Übersichtsarbeiten - OUP 05/2014

Die Behandlung der Rhizarthrose

Er berichtete über 97 Patienten und 151 Operationen im Zeitraum von 1976–1982. Das Verfahren von Beckenbaugh-Linscheid ist grundsätzlich eine Modifikation der Technik von Epping, mit dem Unterschied, dass bei der Sehnen-Zurückführung die Verbindung zum Hauptsehnenstrang der FCR-Sehne erfolgt.

Interessant ist zu bemerken, dass – wie oben erwähnt – Epping bereits in 1983 die Suspensionsarthroplastik ohne Sehneninterposition empfahl, während viele Handchirurgen die Interposition einer Sehnen-Rolle/Kugel im Sinne eines anatomischen Raumfüllers („Spacer“) für notwendig hielten [6]. Diese Theorie ließ sich anhand von Erfahrungen von Revisionsoperationen nicht halten. Es fanden sich an Stelle des Interponats nekrotische, degenerierte Reste, welche keine mechanische Stütze mehr bieten konnten.

In den nachfolgenden Jahren erschienen mehrere Veröffentlichungen zur Suspensionsarthroplastik in der internationalen Fachliteratur. Die biomechanisch zuverlässige Stabilisierung des Gelenks in Kombination mit der Trapezektomie hat die Erfolgsquote wesentlich verbessert. Eine Studie in 2009 konnte nachweisen, dass die Sehnenaufhängung auch bei Patienten im Frühstadium der Arthrose unter 55 Jahren zu einem dauerhaft guten Ergebnis führt [10].

Sigfusson und Lundborg berichteten in 1991 in einer schwedischen Fachzeitschrift für Plastische und Handchirurgie über eine einfache Suspensionsarthroplastik mittels Teiltransfer der Abductor-pollicis-longus- (APL) Sehne [9]. Dieses Verfahren hat sich auch in Deutschland neben der Operation nach Epping durchgesetzt und wird meistens „Operation nach Lundborg“ genannt [3]. Die Technik wird auch in unserer Klinik mit kleineren Modifikationen regelmäßig und erfolgreich verwendet. Abbildungen 4 und 5 zeigen das postoperative Röntgenbild nach Entfernung des großen Vieleckbeins und Suspensionsplastik.

Eigene Technik

Bei der Entfernung des großen Vieleckbeins wird ein kleiner Knochenspan mit Oszillationssäge entnommen (Abb. 8). Im Fall einer Skapho-trapezoidalen Arthrodese (ST) wird der Knochenblock in den Arthrodesenspalt eingebracht und mit einem Kirschner-Draht fixiert. Diese etwas aufwendige Art der Versorgung des mitbetroffenen Gelenks hat sich in unserer Praxis bewährt. (Abb. 9) Der fast immer vorliegende Falschansatz der APL-Sehne wird abgetrennt (Abb. 10). Dann wird ein kräftiger Teil der richtig ansetzenden APL-Sehne isoliert und proximal durchtrennt. So kann ein Sehnensegment von 5–6 cm gewonnen werden (Abb. 11), welches mittels einer feinen Klemme unter oder durch die FCR-Sehne geführt wird (Abb. 12). Die Unterführung wird mit einer 2/0 PDS-Naht gesichert. Die 2 Schlingen der APL-Sehne werden mit einer weiteren Naht adaptiert. Dann erfolgt die Refixierung der Kapsel an der Basis des 1. Mittelhandknochens unter Mitnahme der hochgezogenen APL-Schlinge (Abb. 13). Die überhängende Sehnenschlinge kann entweder zum abgetrennten Falschansatz der APL oder zu der Gelenkkapsel über dem Kahnbein angenäht werden (Abb. 14).

Alternative oder
operative Therapie

Die Aufhängung des 1. Mittelhandknochens mit alloplastischen Materialien (kräftige, nicht resorbierbare Fäden) ist eine auf der Hand liegende Alternative, wenn eine Sehnenaufhängung aus technischen Gründen nicht (mehr) möglich ist. Daher sind diese Techniken als Not- oder Rettungslösung zu interpretieren, besonders bei älteren Patienten wo die Gewebetraumatisierung in Grenzen gehalten werden muss.

Die klassische Methode der Umstellungsosteotomie nach Wilson, bei der ein streckseitiger Keil von der Basis des 1. MHK entnommen und so die Abduktionsstellung des 1. Fingerstrahls optimiert wird, gehört zur Vergangenheit, da die dynamischen Sehnenaufhängungen keine Mehrbelastung darstellen und wesentliche funktionelle Vorteile haben.

Die Versteifung des 1. Fingerstrahls im Sattelgelenk oder im Sinne einer Abduktionsarthrodese mit Beckenkammspan und Zuggurtung zwischen MHK I–II wird bei Rhizarthrose kaum noch eingesetzt. Die Abduktionsarthodese hat bei schwerwiegenden peripheren Nervenverletzungen Bedeutung.

Ein interessanter Beitrag stammt von Zancolli [11], in dem er der Meinung ist, dass die sog. akzessorischen Sehnen des M. abductor pollicis longus in den Frühstadien der Erkrankung durchtrennt werden sollten, um Scherkräfte des Gelenks zu vermeiden. Diese Sehnenverbindungen wurden bereits bei der Gelenkanatomie im Zusammenhang der gelenkstabilisierenden Strukturen erwähnt (s.a. Absatz Bänder und Sehnen). Zancolli berichtete 2001 über sehr gute Ergebnisse bei der Tenotomie. 97 % der operierten Patienten konnten beschwerdefrei zu ihrer Arbeit zurückkehren. Diese Beobachtung unterstützt die klinische Erfahrung von uns, dass fast in allen Fällen der Rhizarthrose unterschiedliche, aus der APL abzweigende akzessorische Sehnen vorgefunden werden, wo ein Vorteil zur Stabilisierung des Gelenks nicht unbedingt oder nur beschränkt vorliegen kann (z.B. Verbindungen zur Thenarfaszie oder Periosteum des Os trapezium, s. Abb. 10). Gleichwohl kann man in diesen Fällen von einer nicht achsgerechten Zugrichtung der Abduktor-Sehne ausgehen.

Interessenkonflikt: Der Autor erklärt, dass keine Interessenkonflikte im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors bestehen.

Korrespondenzadresse

Dr. med. Janos Hankiss

Klinik für Plastische, Ästhetische und Handchirurgie

Klinikum Lippe GmbH

Rintelner Straße 85

32657 Lemgo

info@hankiss.de

Literatur

1. Fontana L et al. Osteoarthritis of the thumb carpometacarpal joint in women and occupational risk factors: a case-control study. J Hand Surg Am. 2007; 32: 459–65

2. Schmidt HM, Lanz U. Chirurgische Anatomie der Hand. Stuttgart: Hippokrates Verlag, 1992

3. Horch E, Unglaub F. Rhizarthrose. In: Towfigh H, Hierner R, Langer M, Friedel R. Handchirurgie. Berlin, Heidelberg, New York: Springer Verlag, 2011: 1404–1411

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