Übersichtsarbeiten - OUP 02/2024

Verwendung von allogenem Knochen in der vorderen Kreuzbandchirurgie

Die postoperative Nachbehandlung richtet sich auch nach den zusätzlich erfolgten operativen Maßnahmen (Meniskusnaht, Knorpelregeneration, Osteotomie). Eine isolierte Bohrkanalauffüllung, egal ob femoral und tibial oder nur tibial, ermöglicht eine zügige, schmerzadaptierte Vollbelastung des operierten Beines und kann ohne Bewegungseinschränkung erfolgen.

Im eigenen Patientengut erfolgt die ligamentäre VKB-Rekonstruktion frühestens 4 Monate nach Bohrkanalauffüllung mit Allograftknochen.

Eigene Erfahrungen

Nach Bohrkanalauffüllung mit Allograftknochen kann im Verlauf eine CT-Kontrolle zur Beurteilung der Transplantatlage, Füllungsrate, Allograftintegration etc. durchgeführt werden. Nach Auswertung der postoperativen radiologischen Ergebnisse im eigenen Studienkollektiv von 46 Patienten, wird auf eine regelhafte CT-Kontrolle im postoperativen Verlauf verzichtet [28]. Voraussetzung hierfür ist eine sorgfältige intraoperative arthroskopische Kontrolle der Tunnelpräparation und der applizierten Allograftzylinder.

In den ARCUS Kliniken Pforzheim wurden von Januar 2016 bis Januar 2024 insgesamt 1010 Allograftzylinder im Rahmen von mehrzeitigen VKB-Revisionen implantiert. Immunologisch assoziierte Abstoßungsreaktionen oder Resorptionen konnten nicht beobachtet werden. Aufgrund der sehr guten eigenen Erfahrungen mit dieser Technik, wird hier eine Bohrkanalauffüllung mit autogenem Knochen nur noch auf Wunsch der Patientinnen oder Patienten durchgeführt.

Fazit

Allogener Knochen wird in der Kreuzbandchirurgie überwiegend im Revisionsfall zur Auffüllung erweiterter Bohrkanäle eingesetzt. Das Ziel ist es, eine stabile Verankerung des Sehnentransplantates im Rahmen der erneuten ligamentären Stabilisierung zu gewährleisten. Für dieses Prozedere stehen derzeit unterschiedliche Applikationsformen von allogenem Knochen und unterschiedliche Applikationstechniken zur Verfügung. Gegenüber der Verwendung von autogenem Knochen verkürzt der Einsatz von allogenem Knochenmaterial die OP-Zeit signifikant und eine Entnahmemorbidität entfällt. Diese sind als Hauptgründe für den in den letzten Jahren zunehmenden Einsatz von Allograftknochen zur Bohrkanalauffüllungen anzusehen. Weiter vergleichende klinische Studien sind notwendig, um die Datenlage zu diesem Thema zu verbessern.

Interessenkonflikte:

Keine angegeben.

Das Literaturverzeichnis zu
diesem Beitrag finden Sie auf:
www.online-oup.de.

Korrespondenzadresse

Dr. med Christian Eberle

ARCUS Kliniken Pforzheim

Rastatter Str. 17–19

75179 Pforzheim

eberle@sportklinik.de

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