Übersichtsarbeiten - OUP 09/2016
Retrospektive Untersuchung einer zellfreien Matrix zur KnorpeltherapieRetrospective study of cell-free collagen matrix for cartilage repair
Vorweg kann gesagt werden, dass bei keinem der Patienten unangenehme Nebeneffekte aufgetreten sind. Es gab keinerlei Komplikationen. Viele Patienten berichten von einer subjektiv recht langen Nachbehandlungszeit (Entlastung/Bewegungseinschränkung für 6 Wochen). Einige hatten nach der Schienenversorgung eine temporär eingeschränkte Beweglichkeit, diese erholte sich aber wieder.
80 % der operierten Patienten würden die OP retrospektiv noch einmal machen lassen. Dieser Anteil ist bei den Kniepatienten allerdings höher als bei den am OSG operierten Patienten. Kein Patient gab eine Verschlechterung seiner Beschwerden gegenüber dem Zustand vor den OP an (Abb. 2, 3).
Im IKDC-Score ergab sich ein Mittelwert von 75,5 (Range: 36,8–100). Bei der Beurteilung der Funktionsfähigkeit prä- zu post OP auf einer Skala von 0–10 (rein retrospektive Beurteilung) ergab sich eine Verbesserung um 3,4 Punkte (zufriedene Pat 4,2 unzufriedene 0,2).
Ergebnisse OSG
Am oberen Sprunggelenk wurde Chondrofiller bei 9 Patienten verwendet. Mit einem Durchschnittsalter von 29,9 waren die Patienten eher jünger. Der durchschnittliche Nachuntersuchungszeitraum betrug 10 Monate. 8 von 9 Defekten waren an der medialen Talusschulter im Sinne einer OD lokalisiert. Die mittlere, im OP Bericht beschriebene, Defektgröße betrug 1,1 cm² (Range 0,5–3 cm²). 3 Patienten waren übergewichtig (1 adipös).
Bei der Nachuntersuchung gaben ca. 2/3 der Patienten an, sie würden die OP noch einmal durchführen lassen. Diese 2/3 gaben auch eine gute oder sehr gute Besserung ihrer Beschwerden an (Abb. 4).
Bei der Beurteilung der Funktionsfähigkeit prä- zu post OP auf einer Skala von 0–10 (rein retrospektive Beurteilung) ergab sich eine Verbesserung um 3,1 Punkte (zufriedene Patienten 4,25 unzufriedene 0,6).
Es konnte kein Hinweis darauf gefunden werden, bei welchen Patienten die OP nicht zu zufriedenstellenden Verbesserung führen konnte. Weder bzgl. Alter, Gewicht oder Defektgröße gab es hier Tendenzen.
Ergebnisse Knie
Am Kniegelenk wurde Chondrofiller bei 26 Patienten verwendet. Mit einem Durchschnittsalter von 41 waren die Patienten leicht oberhalb des Gesamtdurchschnitts. Der durchschnittliche Nachuntersuchungszeitraum betrug 7,3 Monate. Mit 14 Defekten war die mediale Femurkondyle am häufigsten betroffen. Die mittlere, im OP-Bericht beschriebene, Defektgröße betrug 2,6 cm² (Range 0,5–6 cm²). Zehn Patienten waren übergewichtig (1 adipös).
Bei der Nachuntersuchung gaben ca. 84 % der Patienten an, sie würden die OP noch einmal durchführen lassen. 80 % gaben auch eine gute oder sehr gute Besserung ihrer Beschwerden an (Abb. 5).
Im IKDC-Score ergab sich ein Mittelwert von 75,5 (Range: 36,8–100). Betrachtet man nur die zufriedenen Patienten, welche auch einen positiven Effekt beschrieben haben so liegt der Mittelwert bei 82 (unzufriedende: 42). Bei der Beurteilung der Funktionsfähigkeit prä- zu post OP auf einer Skala von 0–10 (rein retrospektive Beurteilung) ergab sich eine Verbesserung um 3,5 Punkte (zufriedene Patienten 4,2, unzufriedene 0).
Es konnte kein Hinweis darauf gefunden werden, bei welchen Patienten die OP nicht zu zufriedenstellenden Verbesserung führen konnte. Weder bzgl. Alter, Gewicht oder Defektgröße gab es hier Tendenzen. Auffällig war aber, das bei den Patienten, die sich nicht erneut operieren lassen würden 3 (von 4) einen Defekt im femoropatellaren Raum haben.
Hüfte
Hier wurden lediglich 2 Patienten operiert. Beide Patienten sind zufrieden. Es kann gesagt werden, dass das Verfahren auch am Hüftgelenk anwendbar ist. Für weiterreichende Analysen ist die Fallzahl jedoch deutlich zu gering.
Diskussion
Im Rahmen der Untersuchung wurden 37 von 44 operierten Patienten nachuntersucht. Es wurden keine negativen Begleiterscheinungen beobachtet und kein Patient gibt eine Verschlechterung der Symptomatik an. Das Verfahren zielt auf eine Knorpelregeneration ab. Ob diese eintritt, lässt sich anhand der klinischen Nachuntersuchung natürlich nicht beantworten, lediglich die Symptomverbesserung kann als Hinweis genommen werden. Die Effekte der operativen Maßnahme werden von ca. 80 % der Patienten als gut oder sehr gut eingestuft. Ebenso viele Patienten geben eine Symptomverbesserung an.
Efe et al. [8] beschrieben bei einer Untersuchung mit 15 Patienten, bei denen ein zellfreies Kollagenpatch pressfit eingebracht wurde, gute klinische Ergebnisse und einen IKDC-Score von leicht über 70 nach 6 Monaten post OP. Dies ist mit unserer eigenen Gruppe mit einem mittleren IKDC von 75 nach mittleren 7 Monaten Nachuntersuchsungszeit vergleichbar.
Anderaya et al. [1] zeigten mit einem zellbeladenen Matrixsytsem 79 % gute/sehr gute Ergebnisse nach 2 Jahren mit einem durchschnittlichen IKDC von 68. Maus et al. [19] zeigten ebenfalls bei Verwendung eines zellbeladenen Matrixsystems eine Patientenzufriedenheit von 83 % und einen durchschnittlichen IKDC von 66 nach 3 Jahren. Mit dem gleichen System konnten Schneider et al. [30] bei einem durchschnittlichen Follow-up von 30 Monaten 80 % gute/sehr gute Ergebnisse bzw. einen IKDC von 70 zeigen. Ob Chondrofiller liquid auch über einen 3 Jahreszeitraum vergleichbare Ergebnisse zeigen kann, muss noch gezeigt werden. Die ersten Ergebnisse stimmen jedoch optimistisch.
Mit dem Chondrofiller liquid beschreibt Schneider [29] bei 10 Patienten keine negativen Ereignisse und einen durchschnittlichen IKDC-Score von 72 nach 6 Monaten. Dies ist mit den eigenen Ergebnissen vergleichbar.
Die Vorteile eines zellfreien Systems liegen auf der Hand. Es ist kein Eingriff zur Zellentnahme erforderlich und es muss auch keine aufwendige Kultivierung der Zellen mit der Gefahr der Dedifferenzierung erfolgten. Durch die Applikationsform des Chondrofiller liquid mittels intraartikulärer Injektion in die trockene Defektzone ist der Eingriff in den meisten Fällen rein arthroskopisch möglich. Lediglich in seltenen Fällen (z.B. retropatellar) ist eine Arthrotomie erforderlich.