Übersichtsarbeiten - OUP 09/2015

Kyphoplastie – effektive Behandlungsmethode für die Versorgung akut-traumatischer osteoporosebedingter Wirbelkörperfrakturen
Eine Zweipunkterhebung in den operativen FachdisziplinenEvaluation of data collected from different surgical specialties at two different times

Für die zweite Erhebung im Jahr 2012 ergab sich eine Zielgruppe von insgesamt 992 Abteilungen, wobei die Kriterien der Zielgruppe nicht geändert wurden. Der Erhebungszeitraum erstreckte sich von Februar bis Dezember 2012. Anders als in der ersten Erhebung, erfolgte die primäre Evaluation per E-Mail. Auch in der zweiten Untersuchung wurden alle primär nicht erhobenen Abteilungen telefonisch kontaktiert und erhielten den Fragebogen erneut per E-Mail. Die Kontaktdaten der zweiten Untersuchung entstammen dem systematischen Verzeichnis der Krankenhäuser und Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen aus dem Jahr 2009 des Statistischen Amts für Bund und Länder. Um jeweils vergleichbare Aussagen zu erhalten, wurden die Erhebungszeiträume so kurz wie nur möglich gehalten. Die gesammelten Daten wurden mittels deskriptiver und exploratorischer Statistik analysiert. Die p-Wert-Berechnungen erfolgten mittels McNemar-Test. In der vorliegenden Arbeit wurden die Daten all derjenigen Kliniken verglichen und ausgewertet, die an beiden Erhebungen teilgenommen haben.

Ergebnisse

Insgesamt haben 111 Abteilungen der Zielgruppe an beiden Erhebungen teilgenommen. Das entspricht einer Teilnehmerrate von 35,35 % im Jahr 2008 sowie 34,69 % im Jahr 2012.

Die Mehrheit der Antworten konnte sowohl im Jahr 2008 als auch 2012 in den unfallchirurgischen Abteilungen evaluiert werden (64 %). Die zweitmeisten Antworten stammen aus orthopädischen Abteilungen (21 %). 9 % aller Antworten entstammen neurochirurgischen Abteilungen und 5 % der Antworten wurden in gemeinsamen Zentren für Unfallchirurgie und Orthopädie erhoben. Der Antwortanteil der interdisziplinären wirbelsäulenchirurgischen Abteilungen betrug 1 %. Die Abbildung 1 stellt die Antwortverteilung grafisch dar.

Fallzahlen und operatives
Management

Da schon in der ersten Erhebung 2008 retrospektiv nach den Vorjahresfallzahlen für Wirbelkörperzementaugmentationen gefragt wurde, sollten die Anwender auch 2012 die Anzahl der Eingriffe aus dem Vorjahr, also 2011, angeben, um eine Aussage über die zeitliche Entwicklung der Fallzahlen treffen zu können (Abb. 2).

Vergleicht man die Anzahl der Wirbelkörperaugmentationen aus dem Jahr 2007 mit denen aus dem Jahr 2011, ergeben sich keine relevanten Veränderungen. 2007 führten 22,12 % der Befragten 0–20 Eingriffe durch, während 2011 38,17 % der Befragten angaben, 0–25 Operationen durchgeführt zu haben. Für das Jahr 2007 gaben 30,77 % der Befragten an, 20–40 Eingriffe durchgeführt zu haben, während für das Jahr 2011 29,09 % der Befragten angaben, 26–50 Eingriffe durchgeführt zu haben. 40,38 % der 2008 Befragten gaben an, im Jahr 2007 40–100 Operationen durchgeführt zu haben. 2011 haben 25,45 % zwischen 51 und 100 Eingriffe durchgeführt. Im Bereich sehr hoher Anwendungszahlen (> 100 Eingriffe/Jahr) ergab sich ebenfalls keine signifikante Änderung für die jährlichen Fallzahlen (6,73 % 2007 vs. 7,26 % 2011, p = 1). Im Jahr 2011 haben also ebenso viele Zentren mehr als 100 Kyphoplastien durchgeführt wie im Jahr 2007.

Die Anwender wurden befragt, wieviel Zeit von der Diagnosestellung einer osteoporosebedingten Wirbelkörperfraktur bis zur Operation vergeht. In der Studie aus dem Jahr 2012 wurde allerdings nochmals zwischen ambulanten Patienten ohne erinnerliches Trauma als Ursache für die Wirbelkörperfraktur und Patienten mit akuten immobilisierenden Schmerzen nach Trauma trotz analgetischer Therapie differenziert. Im Jahr 2008 gaben 68,42 % der Befragten an, bereits innerhalb der ersten 2 Wochen operativ tätig zu werden (Abb. 3).

Die Neuerung der Leitlinie zur Behandlung der Osteoporose der DVO 2009 forderte eine mindestens 3-wöchige, konservative analgetische Therapie und die Einleitung einer medikamentösen Osteoporosetherapie vor einer Operation. Die Untersuchung aus 2012 zeigt, dass der Großteil der Befragten bei ambulanten Patienten ohne erinnerliches Trauma als Ursache für die Wirbelkörperfraktur eine mindestens 3-wöchige, konservative Therapie versucht (70,58 %). Für Patienten mit akuten und immobilisierenden Schmerzen unter analgetischer Therapie zeigt sich jedoch ein anderes Ergebnis. In diesen Fällen wird die Indikation zur Operation früher gestellt. 73,33 % der Befragten versorgen diese Patienten innerhalb der ersten 7 Tage (Abb. 4).

Die Anwender minimalinvasiver Wirbelkörperaugmentationsverfahren wurden gefragt, ob sie weitere stabilisierende Eingriffe an der Wirbelsäule durchführen. Der Anteil an Operateuren, der neben Zementaugmentationen auch weitere stabilisierende Eingriffe an der Wirbelsäule durchführt, ist konstant hoch geblieben (89 % 2008 vs. 91 % 2012, p = 0,332). Weiterhin wurden die Anwender befragt, ob sie für Patienten mit osteoporosebedingter Wirbelkörperfraktur eine weiterführende Diagnostik sowie eine medikamentöse Osteoporosetherapie einleiten. Auch hier gab der Großteil der Befragten zu beiden Erhebungszeitpunkten an, dies zu tun (94 % 2008 vs. 93 % 2012, p = 1) (Abb. 5).

Diskussion

In der vorliegenden Studie wurden bundesweit alle operativen Fachabteilungen, bestehend aus unfallchirurgischen, orthopädischen, neurochirurgischen und wirbelsäulenchirurgischen Abteilungen zu 2 verschiedenen Zeitpunkten evaluiert. Ziel dabei war es, Änderungen in der Indikationsstellung sowie dem Procedere in der Versorgung osteoporosebedingter Wirbelkörperfrakturen mittels Ballonkyphoplastie aufzudecken. Von den in die Untersuchung eingeschlossenen Fachabteilungen konnten von 111 Studienteilnehmern zu beiden Erhebungszeitpunkten in den Jahren 2008 und 2012 Datensätze erhoben werden. Im Jahr 2008 wurden bundesweit insgesamt 1.330 und im Jahr 2012 insgesamt 992 Fachabteilungen angeschrieben. Diese Differenz erklärt sich einerseits durch Zusammenschlüsse und Schließungen von Krankenhäusern, andererseits durch das Zurückgreifen auf Kontakt- und Anschriftdaten über die Mitgliederverzeichnisse der DGU sowie DGOU in der Erhebung im Jahr 2008. Es konnte circa ein Drittel Studienteilnehmer der Gesamtzielgruppe zu beiden Zeitpunkten evaluiert werden (35,35 % 2008 und 34,69 % 2012).

SEITE: 1 | 2 | 3 | 4