Originalarbeiten - OUP 12/2018
KnorpelRegister DGOU: Was können wir aus der Versorgungsforschung lernen?
Auch wenn Outcome-Daten sicherlich einen spannenden Teil der Registerdaten darstellen, so lässt die große Fallzahl auch eine subtile Analyse von epidemiologischen Daten aus dem Register zu. So können Charakteristika von Patienten mit Knorpelschäden und Einflussfaktoren auf die initiale Gelenkfunktion zum Zeitpunkt der Operation ebenso analysiert werden wie Trends in der Behandlung von Knorpelschäden. Diese Daten sind naturgemäß ohne Abwarten einer Nachuntersuchungszeit verfügbar, weshalb sie – ähnlich wie Daten zu frühen Komplikationen knorpelregenerativer Eingriffe – schon jetzt in großer Zahl zur Verfügung stehen und einen Schwerpunkt der bisherigen Arbeiten darstellen (Abb. 1).
Eine Übersicht über die ersten und aktuellen Arbeiten aus dem KnorpelRegister DGOU sei im Folgenden gegeben:
Cartilage Repair Surgery for
full-thickness cartilage defects
of the knee: Indications and
epidemiological data from
the German Cartilage Registry
(KnorpelRegister DGOU) [14]
Auswertung zum Stichtag 31.07.2015 mit insgesamt 1027 eingeschlossenen Fällen. Die durchschnittliche Defektgröße betrug 4,11 cm². In dieser ersten Fallserie wurden in mehr als 80 % der Fälle die Defekte durch eine autologe Chondrozyten-Transplantation behandelt. Das durchschnittliche Alter der Patienten betrug 37,5 Jahre, in der Regel wurden nur single defects behandelt, in 46 % wurden zusätzlich zum Knorpeleingriff weitere Operationen, in der Regel Gelenksstabilisierungen bzw. Osteotomien durchgeführt.
Characteristics and associated
factors of Knee cartilage lesions:
preliminary baseline-data of
more than 1000 patients from
the German cartilage registry
(KnorpelRegister DGOU) [15]
Es handelt sich um das nahezu identische Patientengut in der vorangehenden Publikation. In dieser Auswertung wurden 61,8 % degenerative Knorpelschäden und 29,6 % traumatische Schäden behandelt. Dabei handelt es sich um 67,6 % Einzelläsionen. Die durchschnittliche Beschwerdedauer betrug 18,4 Monate, Geschlechtsunterschiede konnten hier nicht ermittelt werden. Bei den Patienten handelte es sich um 26,1 % Raucher. Die Beinachse war in 67,3 % normal, 20,8 % der Patienten hatte einen Varus und der Rest einen Valgus. In 48,8 % der Fälle war der Meniskus intakt, in den übrigen Fällen fanden sich entweder Folgen einer Vor-Operation am Meniskus bzw. frische Schäden. Patienten mit kombinierten Schäden waren signifikant älter und hatten häufiger eine assoziierte Beinachsenfehlstellung.
Coincidence and Therapy of
Dysalignments and Degenerative
Cartilage Lesions. Results from
the German CartilageRegistry
DGOU [16]
Stichtag 01.08.2016. Zu diesem Zeitpunkt waren 1778 Patienten im Register erfasst. In 90,9 % der Fälle wurde eine klinische und in 56,0 % eine radiologische Bestimmung der Beinachse vorgenommen.
Der durchschnittliche mechanische Tibia-Femur-Winkel nach Paley (mTFA) betrug bei klinisch neutraler Beinachse 0,2 (SD 0,6; 0–5) Grad, bei klinischem Varus 5,0 (SD 3,2; 0–15) Grad und bei klinischem Valgus –4,7 (SD –4,0; –15–0) Grad.
Damit hatten 76,9 % der Patienten eine normale Beinachse. Ein Varus wurde in 18,9 % und ein Valgus in 4,2 % der Fälle bestimmt.
Varus-Fehlstellungen waren häufiger mit Knorpelschäden im medialen und Valgus-Fehlstellungen häufiger mit Schäden im Bereich des lateralen Kompartiments assoziiert.
In 72,4 % wurde bei vorliegendem Varus der Knorpeleingriff mit einem zeitnahen Korrektureingriff der Beinachse kombiniert. Beim Vorliegen einer Valgus-Fehlstellung wurde dies in der Hälfte der Fälle vorgenommen. Auf die Entscheidung des Operateurs zur gleichzeitigen Achskorrektur hatte die Wahl des knorpelregenerativen Verfahrens keinen Einfluss.
Aus diesen Ergebnissen konnte geschlussfolgert werden, dass degenerative Knorpelschäden im Bereich des Kniegelenks in etwa einem Viertel der Fälle mit pathologischen Abweichungen der Beinachse (18,9 % Varus; 4,2 % Valgus) assoziiert sind. In einem hohen Prozentsatz solcher Fehlstellungen werden durch die Operateure zusätzlich zum knorpelregenerativen Eingriff zeitnah Korrektureingriffe vorgenommen. Dabei ist jedoch bislang unklar, inwieweit dies die Prognose und das Ergebnis beeinflusst.
What parameters affect knee
function in patients with
untreated cartilage defects:
baseline data from the
German Cartilage Registry [11]
Auswertung zum Stichtag 30.04.2017; 2815 eingeschlossenen Fälle.
Aus den Basisdaten wurde ermittelt, dass Patienten-spezifische Parameter signifikant die subjektiven Beschwerden (evaluiert am KOOS) beeinflussen:
Frauen, Raucher, erhöhter BMI, langes Beschwerdeintervall (> 2 Jahre) sowie die Defektgröße beeinflussen signifikant die subjektiven Beschwerden. Mit zunehmender Laufzeit des Registers wurde es schließlich möglich, bestimmte Fragestellungen in Bezug auf das Ergebnis und die Komplikationsraten (Minimum Follow-up 2 Jahre), zu untersuchen.
Revision Surgery after Cartilage
Repair. Data from the German
Cartilage Registry (Knorpel-
Register DGOU) [17]
Hierbei handelt es sich um die Auswertung der ersten 2691 konsekutiven Datensätze des Registers mit 2 Jahresergebnissen. Zu diesem Zeitpunkt hatten nur 1,2 % der operierten Patienten ihre weitere Teilnahme am Register verweigert.
Die Revisionsrate zu diesem Zeitpunkt betrug 3,3 %. Gründe dafür waren Atrophie-Posen bei 27 Patienten oder eine Infektion in 10 Fällen. Die Komplikationsrate bei Frauen war signifikant größer als bei Männern. Diese war abhängig von der Größe des Defekts (größer als 3,5 cm²). Die Wahl der Technik des bioregenerativen Operationsverfahrens hatte keinen Einfluss auf die Revisionsrate.
Degenerativ bedingte Knorpel-
schäden im medialen Kniekom-