Übersichtsarbeiten - OUP 06/2020
Langzeitergebnisse mit einer schenkelhalsteilerhaltenden Kurzschaftprothese (MiniHip, Corin)
Während der Implantation der Minihip-Prothese folgt der Schaft der Kurvatur des Schenkelhalses. Auf der Grundlage der individuell geplanten Schaftresektion kommt es hierdurch zu einer guten Rekonstruktion der Hüft-Geometrie [16]. Die Höhe der Schenkelhals-Osteotomie wird anhand der präoperativen Röntgenaufnahmen fest geplant und festgelegt. Bei einer Valgushüfte kommt es hierbei tendenziell eher zu einer tieferen Resektion, was zu einer Erhöhung des CCD-Winkels und einem geringeren Offset führt (Abb. 2); bei einer Varushüfte kommt es tendenziell eher zu einer höheren Resektion mit Erhöhung des Offsets und Erniedrigung des CCD-Winkels (Abb. 1).
Als intraoperative Landmarke für die femorale Osteotomie dient die Fossa piriformis, welche bei allen Zugangswegen gut einsehbar ist. Die Osteotomie wird parallel zur Hals-Kopf-Grenze durchgeführt; dieses führt zu einer Schenkelhalsosteotomie 90° in Relation zur medialen und ventralen Schenkelhalsbegrenzung (Abb. 5). Nach Eröffnung des Schenkelhalskanals im oberen äußeren Quadranten mit einer Ahle (Abb. 6) erfolgt dann die Schenkelhals- und die Schaft-Präparation mit unterschiedlichen und in der Größe aufsteigenden Impaktoren.
Postoperativ wurde den Patienten eine schmerzadaptierte Vollbelastung erlaubt. Insoweit keine Kontraindikation vorlag, erfolgte eine HO-Prophylaxe mit Ibuprofen für 10 Tage.
Die postoperativen Nachuntersuchungen erfolgten jährlich durch zwei unabhängige Untersucher. Präoperativ und jährlich postoperativ wurden der Oxford-Hip-Score (OHS) [9], sowie der Hip Dysfunction Osteoarthritis and Outcome Score (HOOS) [21] dokumentiert. Beide Scores sind validisierte und reliable Scores, um die Funktion nach Hüftendoprothese zu dokumentieren [9, 21].
Radiologische Untersuchungen wurden postoperativ, nach 6 Wochen und dann jährlich durchgeführt – dies in Form von Beckenübersichtsaufnahmen und axialen Aufnahmen der betroffenen Hüfte. Auffälligkeiten im Röntgenbild wurden anhand der Grünzonen lokalisiert und nach den Kriterien von Engh [11] eingeteilt. Veränderungen der Schaftposition wurden nach Morrey klassifiziert [27]. Die heterotopen Ossifikationen wurden dokumentiert nach der Brooker-Klassifikation [6]. Alle schaftbezogenen Komplikationen wie septische oder aseptische Lockerung, Infektion, Sinterung oder Dislokation wurden dokumentiert.
Die Datenanalyse wurde durchgeführt mittels des Excel-Statistik-Software-Pakets (Microsoft, Redmond, WA, USA) und der SPSS-Statistik Software 22.0 (SPSS Inc., Chicago, Illinois, USA).
Die vorliegende prospektive Untersuchung war genehmigt bei der Ethik-Kommission der Ärztekammer Nordrhein unter der Nr. 2011379. Alle Patienten gaben ihr schriftliches Einverständnis zur Teilnahme an dieser Studie.
Ergebnisse
HOOS- und OHS-Score zeigen nach einem steilen Anstieg im ersten postoperativen Jahr einen konstanten Verlauf über die nächsten Jahre (Abb. 7).
Bezüglich des primären Outcomes wurde die Schaftrevision bei Lockerung oder Versagen als Endpunkt angesehen. In unserer Serie fanden sich zwei Fälle mit aseptischer Lockerung, die 4 und 12 Monate nach dem initialen Eingriff klinisch symptomatisch wurden. Es fand sich hier eine Nachsinterung von 12 bzw. 15 mm (Abb. 8). Bei diesen Patienten wurde eine einzeitige Revision auf einen konventionellen Schaft durchgeführt. Hierdurch ergab sich eine Überlebensrate bezüglich der aseptischen Lockerung 9–10 Jahre nach der Implantation von 98,66 % (147 von 149).
Bezüglich des primären Outcomes wurde die Schaftrevision bei Lockerung oder Versagen als Endpunkt angesehen. In unserer Serie fanden sich zwei Fälle mit aseptischer Lockerung, die 4 und 12 Monate nach dem initialen Eingriff klinisch symptomatisch wurden. Es fand sich hier eine Nachsinterung von 12 bzw. 15 mm (Abb. 6). Bei diesen Patienten wurde eine einzeitige Revision auf einen konventionellen Schaft durchgeführt. Hierdurch ergab sich eine Überlebensrate bezüglich der aseptischen Lockerung 9–10 Jahre nach der Implantation von 98,66 % (147 von 149).
Ein anderer Patient hatte eine symptomatische Exostose mit chronischer Bursitis und Schenkelhalsschmerzen. Neben der Entfernung der Exostose wurde auch gleichzeitig eine Schaftrevision auf einen Standard-Schaft durchgeführt. Ein weiterer Patient erlitt eine septische Lockerung mit einem Propioni acnes Bakterium 20 Monate postoperativ. Hieraus ergibt sich eine Überlebensrate für Revisionen jeglicher Art des Schaftes von 97,32 % (145 von 149). Es fand sich keine einzige Luxation in dieser Serie.
Eine andere wichtige Ergebnisvariable stellt die Pfannenrevision dar. In der vorliegenden Serie hatten wir einen Patienten mit einer aseptischen Pfannenlockerung 4 Monate postoperativ. Ein weiterer Patient hatte ein symptomatisches Iliopsoas-Impingement im Bereich der ventralen Pfannenbegrenzung einhergehend mit einer Fühllockerung innerhalb der ersten drei Wochen. Hieraus ergab sich eine Überlebensrate der Pfannen von 98,66 % (147 von 149). Wir hatten keinerlei weitere Komplikationen zu verzeichnen. Es kam nicht zu einer Dislokation der Prothese, ebenso nicht zu periprothetischen Frakturen oder zu tiefen Venenthrombosen sowie Nervenläsionen.
Radiologische Ergebnisse
Die Nachsinterung (Subsidence) wurde dokumentiert anhand der Morrey-Klassifikation [27]. Neben den zwei bereits oben dargestellten symptomatischen Nachsinterungen konnten wir eine weitere asymptomatische Nachsinterung ein Jahr nach der Operation dokumentieren. Diese betrug 6 mm. Der Patient war asymptomatisch und wünschte hier keine Revision des Schaftes.
An heterotrophen Ossifikationen fanden sich 3 Ossifikationen im Stadium Brooker II und 6 Ossifikationen im Stadium Brooker I (Abb. 9).
Periprothetische Knochenresorptionen oder Knochenreaktionen wurden anhand der unterschiedlichen Grünzonen ebenso dokumentiert (Abb. 10). Ein Patient zeigte eine Knochenatrophie mit einer Osteolyse von mehr als 2 mm in Grünzone 1, 7, 8 und 14. Weitere Patienten mit Knochenresorptionen oder -reaktionen von mehr als 2mm konnten nicht festgestellt werden. Kleinere Osteolysen von weniger als 2 mm umgeben von einer sklerotischen Linie wurden bei der größeren Zahl der Patienten an der Schaftspitze (polierte Schaftspitze) gefunden. Dieser Bereich war bewusst beim Prothesendesign nicht für einen knöchernen Einbau gedacht (Abb. 8).