Übersichtsarbeiten - OUP 01/2025

Konservative Therapie und arthroskopische CAM-Prozedur bei der Schulterarthrose
Wie kommen wir zu guten Ergebnissen?

Lars Victor von Engelhardt, Robert Hudek

Zusammenfassung:
Die Omarthrose zeigt ein vielschichtiges klinisches Bild. Die Therapiemöglichkeiten sind nicht minder vielfältig. Je nach den erhobenen Befunden zeigen rein arthroskopische gelenkerhaltende Therapieoptionen u./o. konservative Möglichkeiten sehr gute Ergebnisse. Hierbei bedarf die/der Arthrosepatientin/-patient einer individuellen Abwägung der gelenkerhaltenden Operation oder eines Gelenkersatzes. Aktuell anerkannte Verfahren wie die arthroskopische CAM (Comprehensive Arthroscopic Management)- Prozedur an der Schulter sind anspruchsvoll und bedürfen ein differenziertes, individuell ausgerichtetes Vorgehen. Für diese gelenkerhaltenden Verfahren gilt, je früher, desto besser. Ein Herauszögern schmälert die Ergebnisse dieser Operationen. Der frühe korrigierende Eingriff in Kombination mit einer konservativen, individuell ausgerichteten Therapie ist für viele Patientinnen und Patienten das am ehesten erfolgreiche Konzept.

Schlüsselwörter:
Omarthrose, Schulterarthrose, konservative Therapie, Comprehensive arthroscopic management (CAM), Schulterarthroskopie, CAM-Prozedur

Zitierweise:
von Engelhardt LV: Konservative Therapie und arthroskopische CAM Prozedur bei der Schulterarthrose. Wie kommen wir zu guten Ergebnissen?
OUP 2025; 14: 02?09
DOI 10.53180/oup.2025.0002-0009

Summary: Omarthrosis has a complex clinical appearance. Therapy options are no less diverse. Depending on the clinical appearance, arthroscopic joint-preserving treatment possibilities and/or conservative options show very good results. The shoulder osteoarthritis patient requires an individual consideration of a joint-preserving operation or a joint replacement. Currently recognized concepts such as the arthroscopic CAM (Comprehensive Arthroscopic Management) procedure on the shoulder are demanding and require a differentiated and individual approach. The principle applying to these joint-preserving procedures is: the sooner the better. A delayed treatment diminishes the surgical results. An early corrective intervention in combination with a customized conservative therapy is the most successful concept for many patients.

Keywords: omarthrosis, shoulder osteoarthritis, conservative therapy, Comprehensive Arthroscopic Management (CAM), shoulder arthroscopy, CAM procedure, glenoid morphology

Citation: von Engelhardt LV: Conservative therapy and arthroscopic CAM procedure for shoulder osteoarthritis. How do we achieve optimal results?
OUP 2025; 14: 02?09. DOI 10.53180/oup.2025.0002-0009

L.V. von Engelhardt: Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke & Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sportmedizin, Klinikum Peine

R. Hudek: ATOS Klinik Fleetinsel, Hamburg

Arthrose der Schulter

Nach den Total- und Partialrupturen der Rotatorenmanschette, die mit ca. 2/3 der Fälle die weitaus häufigsten Auslöser chronischer Schulterschmerzen darstellen [62], ist die Omarthrose mit bis zu 17 % der Fälle eine weitere sehr häufige Ursache [15, 17]. Die Ätiologie der Schulterarthrose wird als primär oder idiopathisch und weniger häufig als sekundär beschrieben. Die primäre Form ist multifaktoriell, wobei ein Mosaik an genetischen und metabolischen Prädispositionen eine Freisetzung von Zytokinen und Entzündungsmediatoren mit einer Degeneration des Gelenkknorpels nach sich zieht [4, 17, 28, 71]. Mit dem Knorpelabbau reagiert der subchondrale Knochen mit Sklerosierungen und Zystenbildungen. Die Synovia zeigt einen chronischen Entzündungsprozess. Im Weiteren findet sich das Bild einer fibrösen, adhäsiven Entzündung mit entsprechenden Bewegungslimitierungen und Schmerzen. Bildgebend zeigen sich dann oft Osteophyten, Deformierungen und Überbauungen der Gelenk?ächen (Abb. 1 a–c). Oft finden sich freie artikuläre, knorpelige Gelenkkörper, die dann rund um das Glenoid und unterhalb des Korakoides zu finden sind [2, 77]. Ursachen sekundärer Arthrosen sind Humeruskopfnekrosen, Infekte, Traumata, Störungen des Immunsystems wie die rheumatoide Arthritis etc. [62]. Eine besondere Gruppe sekundärer Arthrosen sind Instabilitätsarthrosen. Hier findet sich eine vermehrte Translation nach dorsal. Dies findet sich meist als nicht versorgte, chronische Instabilität, aber auch als Folge bspw. nicht-anatomischer Stabilisierungsoperationen. Die vermehrte hintere Translation des Humeruskopfes führt erst nach einem längeren stummen Intervall zu einem konsekutiven hinteren Knorpel- und Pfannenabrieb. Kommt es zu Beschwerden, zeigt sich häufig ein Knochenabrieb am dorsalen Glenoid (Abb. 1a) [70].

Klinisch ist die Omarthrose ein Mischbild mit zunehmenden Schmerzen und einer zunehmenden Bewegungsstörung. Es beginnt mit der Unfähigkeit, die Schulter nach außen zu rotieren und im Weiteren mit einer Reduktion der Abduktion in eine Schultersteife, Überkopfaktivitäten können oft nicht mehr ausgeführt werden. Besonders gestört ist die Lebensqualität, wenn neben den Schmerzepisoden auch Ein- und Durchschlafstörungen hinzukommen und somit die psychosoziale Gesundheit angegriffen ist [34, 68]. Anhaltende Schulterschmerzen beeinträchtigen nicht nur die Aktivitäten des Alltags, sie haben auch einen signifikanten Einfluss auf die Lebensqualität und die Psyche. Das Spektrum reicht von Verstimmungen bis hin zu psychosozialen Problemen, Schlafstörungen und Depressionen [36, 69].

Die übliche Bildgebung umfasst ein true-a.p.- und axiales Röntgen (Abb. 3), sowie häufig auch eine Y-Aufnahme. Typisch sind osteophytäre Ausziehungen am Unterrand des Humeruskopfes und teilweise am Glenoid. Insbesondere diese kaudalen Überbauten sind von Interesse, weil sie signifikant mit der Ausprägung der eingeschränkten Gelenkfunktion korrelieren [25]. Daher wird die Größe der Osteophyten an der humeralen Seite zur Gradeinteilung einer Omarthrose verwendet. In der weitläufig verwendeten Gradeinteilung nach Samilson liegt bei einer Größe der inferioren Osteophyten von < 3 mm eine milde Arthrose, Grad I, vor (Abb. 1e). Eine moderate, zweitgradige Arthrose ist durch eine Größe von 5–7 mm definiert (Abb. 1b). Beim Grad III, der schweren Arthrose, misst der inferiore humerale Osteophyt mehr als 7 mm (Abb. 1c) [61].

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