Übersichtsarbeiten - OUP 12/2014
Vergleich einer Standardtherapie mit einer individuell betreuten Therapie bei Patienten mit chronisch unspezifischen Rückenschmerzen
1. Unterscheiden sich die beiden Gruppen bezüglich ihrer Zufriedenheit mit der Reha-Maßnahme am Ende des Aufenthaltes (t2) bzw. nach sechs Monaten (t3)?
Nebenfragestellungen
- 1. Sind zwischen Beginn (t1) und Ende (t2) der Rehabilitation Veränderungen in Bezug auf den Schmerz- und Gesundheitszustand nachzuweisen?
- 2. Sind zwischen Beginn (t1) und Ende (t2) der Rehabilitation Veränderungen in Bezug auf die körperliche Leistungsfähigkeit nachzuweisen?
- 3. Lassen sich etwaige Veränderung des subjektiven Schmerz- und Gesundheitszustands auch sechs Monate nach der Rehabilitation (t3) feststellen?
Ergebnisse
Bis auf eine Ausnahme (Schmerzintensität zu t1) ergaben sich zwischen den Vergleichsgruppen weder in Bezug auf die motorischen Tests noch auf die Selbstbeurteilungsfragebögen statistisch relevante Unterschiede zu den Messzeitpunkten.
Zufriedenheit mit der
Rehabilitation
Beide Gruppen erreichten zu t2 und t3 hohe Zufriedenheitswerte (Abb. 1). In der Zeit zwischen Rehabilitationsende (t2) und 6 Monate später (t3) hatte die Zufriedenheit aller Studienteilnehmer abgenommen, die der IG um –2,1 (± 0,7) Punkte mit p = 0,000 höchst signifikant (KG: –0,5 ± 0,3).
Ergänzend zu diesem Fragebogen wurde die Betreuung im Rahmen der Bewegungstherapie beurteilt (4 = ausgezeichnet; 3 = gut; 2 = weniger gut; 1 = schlecht) und eine Einschätzung darüber abgegeben, ob durch die Therapeutenauswahl ein Einfluss auf die Zufriedenheit bestehen würde (4 = eindeutig ja; 3 = ich glaube ja; 2 = ich glaube nicht; 1 = eindeutig nicht). Die Bewegungstherapie wurde in der KG mit durchschnittlich + 3,6 (± 0,5) zu t2 bzw. + 3,3 (± 0,6) zu t3 und in der IG mit + 3,7 (± 0,5) zu t2 bzw. + 3,5 (± 0,5) zu t3 sehr positiv beurteilt (Abb. 2). Im Verlauf zwischen t2 und t3 war mit einer mittleren Veränderung von –0,3 (± 0,1) in der KG bzw. –0,2 (± 0,1) in der IG eine leichte Abnahme der Bewertungen festzustellen. Dem Einfluss der Therapeutenauswahl auf die Zufriedenheit wurde mit einem Wert von + 3,5 (± 0,5) in der KG bzw. + 3,4 (± 0,5) in der IG bei t2 ein eindeutiger Einfluss zugeschrieben (Abb. 3). Zu t3 wurde der Therapeuteneinfluss nicht mehr so hoch eingeschätzt, in der IG mit + 3,4 (± 0,5) etwas höher als in der KG mit + 3,1 (± 0,5).
Schmerzsituation
und Gesundheitsempfinden
Zu Reha-Beginn wurde der Chronifizierungsgrad nach Von Korff (0 bis IV) bzgl. Rückenschmerzen berechnet. Dabei zeigte sich sowohl für die KG als auch für die IG ein mittlerer Chronifizierungsgrad von II, d.h. laut Definition [vgl. 9] ein funktionaler chronischer Schmerz mit hoher Intensität.
Die charakteristische Schmerzintensität zeigte zu t1 einen signifikanten Unterschied zwischen den Vergleichsgruppen. Die IG gab mit einem Wert von + 44,2 (± 16,0) Punkten signifikant weniger Schmerzen an als die KG mit + 59,0 (± 14,0). Aufgrund der fehlenden Varianzhomogenität wurde für einen weiteren Gruppenvergleich ein nicht parametrisches Verfahren (Mann-Whitney-U-Test) herangezogen. Demnach waren die Unterschiede zwischen KG und IG bei t2 und t3 statistisch nicht relevant.
Im Verlauf zwischen den 3 Messzeitpunkten kam es in beiden Gruppen zu einer höchst signifikanten Reduzierung der Schmerzen (Abb. 4). Die KG verbesserte sich zwischen t1 und t2 mit p = 0,000 um –20,4 (± 4,3) und dann nochmals um –0,2 (± 0,0) Punkte (t2–t3). Die IG zeigte während des Aufenthalts eine Verbesserung um –16,4 (± 2,7) Punkte (p = 0,000). Zu t3 war dieser Wert wieder um + 4,9 (± 0,9) Punkte schlechter.
Die körperliche Funktionskapazität (FFbH-R) zeigte im zeitlichen Verlauf, dass die KG ihren Durchschnittswert um + 7,9 (± 1,7) verbesserte und dieses Ergebnis bis 6 Monate nach der Reha konstant hielt. In der IG war zwischen t1 und t2 ebenfalls eine deutliche Verbesserung um + 9,3 (± 1,3) zu erkennen. Zu t3 fiel dieser Wert wieder um –6,1 (± 0,9) ab (Abb. 5).
Die Auswertung des SF-12 (1 Woche) ergab zwischen t1 und t2 in beiden Gruppen Verbesserungen, die bis zu t3 teilweise wieder rückläufig waren. Die KG steigerte sich zwischen t1 und t2 in der körperlichen Summe um + 6,1 (± 2,3) Punkte, was sich bis zu t3 wieder um –0,6 (± 0,2) Punkte reduzierte. In der IG folgte auf eine Erhöhung um + 4,9 (± 2,0) Punkte (t2) zum 3. Zeitpunkt eine Reduzierung um –0,7 (± 0,3) Punkte (Abb. 6). In der psychischen Summenskala verbesserte sich die KG am Ende des Reha-Aufenthalts um + 6,7 (± 2,1) Punkte, verschlechterte sich aber zu t3 wieder um –4,5 (± 1,9). Auch die IG verbesserte sich zwischen t1 und t2 um + 3,5 (± 0,7) Punkte, gefolgt von einer leichten Abnahme um –2,1 (± 0,7) Punkte (Abb. 7).