Übersichtsarbeiten - OUP 07-08/2014

Langzeitbeobachtung Knieendoprothetik Genesis II im honorarbelegärztlichen Modell

M. Edinge1, I.R. König2, M. Lengsfeld1

Zusammenfassung: Beobachtet wurde ein Genesis II-Knie-system-Patientenkollektiv, welches ausschließlich in einem innovativen, sektorenübergreifenden System versorgt und ausschließlich durch ein und demselben orthopädischen Chirurgen operiert wurde (99 Gelenke, 84 Patienten). Ein retrospektives, monozentrisches, observationelles, nicht komparatives und einarmiges Studiendesign mit Evidenzstärke III liegt vor.

Soweit bekannt, werden erstmals mittel- bis langfristige Nachuntersuchungsergebnisse des Genesis II-Knieprothesensystems vorgestellt, bei der sämtliche Endoprothesen durch ein und denselben Operateur in einer gleichbleibenden und standardisierten Technik innerhalb eines honorarbelegärztlichen Modells versorgt wurden.

Schlüsselwörter: Knieendoprothetik, Genesis II, Knee Society Score, Honorarbelegarzt, habituelles Wohlbefinden

Zitierweise
Edinge M, König IR, Lengsfeld M: Langzeitbeobachtung Knieendoprothetik Genesis II im honorarbelegärztlichen Modell.
OUP 2014; 7: 360–369 DOI 10.3238/oup.2014.0360–0369

Abstract: The Genesis II knee system was evaluated including 99 joints and 84 patients. All operations were performed by the first author, who works as an attending doctor in an innovative cross-sectoral care model. The study is based on a retrospective, mono centre, non-comparative and single arm design with an evidence level III.

As far as the authors know, the first mid and long term follow up study of the Genesis II knee system is presented on the basis of this specific setting: all operations were done by one doctor within a consistent cross-sectoral care model.

Keywords: knee arthroplasty, Genesis II, Knee Societey Score, cross-sectoral, habitual health

Citation
Edinge M, König IR, Lengsfeld M: Long term follow up knee arthroplasty Genesis II in an attending doctor setting
OUP 2014; 7: 360–369 DOI 10.3238/oup.2014.0360–0369

Einleitung

Die Knieendoprothetik gehört neben der Hüftendoprothetik zu den erfolgreichsten Verfahren in der orthopädischen Chirurgie und zu den Verfahren mit einer hohen Kosteneffizienz [1]. Gegenstand der vorgelegten Arbeit ist das Genesis II Knieprothesensystem (Fa. Smith & Nephew) als eine moderne und weltweit in hoher Fallzahl verbreitete Oberflächenersatzprothese.

Sektorenübergreifendes
Versorgungssystem

Der Erstautor der hier vorgelegten Arbeit startete im Jahre 1998 als in Praxisgemeinschaft tätiger niedergelassener Orthopäde, zusammen mit der Geschäftsführung des SCIVIAS Krankenhauses St. Josef, Rüdesheim am Rhein, eine Kooperation auf dem Gebiet der orthopädischen Chirurgie und speziell der Endoprothetik. Die Patienten wurden teilweise über Jahre hinweg konservativ vorbehandelt. Nach dann erfolgter Indikationsstellung zur endoprothetischen Versorgung wurden diese in die chirurgische Hauptabteilung eingewiesen und in einer honorarbelegärztlichen Tätigkeit vom gleichen Arzt persönlich operiert. Die langfristige Nachbehandlung des Endoprothesenträgers fand wiederum in der Praxis statt. Im Unterschied zum herkömmlichen Belegarztsystem sind die Patienten während des stationären Aufenthalts ausschließlich Patienten der Klinik. Im Gegensatz zum belegärztlichen System erfolgt die Abrechnung innerhalb des DRG-Systems, allein durch das Krankenhaus mit den ungeminderten Relativgewichten. Im Nachgang erhält der leistungserbringende externe Operateur einen prozentualen Anteil der vom Krankenhaus eingenommenen DRG-orientierten Fallpauschale.

Der Erstautor gehört nach seinem Kenntnisstand zu den ersten niedergelassenen Orthopäden in Hessen, die diesen Weg beschritten und das Modell entwickelt und geprägt haben.

Ziele der Arbeit

Im Rahmen einer retrospektiven Beobachtungsstudie soll das Genesis II-Kniesystem bezüglich radiologischer und klinischer Parameter evaluiert werden. Beobachtet wird dabei ein Patientenkollektiv, welches ausschließlich in einem sektorenübergreifenden, honorarbelegärztlichen System versorgt und ausschließlich durch ein und demselben orthopädischen Chirurgen operiert wurde.

Das Genesis II-Knieprothesensystem (Smith & Nephew, Memphis, USA) wurde 1996 in den Markt eingeführt und wird bis zum heutigen Tage in unverändertem Design verwendet. Die Femurkomponente besteht aus einer Kobalt-Chrom-Molybdän Gusslegierung, die Tibiakomponente aus einer Titan-Aluminium Legierung
(TI AL 6 V4) und Polyethyleninlay
aus UHMWPE Gussformstücken (UHMWPE: ultra high molecular weight polyethylene).

Das System ist in 8 verschiedenen femoralen und tibialen Größen erhältlich und wurde im Rahmen der vorliegenden Arbeit ausschließlich in vollzementierter Version und der CR-Variante eingesetzt (CR: cruciate retaining). Das System sieht auch einen Patellarückflächenersatz optional vor, wobei in dem hier vorgelegten Untersuchungskollektiv in keinem der Fälle ein Rückflächenersatz verwendet wurde.

Material und Methoden

Studienziele

Die retrospektive Beobachtungsstudie dient zur Überprüfung des Genesis II-Kniesystems als „state-of-the-art“ Implantat bezüglich radiografischer und klinischer Performance. Dafür sind folgende Endpunkte vorgesehen:

Evaluierung der Wirksamkeit

Evaluierung von Funktion, Bewegungsradius und Schmerzen mittels Knee Society Score (KSS).

Radiografische Veränderungen definiert als strahlendurchlässige Linien, Osteolyse, Hypo- und Hypertrophie, Lockerung des Implantats oder Migration auf standardmäßigen a/p- und lateralen Röntgenaufnahmen. Unter Zugrundelegung der Empfehlungen der amerikanischen Knee Society [2] wurden die tibialen und femoralen Implantatgrenzflächen jeweils in 7 Zonen eingeteilt (Abb. 2).

Evaluierung der Sicherheit

Intra- und perioperative implantatbezogene unerwünschte Ereignisse (AEs) und Komplikationen bis zur Entlassung.

Postoperative AEs bis zum letzten Nachuntersuchungszeitpunkt.

Die Lebensqualität der Patienten wurde anhand eines validierten Fragebogens erhoben. Die Patientenzufriedenheit über das sektorenübergreifende Versorgungssystem wurde mittels speziell dafür entwickelten Fragen evaluiert. Sämtliche Daten wurden von unabhängigen Untersuchern erhoben.

Bei dieser Beobachtungsstudie handelt es sich um eine monozentrische, observationelle, nicht komparative einarmige retrospektive Analyse einer konsekutiven Patientenkohorte.

Patienten, die in dieser retrospektiven, monozentrischen klinischen Beobachtungsstudie aufgenommen wurden, erfüllten alle Einschlusskriterien:

Primäre totale Knieendoprothese der betroffenen Seite (unilateral oder bilateral).

Patient muss einen Genesis II-Knieoberflächenersatz implantiert haben.

Implantation ausschließlich durch einen Operateur, Michael Edinge, Facharzt für Orthopädie.

Implantation im Zeitraum von 1999–2004.

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