Übersichtsarbeiten - OUP 04/2020

Multimodale Therapie bei chronischer Lumbago
Gemeinsam sind wir stärker!

Wichtig bei der Behandlung chronischer Schmerzen ist ein ganzheitlicher Ansatz im ureigensten Sinn, d.h. es darf nicht nur z.B. der schmerzende Rücken betrachtet, sondern der Mensch muss in seinem sozialen Umfeld gesehen werden und es müssen auch schmerzpsychologische Kriterien berücksichtigt werden (biopsychosoziales Modell, s.o.). Die multimodale Schmerztherapie stellt die Bausteine medizinische Behandlung, intensive Information und Schulung auf der Basis des biopsychosozialen Schmerzmodells, körperliche Aktivierung (mit verhaltenstherapeutischen Anteilen), psychotherapeutische Behandlungsmaßnahmen und weitere übende Behandlungsverfahren nahezu gleichwertig nebeneinander. Nur so lassen sich Risikofaktoren bzgl. einer weiteren Schmerzchronifizierung erfassen und berücksichtigen [27, 42]. Ein multimodales, ganzheitliches Behandlungskonzept lässt sich nur durch ein multiprofessionelles Therapeutenteam realisieren. Für Patienten mit Rückenschmerzen sollte bei Bestehen der Schmerzen über 6 Wochen und bei Vorliegen von Einschränkungen in der alltäglichen Lebensführung das Vorliegen von Risikofaktoren zur Chronifizierung („yellow flags“) geprüft werden. Liegen diese vor, kann eine multimodale Schmerztherapie angezeigt sein. Eine multimodale Schmerztherapie kann in ambulantem oder stationärem Rahmen erfolgen.

Fazit

Eine Therapieform alleine ist bei chronischer Lumbago nicht zielführend. Es besteht umfangreiche Evidenz eines interdisziplinären Therapieansatzes zur Behandlung chronischer Schmerzen mit bewegungstherapeutischen und psychologischen Elementen [20, 71]. Wenn es bei Ihren Patienten zu anhaltenden oder progredienten Alltagseinschränkungen aufgrund chronischer Lumbago kommt, sollte mindestens eine interdisziplinäre Behandlung oder noch besser eine multimodale Schmerztherapie erfolgen. Insbesondere vor operativen Maßnahmen sollten die konservativen Maßnahmen ausgeschöpft werden.

Interessenkonflikte:

Keine angegeben.

Das Literaturverzeichnis zu diesem Beitrag finden Sie auf: www.online-oup.de

Korrespondenzadresse

Dr. Michael Fritz

Ärztlicher Sektionsleiter Schmerztherapie

SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach

Guttmannstraße 1

76307 Karlsbad

michael.fritz@srh.de

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