Zusammenfassung: Die Altersmedizin ist bei steigender Lebenserwartung ein zentrales Thema der alltäglichen medizinischen Versorgung. Mit zunehmendem Alter erhöht sich allerdings die Sturzneigung und dementsprechend auch die Frakturrate. Es handelt sich in der Mehrheit der Fälle entweder um Fragilitätsfrakturen oder niederenergetische Traumata (z.B. Stolpersturz). Der Erhalt bzw. die Wiederherstellung der Funktion sind bei alterstraumatologischen Patientinnen und Patienten entscheidend. Während die Prävalenz osteoporotischer Wirbelkörperfrakturen in der EU im Jahr 2000 noch bei 23,7 Mio. lag, wird für das Jahr 2050 eine Steigerung auf 37,3 Mio. prognostiziert. Die Inzidenz von Beckenringfrakturen liegt derzeit bei 22,4 bezogen auf 10.000 Einwohner. Betroffen sind häufig ältere Patientinnen mit vorbekannter Osteoporose. Bei steigender Inzidenz aufgrund der demografischen Entwicklung bedarf es altersgerechter Verfahren an Wirbelsäule und Becken. Ziel dieser Arbeit ist es, nach adäquater Diagnostik und unter Würdigung der aktuellen Klassifikationen sowohl die konservativen, als auch die operativen Maßnahmen zu erläutern, um so die bestmögliche Therapiestrategie bei älteren Patientinnen und Patienten anwenden zu können.
Summary: As life expectancy increases, geriatric medicine is a central topic in everyday medical care. With increasing age, however, the tendency to fall increases and, accordingly, so does the fracture rate. In the majority of cases, these are either fragility fractures or low-energy trauma (e.g. tripping and falling). Maintaining or restoring function is crucial in age-related traumatology patients. While the prevalence of osteoporotic vertebral fractures in the EU was 23.7 Mio in the year 2000, an increase to 37.3 Mio is predicted for the year 2050. The incidence of pelvic ring fractures is currently 22.4 per 10,000 inhabitants. The majority of patients affected are older women with known osteoporosis. Given the increasing incidence due to demographic trends, age-appropriate spinal and pelvic procedures are required. The aim of this paper is to explain both conservative and surgical measures following adequate diagnosis and considering the current classifications, in order to be able to apply the best possible treatment strategy for older patients.
Zusammenfassung: Die inverse Schulterendoprothetik zeichnet sich mittlerweile durch ein großes Spektrum verschiedener Designs der Implantate aus. Hierbei finden schaftfreie Systeme in den letzten Jahren eine zunehmende Verwendung. Hiermit wird Knochensubstanz geschont. Auch können typische Probleme wie bspw. das Notching der Schaftprothesen vermieden werden. Neben der Möglichkeit einer knochensparenden Einbringung sind die weitaus physiologischere Knochenbelastung, die den im Laufe der Jahre zu beobachtenden Knochenschwund minimiert, sowie die exzellenten Möglichkeiten, die Gelenkgeometrie zu optimieren, wesentliche Vorteile der schaftfreien Implantate. Mittlerweile sind für den Bereich der inversen Schulterendoprothetik mehrere schaftfreie Systeme auf dem Markt. In diesem Review werden die sinnvollen Möglichkeiten der schaftfreien inversen Schulterendoprothetik anhand eigener Untersuchungen sowie der aktuellen Studienlage beschrieben.
Summary: Reversed shoulder arthroplasty is characterized by a wide range of designs of the implant. In recent years, stemless systems have increasingly been used. These systems preserve bone stock. Additionally, typical problems of stemmed prostheses, such as an inferior notching, can be avoided. In addition to the advantage of bone-preserving implantation possibilities, the physiological bone loading, which minimizes bone loss observed over the years, as well as excellent opportunities to optimize the joint geometry, are important advantages of stemless implants. Today, several stemless systems are available for reversed shoulder arthroplasty. This review describes practical possibilities of stemless inverse shoulder arthroplasty based on our research and current literature.
Zusammenfassung: Die Behandlung einer infizierten Schulterprothese erfolgt nahezu ausschließlich operativ. Das Keimspektrum bei Schulterinfekten unterscheidet sich erheblich von anderen Gelenkinfektionen wie z.B. dem Hüft- oder Kniegelenk. Das liegt vor allem an Cutibacterium acnes, das bei der Pathogenese eine zentrale Rolle spielt. Zur Beurteilung und Therapieentscheidung müssen daher die Ursachen, der Zeitpunkt, das Keimspektrum sowie mögliche Komorbiditäten berücksichtigt werden. Besonders bei chronischen und den sog. „Low-grade-Infektionen“ ist die Diagnosestellung mitunter schwierig, da typische Infektzeichen und laborchemische Marker völlig unauffällig sein können. Die Behandlung reicht von der arthroskopischen Spülung über das offene Debridement mit Komponententausch bis hin zu mehrzeitigen Prothesenwechseln. Antibiotikabeladene Interimsprothesen gehören dabei zum Goldstandard in der Behandlung. Entscheidend für den Behandlungserfolg sind die frühzeitige Erkennung der Infektion und deren gezielte Therapie, um schwerwiegende Folgeschäden an Weichteilen und Knochen zu vermeiden. Der sichere und zuverlässige Wechsel einer infizierten Schulterprothese ist anspruchsvoll.
Summary: Treatment of an infected shoulder prosthesis undoubtedly falls within the spectrum of surgical orthopedic therapy and differs from other joint infections due to the very specific bacterial spectrum, which differs significantly from that in hip or knee implant revision surgery. In shoulder surgery, Cutibacterium acnes plays a central role. In order to decide on further treatment, the cause of an infection, the time of its onset, the bacterial spectrum and comorbidities must therefore be considered. Particularly in the case of chronic and so-called “low-grade infections”, diagnosis is often difficult because typical infection signs and laboratory markers can be completely inconspicuous. Treatment options range from arthroscopic to open debridement with component replacement, to implant revision surgery in one or multiple stages. The use of antibiotic spacers is often the gold standard in treatment. Early detection and targeted therapy are crucial for success and are mandatory to avoid serious consequential damage to soft tissue and bone. The safe and reliable revision surgery of an infected shoulder prosthesis is challenging.
Zusammenfassung: Bei der anatomischen Schulterendoprothese gilt es vor allem, an die Gefahr der späteren Glenoidlockerung zu denken. Dies gilt vor allem für die Versorgung jüngerer Patientinnen und Patienten mit Early-Onset-Arthrose. Dazu wurden in der Vergangenheit multiple Verankerungskonzepte vorgestellt, teilweise aber mit deutlich schlechteren Ergebnissen als bei herkömmlichen zementierten Polyethylenen. Moderne konvertierbare Implantate mit einem „Full-metal“ Glenoid und trabekulärer, metallischer Verzapfung sind sehr vielversprechend und scheinen gegenüber zementierten Polyethylen-Pfannen deutliche Vorteile zu bieten. Insbesondere bei starker Retroversion und bikonkavem Glenoid (B2) können sie die Augmentation des Defektes vereinfachen. Zur präzisen Komponentenplatzierung und bei Fällen mit knöcherner Korrektur wird eine präoperative 3D-Planung dringend empfohlen.
Summary: In anatomical shoulder arthroplasty, it is important to consider the risk of subsequent glenoid loosening. This applies particularly to the treatment of younger patients with Early-Onset-Osteoarthritis. Multiple anchoring concepts have been used in the past; however, some with poorer results than those with cemented polyethylenes. Modern, convertible implants with a “full-metal” glenoid and trabecular, metallic pegs seem promising and appear to have advantages over conventional systems with a cemented polyethylene. They can simplify bony augmentation of a glenoid defect, particularly in severe retroversion or biconcave glenoids (B2). Preoperative 3D-planning is strongly recommended to aid the surgeon in component placement and for augmentation purposes.
Zusammenfassung: Die Schulterendoprothetik – einschließlich Hemiendoprothese (HHA), anatomischer Totalendoprothese (aTSA) und inverser Schulterprothese (rTSA) – stellt eine etablierte Behandlungsoption bei degenerativen Schultererkrankungen und posttraumatischen Zuständen dar. Vor dem Hintergrund einer zunehmend älteren, zugleich aber sportlich aktiven Patientenschaft gewinnt die Frage der postoperativen Rückkehr zur sportlichen Aktivität an Relevanz. Diese Übersichtsarbeit analysiert die sportbezogene Reintegration unter Berücksichtigung des verwendeten Prothesentyps sowie der Sportart. Die höchsten Rückkehrraten wurden für die aTSA beschrieben (bis zu 92,6%), insbesondere auch bei Sportarten mit moderater Überkopfbelastung wie Schwimmen (82%) und Golf (78%). Nach rTSA lagen die Rückkehrraten zwischen 74 und 77%, wobei bevorzugt Sportarten mit geringerem Anspruch an die Rotatorenmanschette (z.B. Radfahren, Laufen) aufgenommen wurden. Für die HHA wurden Rückkehrraten um 71% berichtet, mit moderaten Erfolgen vor allem in Golf. Präoperative Aktivität, biologisches Alter und der individuelle postoperativ-funktionelle Verlauf sind maßgebliche Einflussfaktoren für die sportliche Rehabilitation. Die vorliegenden Daten verdeutlichen, dass die Rückkehr zum Sport nach Schulterendoprothetik in hohem Maße vom Prothesentyp, den spezifischen Anforderungen der gewählten Sportart und patientenindividuellen Voraussetzungen abhängt. Eine erhöhte Gefahr hinsichtlich einer aseptischen Lockerung oder erhöhten Revisionsoperationen lässt sich wissenschaftlich nicht bestätigen.
Summary: Shoulder arthroplasty – including hemiarthroplasty (HHA), anatomical total shoulder arthroplasty (aTSA), and reverse shoulder arthroplasty (rTSA) – is an established treatment option for degenerative shoulder diseases and post-traumatic conditions. The question of postoperative return to sporting activity is becoming increasingly relevant, given the rise in older, yet physically active, patient populations.This review analyzes return to sports, taking into account the type of prosthesis used and the nature of the sport. The highest return rates were reported for aTSA (up to 92.6%), particularly in sports involving moderate overhead activity, such as swimming (82%) and golf (78%). Following rTSA, return rates ranged from 74% to 77%, with a preference for sports that place lower demands on the rotator cuff (e.g., cycling, running). For HHA, return rates were approximately 71%, with moderate success observed especially in golf.Preoperative activity level, biological age, and individual postoperative functional recovery are significant factors influencing sports rehabilitation. Current data suggest that return to sport after shoulder arthroplasty largely depends on the type of prosthesis, the specific demands of the chosen sport, and individual patient factors.An increased risk of aseptic loosening or higher revision surgery rates cannot be confirmed based on the available scientific evidence.
Zusammenfassung: Die primär-traumatische Schultergelenkluxation ist überwiegend eine Verletzung des jungen Menschen. Unabhängig von einer darauffolgenden konservativen oder operativen Therapie ist das Risiko der Entwicklung einer späteren symptomatischen Instabilitätsarthrose erhöht. Durch eine exzentrische Belastung des Glenoids über die Zeit entwickelt sich häufig ein dorsaler Glenoidverbrauch. Dieser, sowie ausgeprägte ventrale und dorsale Knochenverluste oder auch gleichzeitig auftretende Rotatorenmanschettenläsionen stellen Herausforderungen für die Planung und Durchführung des Gelenkersatzes dar, die postoperativen Komplikationsraten sind erhöht. Die anatomische Prothese ist aktuell noch der am häufigsten implantierte Prothesentyp zur Behandlung der Instabilitätsarthrose in Deutschland. Häufige Komplikationen nach anatomischem Gelenkersatz sind jedoch die postoperative Instabilität, Lockerung der glenoidalen Komponente und der Verlust des Bewegungsumfangs. Das revisionsfreie Überleben wird nach 10 Jahren mit nur 61% angegeben. Angesichts der geringeren Komplikationsraten und der guten klinischen Ergebnisse ist ein Trend zur Implantation inverser Prothesen für das Krankheitsbild der Instabilitätsarthrose zu erwarten. Auch für Patientinnen und Patienten, die im hohen Alter erstmalig luxieren und sich dabei auf dem Boden einer degenerativen Vorschädigung der Rotatorenmanschette eine irreparable Rotatorenmanschettenmassenruptur oder eine Rotatorenmanschettenruptur bei vorbestehender Arthrose zuziehen, ist die inverse Prothese die Versorgung der Wahl. Die chronisch verhakte Schultergelenkluxation ist ein selteneres Krankheitsbild und resultiert meist aus einem zurückliegenden Trauma. Der glenoidale Knochenverlust sowie der weichteilige Schaden durch die oft langanhaltende Fehlposition des Humeruskopfes stellen erhebliche Herausforderungen dar, der endoprothetische Ersatz ist bisher mit hohen Komplikationsraten verbunden. Daher wurde durch die eigene Arbeitsgruppe ein neues Subklassifikationssystem entwickelt, das sich nach der Luxationsrichtung und dem glenoidalen Knochenverlust richtet. Erste Anwendungen dieser Klassifikation führten zu einer im Vergleich niedrigen Komplikations- und Revisionsrate sowie zu positiven klinischen Ergebnissen.
Summary: First-time traumatic shoulder joint dislocations predominantly affect young individuals. Regardless of subsequent conservative or surgical treatment, the risk of developing a symptomatic chronic dislocation arthropathy is increased. Over time, eccentric loading of the glenoid can result in posterior glenoid wear. This, along with ventral or posterior bone loss, as well as concomitant rotator cuff lesions, complicates the planning and procedure of joint replacement surgery, resulting in elevated postoperative complication rates. Currently, anatomic arthroplasty remains the most common procedure for the treatment of dislocation arthropathy in Germany. However, common complications following anatomical joint replacement include postoperative instability, glenoid component loosening, and loss of range of motion. The revision-free survival rate is reported to be 61% after 10 years. Given the lower complication rates and favorable clinical outcomes, a trend towards reverse arthroplasty for dislocation arthropathy is anticipated. Patients who experience their first shoulder dislocation at an advanced age often present with an irreparable rotator cuff tear due to pre-existing degenerative changes in the rotator cuff or may exhibit an acute rotator cuff tear in the context of pre-existing osteoarthritis. In these cases as well, the reverse shoulder prosthesis is considered the treatment of choice. Chronic locked shoulder joint dislocation is a rare condition, typically resulting from a trauma in the past. Glenoid bone loss and soft tissue damage due to the often prolonged malpositioning of the humeral head pose significant challenges, and arthroplasty has thus been associated with high complication rates. Consequently, our research group has developed a new subclassification system based on the direction of dislocation and the extent of glenoid bone loss. First applications of this classification have led to low complication and revision rates, as well as positive clinical outcomes.