Mikrotraumata auftreten mit und ohne entsprechende Grunderkrankung bei Sportlern auftreten. Die arthroskopische Behandlung dieser diversen Sportverletzungen ist gut etabliert und liefert im mittelfristigen Verlauf gute Ergebnisse. [18, 19, 21–26, 30].

In den erfahrenen Händen liefert die Hüftarthroskopie sehr gute Ergebnisse, die Lernkurve ist jedoch flach und die Autoren konnten in ihrer eigenen Studie die Notwendigkeit einer Supervision an einem Zentrum für Hüftarthroskopie zur Optimierung der Resultate und Minimierung der Komplikationen zeigen [31].

Die Indikationen und Grenzen für die Hüftarthroskopie beim Sportler sind fließend. Die Gruppe um Villar hat einen aktuellen Übersichtsartikel zu den, vor allem im periartikulären Bereich der Hüfte, sich ständig erweiternden Grenzen der Hüftarthroskopie geschrieben [32]. Die Wertigkeit von Hüftbeschwerden und -verletzungen beim Sportler hat in den letzten Jahren zugenommen; deshalb gibt es gerade im Bereich der Hüftarthroskopie die Notwendigkeit der ständigen technischen und wissenschaftlichen Weiterentwicklung – dadurch handelt es sich um eines der spannendsten Felder der Sporttraumatologie.

Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass keine Interessenkonflikte im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors bestehen.

Korrespondenzadresse

Dr. med. Christian Sobau

Arcus Kliniken Pforzheim

Rastatter Straße 17–19

76179 Pforzheim

sobau@sportklinik.de

Literatur

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3. Shetty VD, Villar RN. Hip Arthroscopy: current concepts and review of literature. Br J Sports Med 2007; 41: 64–68.

4. Byrd JW. Hip Arthroscopy: Evolving frontiers. Oper Tech Orthop 2004; 14: 58–67

5. Dorfmann H, Boyer T. Arthroscopy oft he hip: 12 years of experience. Arthroscopy 1999; 15: 67–72

6. Wingstrand H, Wingstrand P, Krantz P. Intracapsular and atmospheric pressure in the dynamic and stability oft he hip. Acta Orthop Scand 1990; 61: 231–235

7. Ferguson SJ, Bryant JT, Ganz R et al. An in vitro investigation of the acetabular labral seal in hip joint mechanics. J Biomech 2003; 36: 171–178

8. Larson CM, Giveans MR, Stone RM. Arthroscopic debridement versus refixation of the acetabular labrum associated with femoroacetabular impingement: minimum 3.5 year follow up. Am J Sports Med 2012; 5: 1015–1021

9. Santori N, Villar RN. Acetabular labral tears: result of arthroscopic partial limbectomy. Arthroscopy 2000; 16: 11–15

10. Domb BG, Shindle MK, McArthur B et al. Iliopsoas impingement: a newly identified cause of labral pathology in the hip. HSS J. 2011; 7: 145–50

11. Ganz R, Parvizi J, Beck M et al. Femoroacetabular Impingement: a cause for osteoarthritis oft he hip. Clin Orthop Relat Res 2003: 112–120

12. Philippon M, Wolff AB, Briggs K et al. Acetabular rim reduction fort he treatment of femoroacetabular impingement correlates with preoperative and postoperative center-edge angle. Arthroscopy 2010; 26: 757–761

13. Philippon M, Schenker M, Briggs K et al. Femoroacetabular Impingement in 45 professional athletes: associated pathologies and return to sport following arthroscopic decompression. Knee Surg Sports Traum 2007; 7: 908–914

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