Übersichtsarbeiten - OUP 09/2016

Retrospektive Untersuchung einer zellfreien Matrix zur Knorpeltherapie
Retrospective study of cell-free collagen matrix for cartilage repair

Bei Patienten mit lokalen, begrenzten Knorpelschäden wurde Chondrofiller Liquid verwendet. Primär sollte das Material bei Knie- und Sprunggelenken (OSG) verwendet werden. Die Indikation wurde jedoch bewusst breit gestellt. Patienten unter 18 Jahren wurden nicht mit Chondrofiller versorgt. Eine weitere Altersbeschränkung bestand nicht. Ausschlusskriterien waren Arthrofibrose, fortgeschrittene Osteoarthrose, entzündliche Gelenkerkrankungen, chronische Infektionserkrankungen, Tumorleiden, Gicht und andere metabolische Gelenkerkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Borreliose, Schwangerschaft, Suchterkrankungen, reduzierte Compliance.

Voraussetzung war jedoch ein begrenzter Knorpelschaden von bis ca. 6 cm², bei ansonsten intakten Knorpelverhältnissen. Insbesondere durfte keine höhergradige Knorpelläsion der korrespondierenden Gelenkfläche vorliegen. Zur zuverlässigen Implantation war eine stabile Randbegrenzung notwendig.

Die Patienten wurden in Allgemein- oder Spinalanästhesie versorgt. Die Knie- und Sprunggelenkversorgungen erfolgten in Blutsperre. Alle Patienten wurden primär arthroskopisch versorgt. Im ersten OP-Schritt wurde der Knorpelschaden inspiziert und im Anschluss evtl. Begleitpathologien (z.B. Meniskusschäden) adressiert und behandelt. Anschließend wurde der Knorpelschaden stabilisiert und vorbereitet. Hierfür wurden instabile Knorpelareale abgetragen. Hierbei kamen insbesondere kleine scharfe Löffel sowie der arthroskopische Shaver zum Einsatz. Hierbei wurde darauf geachtet die subchondrale Lamelle intakt zu lassen. Nach Entfernung des Knorpeldebris und Schaffung einer stabilen Randschulter (Überprüfung optisch und mittels Tasthacken), wurde das Wasser abgelassen und die Arthroskopie unter CO2-Gas fortgeführt. Die Defektzone wurde mittels Stieltupfern getrocknet, bis eine trockene Fläche entstanden war. Anschließend wurde Chondrofiller Liquid mit einer Kanüle in die Defektzone eingebracht. Das Material war zuvor aufgetaut und ca. 15 Minuten auf 33 °C erwärmt worden. Nach Einbringen des Materials wurde die Aushärtung der Matrix abgewartet (ca. 5 Minuten) und dann die OP beendet. Abweichend wurde bei Defekten, welche keine direkte Applikation zulassen (z.B. Retropatellar/„Hängender Defekt an der Decke“ und kein Raum nach Beenden der wassergestützten Arthroskopie) eine Miniarthrotomie durchgeführt.

Unmittelbar nach OP-Ende und Anlage des Verbands sollte das behandelte Gelenk mit einer Gipsschiene für 48 Stunden in Neutralposition ruhig gestellt und Bettruhe eingehalten werden. Bei Defekten in der Hauptbelastungszone erfolgt nach 48 Stunden die vollständige Freigabe für Bewegungsübungen. Eine Unloaderorthese (medial oder lateral) wurde angepasst. Zudem wurde das betroffene Gelenk über 6 Wochen postoperativ mit maximal 5 kg teilbelastet (Kontaktbelastung). Nach 4 Monaten ist das Radfahren und Schwimmen erlaubt. Auch empfiehlt sich ein vorsichtiger Muskelaufbau durch isometrisches Training. Sprung-, Lauf- und Kontaktsportarten sind nach 1 Jahr erlaubt.

Bei Defekten im Retropatellargelenk ist eine Teilbelastung mit maximal 5 kg für 6 Wochen vorgesehen. Nach der initialen Ruhigstellung über 48 Stunden sollte die Bewegung mit einer entsprechenden Orthese für 2 Wochen auf 30° Flexion limitiert werden. Anschließend kann die Flexion alle 2 Wochen um 30° erhöht werden, ab 90° Flexion wird die Orthese abtrainiert. Nach 4 Monaten ist das Radfahren und Schwimmen erlaubt. Auch empfiehlt sich ein vorsichtiger Muskelaufbau durch isometrisches Training. Sprung-, Lauf- und Kontaktsportarten sind nach 1 Jahr erlaubt.

Bei Operationen am OSG erfolgte 48 Stunden eine komplette Ruhigstellung unter relativer Bettruhe in der angelegten Thermoplast-Schiene. Anschließend kann die Thermoplast-Schiene entfernt werden. Weiter hochlagern bis Sicherung der vollständigen Wundheilung. Anschließend Entlastung mit 5 kg Körpergewicht für 6 Wochen. Ab der 7. Woche kann die schmerzadaptierte Aufbelastung erreicht werden. Versorgung mit medial oder lateral erhöhten Einlagen für 16 Wochen. Keine sportlichen Aktivitäten für 4 Monate. Leichter Sport nach 4 Monaten, Kontaktsportarten und Ballsportarten nach 6 Monaten.

In 2 Fällen wurden Hüftgelenke versorgt. Hier erfolgte das Vorgehen analog, eine postoperative Gipsruhigstellung erfolgte nicht.

Eine Röntgenkontrolle wurde nicht durchgeführt.

Im Rahmen der Nachuntersuchungen wurden die Patienten klinisch untersucht. Die Patienten wurde befragt, wie sie die subjektive Beschwerdeänderung einschätzen würden (keine, geringe Besserung, gute Besserung, sehr gute Besserung). Auch wurde gefragt, ob sie den Eingriff noch einmal durchführen lassen würden. Darüber hinaus wurde der IKDC-Score erhoben.

Der IKDC subjektive Knee-Score beurteilt die Kriterien Aktivität, Schmerzen und Funktion und wird in der Literatur zur Beurteilung der Behandlung von Knorpelschäden eingesetzt. Hierbei verwendet wird der Patientenfragebogen zur subjektiven Beurteilung des Kniegelenks nach IKDC (International Knee Documentation Form, http://www.sportsmed.org/tabs/resear ch/ikdc.aspx) in der überarbeiteten Form aus dem Jahr 2000. Bei diesem Scoring ist ein Maximalwert von 100 möglich, wobei bei einem Punktwert von 100 die Aktivität des Patienten unlimitiert ist und keine Symptome bestehen.

Insgesamt wurde Chondrofiller Gel Liquid bei 44 Patienten angewendet. 37 Patienten konnten für die Nachuntersuchungen gewonnen werden. Die Operationen erfolgen von September 2014 bis Oktober 2015 und wurden von 3 verschiedenen Operateuren durchgeführt. Das Durchschnittsalter betrug 38 Jahre (Minimum 19, Maximum 63). 24 Patienten waren männlich, 13 weiblich. Der durchschnittliche Nachuntersuchungszeitraum betrug 8 Monate (Minimum 4, Maximum 17 Monate). Bei den versorgten Gelenken handelte es sich um 26 Knie, 9 OSG und 2 Hüften. Bei den Knien lagen die Knorpelschäden in unterschiedlichen Gelenkkompartimenten (14 mediale Femurkondyle, 5 laterale Kondyle, 3 Retropatellar, 2 Trochlea, 1 laterale Tibia). Die Größe der Knorpelschäden im Knie lag zwischen 1 cm² und ca. 6 cm² (Abb. 1).

Am Sprunggelenk waren 8 Knorpelläsionen an der medialen Talusschulter lokalisiert, einer an der lateralen.

Ein am Knie operierter Patient wurde aufgrund starker Schmerzen am Schienbein zum Nachuntersuchungszeitpunkt von der Auswertung ausgeschlossen. Die Schmerzen standen in keinen Zusammenhang mit der Chondrofiller OP.

Ergebnisse

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