Übersichtsarbeiten - OUP 02/2023
Osteochondrale Läsionen des TalusEin aktuelles Review
Durch die Kombination der retrograden Anbohrung mit Fragment-Refixation können Erfolgsquoten von bis zu 90 % erzielt werden.
Für die MF zeigte eine ausgedehnte zusammenfassende Übersichtsarbeit, mit 1105 Patientinnen und Patienten eine Gesamterfolgsrate von 79 % [5]. Dabei zeigte sich für OCD-Läsionen mit dem Stadium I-III nach Berndt und Harty bessere Ergebnisse mit 82–86 %. Für das Stadium IV und zystische Läsionen werden komplexere Verfahren notwendig. Es handelte sich um retrospektive Studien mit einem heterogenen Patientengut [5].
Eine weitere Arbeit, welche die Gesamtergebnisse nach dem chirurgischen Verfahren und unabhängig vom Ausgangsbefund analysierte, zeigte die Erfolgsraten für Transplantationsverfahren in 84 %, Fragment-Refixation in 82 %, MF in 76 % und alleinigem Debridement in 71 % der Fälle [2].
Ob die AMIC gegenüber der singulären MF bessere Resultate liefert, konnte bisher keine Studie zeigen.
Auf Grund dieser wissenschaftlichen Datenlage kann man für die Praxis aktuell die MF für kleine OCD-Läsionen mit einem Durchmesser von bis zu 10 mm und einer Tiefe von weniger als 5 mm anwenden [23].
Autologe Knorpelzell-
Transplantation (ACT)
Bei Betrachtung der ACT sollte die Periostlappen basierte von der matrix-assoziierten Technik (MACT – matrixassoziierte autologe Chondrozyten Transplantation), die sich mittlerweile in der 4. Generation befindet, differenziert werden.
Im Zuge des Konsensus-Treffens 2017 wurde eine gute Übereinkunft erzielt für die Anwendung der MACT bei Knorpelschäden mit einer Größe von mehr als 1 cm2 für die primäre Behandlung als auch die Revisionssituation, auch wenn kein Containment mehr besteht [24].
Osteochondraler Transfer (Transplantation) – OCT
Der osteochondrale Transfer wird auch als OATS bezeichnet (Osteochondral Autograft transplantation System). Als Mosaikplastik werden mehrere transplantierte Knorpelknochenzylinder gemeint. In vereinzelten Arbeiten werden diese Verfahren sogar synonym bezeichnet. Allerdings sollte man diese Verfahren differenziert betrachten, da bei der OATS ein oder mehrere Zylinder in einer Lückenfreien Technik eingesetzt werden, wohingegen bei der Mosaikplastik Lücken bzw. Spalten zwischen den implantierten Zylindern bestehen. In letztere kann Synovialflüssigkeit eindringen und den subchondralen Knochen (SCK) beeinträchtigen [21].
Einzelne Studien zeigten sehr gute und gute Ergebnisse nach Mosaikplastik in 34 von 36 Fällen und befriedigende in 2 von 36 Fällen mit einem mittleren Beobachtungszeitraum von 4,2 Jahren [25]. Vergleichbar gute Ergebnisse wurden durch mehrere Arbeitsgruppen bestätigt [26, 27]. Lediglich 1 Studie aus der Schweiz kam zu weniger guten Ergebnissen mit moderaten Ergebnissen und postoperativ nachweisbaren subchondralen Zysten in 66 % der Fälle [28].
Die Zusammenfassung von 11 Studien mit 500 Sprunggelenken zeigte nach OCT mit einem Beobachtungszeitraum von durchschnittlich 62,8 Monaten gute und sehr gute Resultate in 87 % [29]. In 6,2 % (31 von 500 Gelenken) musste revidiert werden. In 1 % kam es zum Therapieversagen (5 von 500 Fällen). An der Entnahmestelle kam es in insgesamt 3,6 % der Fälle (18 von 500) zu Beschwerden [29].
Weitere Untersuchungen betrachteten insbesondere die Entnahmemorbidität, welche 6,7–10,8 % beinhaltete [30].
Der Gelenkbinnentransfer eines osteochondralen Zylinders (OCT) wurde erstmals 2002 berichtet mit guten Ergebnissen für alle 12 Patientinnen und Patienten mit einer Beobachtungszeit von 2 Jahren [31]. Allerdings besteht hier die technische Grundproblematik, dass die Entnahme und zu rekonstruierende Zone sehr nahe liegen, so dass sich diese Technik nicht flächendeckend durchgesetzt hat.
Hinsichtlich der Anwendung von konzentriertem Knochenmarksaspirat und Platelet Rich Plasma (PRP) gibt es nur vereinzelte Studienergebnisse mit einer sehr geringen Patientenzahl, so dass man sich im Zuge des internationalen Konsensus-Treffens zu diesen Optionen nicht äußerte.
Minced Cartilage zur Knorpelrekonstruktion oder zusätzliche Knorpel-Knochen-Rekonstruktion mittels autologer Knochen und Knorpel-Transplantation mit Minced Cartilage (Autologous Dual-Tissue Transplantation) [33]:
Dieses Behandlungsprinzip wurde erstmals bereits von Albrecht 1982 deutschsprachig publiziert [32]. Das Behandlungsprinzip beruht darauf, dass im Zuge der Knorpelrekonstruktion bzw. Arthroskopie Knorpelgewebe entnommen und kontrolliert fragmentiert wird. Anschließend werden letztere in den Knorpeldefekt eingebracht. Da die Knorpelzellen vital bleiben, können diese im Weiteren eine hyalin-ähnliche Knorpelmatrix bilden [33].
Bestehen zusätzliche Knochendefekte, können diese durch autologe Knochenübertragung aufgefüllt und mit dem Minced Cartilage Prinzip gedeckt bzw. rekonstruiert werden [34]. Die Abbildungen 1–3 zeigen ein Fallbeispiel (Abb. 1–3).
Talarer Teilersatz (Hemi CAP®)
Für biologische Therapieversager und insgesamt guter Gelenkfunktion kann als limitierte Indikation ein talarer Mini-Teilersatz (Hemi CAP®) gesehen werden, insbesondere wenn keine relevante Arthrose besteht und das Gelenk erhaltenswürdig ist.
Die Studienlage ist nachvollziehbarerweise auf Grund der seltenen Konstellation noch überschaubar. Einzelne Arbeitsgruppen haben über verhältnismäßig unbefriedigende Ergebnisse berichtet mit Revisionsraten von bis zu 70 % [35]. Nur zwei Arbeitsgruppen mit 31 und 38 Fällen konnten gute Ergebnisse feststellen [35, 36]. Die sportliche Rehabilitation konnte in ca. 77 % der Fälle erreicht werden [37].
Diskussion und
Schlussfolgerungen
Die konservative Therapie kann für mechanisch stabile und nicht sklerosierend abgegrenzte OCD-Herde erfolgen mit einer Entlastungszeit von 4–6 Wochen, wobei auch die Ruhigstellung erfolgen sollte. Bei relevanter Schwellung oder Schmerzen helfen nicht steroidale Antiphlogistika. Kontroll-MRTs sind zu empfehlen. Patientinnen und Patienten sollten über die eher mäßigen Erfolgsaussichten der konservativen Therapie informiert werden, so dass gemeinsam eine individualisierte Entscheidung getroffen werden kann.