Übersichtsarbeiten - OUP 12/2015

Unterschiede bei der Höhenrekonstruktion nach Behandlung osteoporotischer Wirbelkörperkompressionsfrakturen
Eine KadaverstudieA cadaveric study

Im Gegensatz zu den kranio-kaudalen Kräften, die bei der Verwendung des SpineJack wirken, dehnt sich der Ballon entsprechend dem Weg des geringsten Widerstands aus und kann vom Chirurg nur eingeschränkt beeinflusst werden. Im überwiegendem Teil der Fälle berührten sich die Ballons mittig und erreichten die lateralen Wände der Wirbelkörper, bevor sie sich in kranio-kaudaler Richtung ausdehnten und eine deutliche Höhenrekonstruktion erreicht werden konnte. Das Ziel der Studie war es, die intraoperativen Repositionsmöglichkeiten zweier Verfahren aufzuzeigen. Aus diesem Grund haben wir versucht, die Wirbelkörper im Anschluss mit so viel Zement wie möglich zu fixieren, um möglichst genaue Messungen in den Computertomografien zu erhalten. Das Zementieren wurde beim Auftreten von Leckagen beendet. Das durchschnittliche Zementvolumen betrug 8,1 ml (4,6–10,8 ml; ± 2,08) in der SJ-Gruppe und 6,7 ml (4,0–9,0 ml; ± 1,9) in der BKP-Gruppe (p < 0,05).

Der Grund für die erhöhten Zementvolumina in der SpineJack-Gruppe liegt unseres Erachtens in der vermehrten Wirbelkörperaufrichtung und dem damit verbundenen vergrößerten Wirbelkörpervolumen. Dieses vergrößerte Volumen sollten nach Studienprotokoll im Anschluss mit so viel Zement wie möglich ausgefüllt werden. Eine Anzahl von Komplikationen, die mit der Verwendung von PMMA einhergehen, wurden in der Literatur beschrieben. Ein progressives Kollabieren der Wirbelkörper um den Zement herum wurde beobachtet, insbesondere in Fällen bei denen es zu keiner ausreichenden Interdigitation zwischen dem PMMA-Konglomerat und der umgebenden Spongiosa kommt [27].

Ein weiterer Kritikpunkt der Studie ist, dass einzelne Wirbelkörper und nicht Wirbelsäulensegmente untersucht wurden. Für eine realistischere Darstellung sollten in zukünftigen Studien Wirbelsäulensegmente mit angrenzenden Bandscheiben untersucht werden.

Schlussfolgerung

Eine biomechanische Studie zum Vergleich zweier Verfahren zur intravertebralen Aufrichtung humaner Wirbelkörperkompressionsfrakturen wurde durchgeführt. Die Protokolle zur Generierung von Wirbelkörperfrakturen und der Intervention unter kontinuierlicher Belastung mit 100 N führten zu reproduzierbaren Ergebnissen.

Die Studie zeigte, dass die sagittale Wiederaufrichtung des Wirbelkörpers nach Keilkompressionsfraktur durch SpineJack zu signifikant besseren Ergebnissen führt als die Ballon-Kyphoplastie. Biomechanische Studien müssen vor Übertragung der Ergebnisse in die klinische Praxis kritisch betrachtet werden.

Die klinische Relevanz der Ergebnisse liegt in einer potenziell besseren anatomischen Rekonstruktion der segmentalen Wirbelkörperhöhe und einer Reduktion der kyphotischen Deformität. Dies könnte klinisch mit einem verbesserten Outcome einhergehen. Zukünftige komplexere biomechanische und prospektiv randomisierte klinische Studien müssen diese Ergebnisse jedoch bestätigen.

Interessenkonflikt: AK: Wirbelsäulen und Equipment wurden von der Firma Vexim zur Verfügung gestellt. Vortragstätigkeiten Vexim, Medtronic, Soteira, Dfine. JF: Beratungshonorar Vexim SA, FB: Anstellung bei Vexim im Rahmen der Promotion, DCN: Berater Vexim, SAS, Spineart.

Korrespondenzadresse

PD Dr. med. Antonio Krüger

Zentrum für Orthopädie und
Unfallchirurgie

Universitätsklinikum Gießen
und Marburg GmbH,

Standort Marburg

Baldingerstraße

35043 Marburg

akrueger@med.uni-marburg.de

Literatur

1. Galibert P, Deramond H, Rosat P, Le Gars D. [Preliminary note on the treatment of vertebral angioma by percutaneous acrylic vertebroplasty]. Neurochirurgie 1987; 33: 166–8

2. Wong W, Reiley MA, and Garfin S. Vertebroplasty/Kyphoplasty. Journal of Women`s Imaging 2000; 2: 117–24

3. Boonen S, Van Meirhaeghe J, Bastian L et al. Balloon kyphoplasty for the treatment of acute vertebral compression fractures: 2-year results from a randomized trial. J.Bone Miner. Res. 2011; 26: 1627–37

4. Wardlaw D, Cummings SR, Van Meirhaeghe J et al. Efficacy and safety of balloon kyphoplasty compared with non-surgical care for vertebral compression fracture (FREE): a randomised controlled trial. Lancet 2009; 373: 1016–24

5. Buchbinder R, Osborne RH, Ebeling PR et al. A randomized trial of vertebroplasty for painful osteoporotic vertebral fractures. N. Engl. J. Med. 2009; 361: 557–68

6. Kallmes DF, Comstock BA, Heagerty PJ et al. A randomized trial of vertebroplasty for osteoporotic spinal fractures. N. Engl. J. Med. 2009; 361: 569–79

7. Hulme PA, Krebs J, Ferguson SJ, Berlemann U. Vertebroplasty and kyphoplasty: a systematic review of 69 clinical studies. Spine (Phila Pa 1976.) 2006; 31: 1983– 2001

8. Hulme PA, Krebs J, Ferguson SJ, and Berlemann U. Vertebroplasty and kyphoplasty: a systematic review of 69 clinical studies. Spine (Phila Pa 1976.) 2006; 31: 1983– 2001

9. Taylor RS, Taylor RJ, Fritzell P. Balloon kyphoplasty and vertebroplasty for vertebral compression fractures: a comparative systematic review of efficacy and safety. Spine (Phila Pa 1976.) 2006; 31: 2747–55

10. Taylor RS, Fritzell P, Taylor RJ. Balloon kyphoplasty in the management of vertebral compression fractures: an updated systematic review and meta-analysis. Eur. Spine J. 2007; 16: 1085–100

11. Verlaan JJ, van de Kraats EB, Oner FC, van Walsum T, Niessen WJ, Dhert WJ. The reduction of endplate fractures during balloon vertebroplasty: a detailed radiological analysis of the treatment of burst fractures using pedicle screws, balloon vertebroplasty, and calcium phosphate cement. Spine (Phila Pa 1976.) 2005; 30: 1840–5

12. Voggenreiter G. Balloon kyphoplasty is effective in deformity correction of osteoporotic vertebral compression fractures. Spine (Phila Pa 1976.) 2005; 30: 2806–12

SEITE: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6